Datum: 11. Juli 2014
Ort: Park im Grünen – Basel
Festival Webseite: Summerstage
Bands: Deep Purple / The Dandy Warhols / The Jimmy Miller Incident
Die Summerstage Basel ist ein junges Festival, das seit 2011 nationale und internationale Musiker in den lauschigen Park im Grünen lockt. Am zweiten Tag des diesjährigen Festivals gaben sich The Jimmy Miller Incident, The Dandy Warhols und Deep Purple die Ehre.
Genauso alt wie die Summerstage sind auch The Jimmy Miller Incident: eine Band mit erfahrenen Musikern, die in der Vergangenheit in The Scrucialists, Nadia Leonti, Static Frames, Phenomden oder Yum Yum Yum mitgespielt haben.
Das Basler Original Sebastian Hausmann (ex-Lovebugs und Fucking Beautiful) gründete The Jimmy Miller Incident zusammen mit Luc Montini und die Band wuchs bald zu einem Quintett heran, das mit knackigen Riffs und von den Rolling Stones beeinflusstem Rock zu überzeugen wusste. So auch im Park im Grünen: da war solides Handwerk und viel Spielfreude zu hören und sehen. Showman Hausmann spielte dabei Sänger Mikhail Felix fast an die Wand, doch letzterer hielt seinem Bandkollegen dank seiner starken Stimme stand.
Mit The Dandy Warhols kam danach ein Hauch der 90er Jahre auf.
Seit 1994 sind die amerikanischen Dandies im Geschäft und spielen eine Mischung aus Indie, Grunge und Rock. Der Band mangelte es an Charisma; die Musiker standen an diesem Abend statisch hinter ihren Mikrofonen und kommunizierten kaum mit dem Publikum. Dennoch ein gutes Konzert, das gleich am Anfang die grossen Songs „We Used To Be Friends“ und „Not If You Were The Last Junkie On Earth“ verpulverte, um dann zunehmend eigenbrötlerischer und interessanter zu werden. Da wurden der Gitarre Heultöne entlockt und dem Gesang eine schluderige Intonation abgerungen, während das Keyboard langgezogene Electroklänge beisteuerte.
Die Songs „Godless“, „Pete International Airport“ und „Boys Better“ verschmolzen zu einem einzigen Lied, dessen psychedelische Elemente fast schon ins Experimentelle gingen – ein gewagtes Unternehmen an einem Festival, an dem sich Rockfans versammelt hatten, die nur auf Deep Purple warteten.
Ein kleines Kontingent an Dandy Warhols Anhängern sorgte trotzdem für Stimmung, vor allem bei „Bohemian Like You“ – dem Song, der Anfang des Jahrtausends während einer Fehde zwischen den Dandies und The Brian Jonestown Massacre entstand. Über den Streit zwischen den beiden Bands wurde damals sogar ein Dokumentarfilm gedreht („Dig!“). Am Summerstage Konzert prangten auf dem T-Shirt von Keyboarderin Zia McCabe die Worte „The Dandy Warhols Massacre“: eine selbstironische Anspielung auf die Fehde, die darauf hoffen lässt, dass sich der Streit inzwischen gelegt hat.
Und dann Deep Purple. „We’ve never played in front of a giant apostrophe before“, meinte Sänger Ian Gillan lachend zu Beginn ihres Konzerts: ein Hinweis auf die Topographie des Parks im Grünen, bei dem sich die Zuschauermenge wie eine Apostrophform auf dem Hügel verteilte. „Dear apostrophes“ war denn auch während des ganzen Abends Gillans Kosename für das Publikum.
Der Frontmann versprühte eine Energie, die von seinen Mitstreitern Steve Morse (Gitarre), Don Airey (Keyboard), Roger Glover (Bass) und Ian Paice (Schlagzeug) geteilt wurde. Da war ein gut eingespieltes Team auf der Bühne, dessen jahrelange Erfahrung deutlich zu spüren war.
Von Routine konnte aber keine Rede sein – Deep Purple spielten freudig und voller Schalk ein Rockkonzert, das manch jüngeren Bands den Rang ablaufen könnte. Die Band klang zeitlos und war in den Genre-typischen Solos doch Vertreter ihrer Epoche.
Die Musiker wagten Ausflüge in die Klassik: Steve Morse griff in seinen Gitarren-Soli zu Arvo Pärt-ähnlichen Klängen, während Don Airey ein Medley an Mozart und Rossini bot und sich Ian Paice in „The Mule“ am Schlagzeug austobte. Klar, dass – unter vielen anderen Klassikern – „Lazy“, „Hush“, „Black Night“ und ein frisch und kantig gespieltes „Space Truckin'“ nicht fehlen durften. In der Zugabe erfreute ein Booker T. & The MG’s Cover von „Green Onions“, und bei „Smoke On The Water“ war es dann restlos um die Zuschauer geschehen: Jung und Alt sangen aus voller Kehle mit. Deep Purple: eine Band, die voller Elan die Generationen vereint.
Text + Bilder: Anna Wirz