Datum: 16. – 18. August 2012
Ort: Dinkelsbühl (D)
Webseite: Summer Breeze
Erst mal ankommen
Vom Akkreditierungscontainer zum VIP-Parkplatz/Camping zu Fuss? Fehler! Schnelles WLAN erwarten – Fehler! Gute Pressebetreuung (Bus mit Arbeitsplätzen, Kontaktperson vor Ort) – Fehler! Dafür, Umtausch vom normalen Fotopass in den Headliner-Plastik völlig unkompliziert. Thx to David dafür. Es lohnt sich halt schon, wenn man für zwei grosse Webzines schreiben kann/darf. An dieser Stelle; besucht artnoir.ch und stormbringer.at regelmässig, es lohnt sich.
Mittlerweile spielen die ersten Bands, das Gelände füllt sich, die Atmosphäre ist cool. Auf der Hinfahrt hat sich mit jedem Kilometer der Himmel gelichtet. Hier ist es zwar noch nicht 30 Grad, dafür trocken und ohne Sonnenbrandgefahr. Meine persönliche Running-Order beginnt in einer Dreiviertelstunde mit Epica. Und wenn das Netz schön brav ist, gibt es heute noch mindestens eine oder zwei Reviews – versprochen!
SUMMER BREEZE DONNERSTAG
So, Feierabend! Obwohl SUBWAY TO SALLY noch spielen und auf der Pain Stage DEATHSTARS ihren Job später auch noch angehen werden. Allerdings ohne mich. Ich versuche mal, trotz der späten Stunde, einige Eindrücke zu fassen.
Aber von Anfang an. Obwohl ich mir BE’LAKOR und MÅNEGARM auch vorgenommen hatte, musste ich mich gedulden. Die Fahrt nach Dinkelsbühl hat doch ein wenig gedauert als geplant.
Der erste Act, den ich geschossen habe, waren EPICA. Episch, wie der Name schon sagt, geprägt durch die klassische Alt-Stimme von Simone Simons, musikalisch durchaus erfreulich. Eine hohe Bühnenpräsenz und Musiker, die mit dem Publikum – und den Fotografen – spielten, also für Auge und Ohr etwas boten.
Die Band schaffte es in Kürze, das Publikum vor die Main Stage zu locken und 50 Minuten besten Symphonic-Metal zu performen. Besonders gefallen haben mir persönlich „Unleashed“ und „Storm The Sorrow“. Mein Start ins SummerBreeze war gelungen.
NAPALM DEATH habe ich mir geschenkt, dafür mit ICED EARTH das nächste Highlight erlebt. Die Powermetaller unter Leitung von Jon Schaffer gaben ihr Bestes, animierten einen Haufen Crowd-Surfer, und die Grabenschlampen hatten zum ersten Mal richtig zu tun. Eine Stunde Speed Metal vom feinsten, technisch auf hohem Niveau, Action auf der Bühne und mit Stu Block am Mikrofon einen Stimmungsmacher erster Güte. Die Jungs haben Alles gegeben – und das bei Temperaturen um den Siedepunkt.
An dieser Stelle sei einmal erwähnt, dass sowohl Security als auch die Ordner im Graben einen richtig guten Job gemacht haben. Obwohl es bestimmt nicht einfach ist, bei diesen Temperaturen – und bis zum späten Nachmittag stand man im Graben in der prallen Sonne – die Surfer zu pflücken, den Wasserschlauch zu betätigen und Wasserfläschchen zu verteilen, ich habe nie etwas Anderes gesehen und Ruhe und Freundlichkeit. Ein wirklich grosses Kompliment diesen Männern, sie machten wirklich einen riesen Job.
Jetzt musikalisch zurück nach Deutschland, tief in die Kiste des literarischen Thrashmetal. „Fuchs“ Täumel zog mit seinen APOKALYPTISCHEN REITERn eine Show ab, die den ersten echten Höhepunkt bot und das bisher Dagewesene klar toppte. In wahren Wellen surften die Fans nach vorne, die Ordner verdienten sich ihr Geld wirklich. Feuerwerk und Konfetti, ein Keyboarder im SadoMaso-Outfit, Schlagzeug und Bass mit Endorphinschüben – was will der SUMMER BREEZE-Besucher mehr?
Ich will auf jeden Fall nicht „mehr“ BEHEMOTH! Das Auge des Fotografen freut’s zwar, der optische Auftritt ist fotogen – vom blauen Licht und dem Rauch mal abgesehen. Die Band geht auch ab, Black Metal der eigentlich oberen Skala. Wäre da bloss nicht die Geschichte mit der fehlenden Abwechslung. Nach dem dritten Stück Fotograben war ich auch musikalisch bedient. Hätte uns der Fotografenbetreuer nicht abgeholt – mehrere von uns hätten wohl nicht gerafft, dass da schon drei verschiedene Nummern gespielt worden waren. Schade, Mucke können die Boys – Variationen noch nicht.
ELUVEITIE gehören zu meinen Lieblingsbands und ich habe sie schon in verschiedenen Settings gesehen. Sie boten gewohnt guten Sound und gute Stimmung. Chrigel Glanzmann war in Form wie immer, kommunizierte mit dem Publikum – Anna Murphy hingegen schien mir abwesend, schlecht gelaunt, krank? Auf jeden Fall versprühte sie nicht den gewohnten Charme. Das Publikum nahm’s gelassen und feierte Pagan-Party pur, dies mit Songs vom neuen Album „Helvetios“, „Everything Remains As It Never Was“, „Slania“ oder dem allerersten ELUVEITIE – Song „Uis Elveitii“.
SUBWAY TO SALLY schossen erst einmal Feuer gen Himmel und liessen uns etwas warten. Sie boten anschliessend eine gute Show, Bodenski, Frau Schmitt und Konsorten gaben ihr Bestes, die Menge ging mit und feierte – einmal mehr – deutschen Metal, Folkrock oder was auch immer. Zwar waren sie der Headliner des Abends, für uns als Fotografen eher eine Horrortruppe. Schön viel Feuer, im gleichen Atemzug aber auch schön viel Licht von hinten – super! Es brauchte schon Sinn, Verstand und eine grosse Portion Glück, um einige brauchbaren Fotos zu schiessen.
Den Abschluss des Abends machten DEATHSTARS, die ich mir – wie oben erwähnt – nur aus dem Pressezelt anhörte, während ich Bilder bearbeite und versuche, über das Fizzel-WLAN mit der Welt zu kommunizieren.
SUMMER BREEZE FREITAG
CROWBAR – MONO INC – UNEARTHED, so sieht meine Bilanz bis zum Abend aus. Nicht, dass ich morgens lange geschlafen hätte – um neun war ich bereits geduscht und damit dem Ansturm entkommen. Dann gleich zum Pressezelt, Akkus und Laptop aufladen…
…wenn das denn schon offen gewesen wäre. Immerhin liess mich die Security schon um zehn durch und ich konnte den Artikel vom Vortag auf meinem viertelgeladenen Laptop tippen. Und siehe da, das WLAN erreicht nie dagewesene Geschwindigkeiten, sogar beim Upload der Bilder. Beim Speichern war dann aber noch jemand im Netz und es brauchte mehrere Anläufe…
CROWBAR aus Louisiana fanden ein schon massenhaft vorhandenes und aufgewärmtes Publikum vor. Da ihnen die Wärme nichts ausmachte – gefühlte 40 Grad am frühen Nachmittag, Sonne pur und die kalte Nacht bereits vergessen – bretterte das Quartett auch gleich los. Sludge oder Doom? Ich würde mich auf Ersteres festlegen. Schnell, präzise und hart – nicht mein Lieblingsmetal, aber die Band um Sänger und Gitarrist Kirk Windstein versteht es, Stimmung zu machen und legt tadelloses Handwerk auf die Bühne. Das Publikum vor der Mainstage dankte es jedenfalls.
Die deutschen MONO INC schickten erst ihre Drumfrau Katha Mia auf die Bühne, füllten der Reihe nach auf und spielten sodann vor allem Songs ihres neuen Albums „After The War“ – die Scheibe erschien am selben Tag und konnte direkt auf dem Gelände gekauft werden. Der Titeltrack ist so melodisch, dass er beinahe hitparadentauglich genannt werden kann. Die Stimmen von Martin Engler und Katha Mia harmonieren sehr gut, das Gesamtbild der Band erfreute die grosse Menge von Gothic Fans bestimmt.
Ein guter Auftritt, selbstverständlich auch mit Feuerbällen am Bühnenrand. Pyroeffekte waren übrigens gut vertreten am Summer Breeze. Es scheint, dass die gross in Mode sind, sehr zur Freude des Publikums. Sehr stimmungsvoll auch der Soloauftritt von Engler mit dem Song „Passenger“, einer Hommage an Iggy Pop. Neben dem Titeltrack des neuen Albums spielten MONO INC auch „Arabia“, „Get Some Sleep“ oder „This Is The Day“. Insgesamt ein rundum gelungener Auftritt.
Mit UNEARTH schloss eine Band meinen persönlichen Nachmittag ab – Metalcore vom Jack Daniels animierten Trevor Phipps und seinen hyperaktiven Gitarristen Buz Mc Grath und Ken Susi. Viel Power, viel Growl und viel Action – wer Core mag, kam voll auf seine Rechnung. Ich persönlich frage mich, warum Musiker, die auf der Bühne Whiskey saufen müssen, dies nicht mit ordentlichem Malzstoff machen können. 😉
Die Auftritte von NILE und JASTA VS WINDSTEIN verfolgte ich rein akustisch aus einiger Distanz. JASTA VS WINDSTEIN war übrigens eine Rarität – die beiden Sänger von Hatebreed und Crowbar gaben sich mit diesem speziellen Projekt die Ehre.
Symphonic Metal erster Güte bot anschliessend das holländische Septett WITHIN TEMPTATION. Sharon Janny den Adel gewann mit ihrer sehr Art auch die Sympathien vieler schwerer Jungs. Die Frau verfügt über eine enorme Präsenz, die Arbeit auf der Bühne scheint ihr wirklich Spass zu machen. Sie zog das Summer Breeze-Publikum auf jeden Fall in ihren Bann. Und uns Fotografen lieferte die Band eine wunderbare Showkulisse, bunt, bombastisch, kreativ. Thanks to WITHIN TEMPTATION!
Der Wechsel zur Pain Stage und zu DARK TRANQUILLITY war einigermassen abrupt. Sänger Mikael Stanne und seine schwedischen Kumpels boten melodischen Death Metal an, wie wir ihn auch von IN FLAMES kennen. Sie knüpften stimmungsmässig recht gut an die Band vorher an. Sauberer Sound mit einer enormen Bandbreite mit Stücken wie „In My Absence“ oder „Shadow In Our Blood“. Ein gelungener Auftritt, fette Riffs und ein Drummer, der seinen Job rennenderweise macht.
Aus dem Photo Pit schloss ich den Abend mit IMMORTAL ab. Dazu lässt sich nur sagen; nett geschminkt, voll archaisch und fast so eintönig wie BEHEMOTH. Diese Metalcore-Geschichte ist einfach nicht mein Thema. Wahrscheinlich hat das aber nur mit der fehlenden Haarpracht zu tun, die mich am korrekten Bangen hindert 😉 Fazit; „All Shall Fall“, und auch wenn ich diese bösen Jungs nicht so richtig mag – was fürs Auge waren sie allemal.
Das kann man übrigens auch von CORVUS CORAX sagen, welche den Abend auf der Painstage beschlossen. Da wurde keltisch und mittelalterlich und mystisch getrommelt, tanzten Hohepriester auf der Bühne umher und wurden Dudelsäcke malträtiert, dass es eine wahre Freude war. Allerdings schlich sich mit der Zeit der Wunsch nach etwas mehr Abwechslung ein. Zum Tanz beim Beltane-Ritus würde ich die Knaben und Mädels unbedingt aufbieten und jedem Mittelalterspektakel würden sie gut anstehen. Am Summer Breeze waren sie mir letztlich zu langfädig. Und so liess ich mich auf den Schwingen der Kolkraben zu meiner Luftmatratze geleiten.
SUMMER BREEZE – SAMSTAG
Der letzte Tag in Dinkelsbühl versprach viel Party, viel Metal und vor allem viel Hitze. Bereits vor dem Mittag war es auf dem Platz für den Bühnen sehr warm, am Nachmittag steigerten sich die Temperaturen auf 30 und mehr Grad. Aber bloss nicht jammern – Matsch ist auch nicht das allein seligmachende.
Mein Konzertauftakt waren NIGHT IN GALES. Sie traten mit ihrem neuen Album „Five Scars“ an, welches im letzten November veröffentlicht wurde. Mit Ausnahme von „Tragedians“, „Intruder „ und „Autumn Waters“ bestimmten die Nummern des neuen Silberlings auch das Programm. Sänger Björn Goosses und seine Mitstreiter liessen sich von den relativ wenigen Zuschauern nicht abschrecken – sie lieferten eine musikalische saubere Leistung ab, fegten über die Bühne, als wäre der Teufel hinter ihnen her und bauten eine gute Stimmung auf. Und das trotz der zunehmenden Hitze, welche die Musiker auch traf, da die Sonne zu diesem Zeitpunkt noch einen Weg auf die Bühne fand.
Gleich anschliessend wechselte ich zur Painstage, wo die Punkformation BETONTOD Songs wie „Schwarzes Blut“, „Kinder des Zorns“, „Viva Punk“ oder „Entschuldigung Für Nichts“ darboten. Es zeugt von der Qualität der deutschen Combo, dass sich trotz der sengenden Sonne eine Pogoparty entwickelte. Nachdem das Publikum bewässert worden war, stieg die Stimmung nochmals an, die Action vor der Bühne nahm zu und die Hitze wurde zweitrangig. BETONTOD boten hochklassigen Punk mit einem motivierten Engagement auf der Bühne. Den Siedepunkt erreichte die Show, als gemeinsam „Wir müssen aufhör’n weniger zu trinken“ quasi als Chor intoniert wurde. „Auf Eine Gute Zeit“ schloss das Set ab und entliess die Jungs backstage – wahrscheinlich zu einem kühlen Bierchen.
Einen spannenden Stilwechsel erlebte das Summer Breeze-Publikum dann mit THE UNGUIDED. Sie spielten, was ihnen das Material ihres Erstlings „Hell Frost“ bot. Und das war ein Wunderwerk an Variationen. Auf den ersten Blick wollte die Musik nur schwer zum Outfit der Band passen. Muscle Shirt und rote Handschuhe, kurze Haare und enge Jeans – nicht gerade das typische Outfit für eine Band, die irgendwo zwischen Melodic Deathmetal und Metalcore herumstreunt. Schnell wurde klar, dass diese moderne Metalinterpretation nur einen Teil des Publikums interessierte. Das wiederum schien die ungeführten Schweden kalt zu lassen. Sie rockten sauber ab und boten in den ihnen zustehenden 45 Minuten eine gute, kompakte Show. Ein überzeugender Auftritt, der mehr Wohlwollen von Seiten der Festivalgemeinde verdient hätte.
Ein erstes Highlight setzten dann die Medieval-Rocker von TANZWUT. Sänger Teufel – der wie gewohnt auch so aussah – gab dann auch sofort den Tarif durch, als er berichtete, dass er „wie ein Vulkan“ mit dem Publikum durchdrehen wolle. ATNZWUT konnten erstaunlich viele Fans mobilisieren, der Platz vor der Bühne füllte sich. Die Ordner hatten dann erneut ein Einsehen und der Feuerwehrschlauch sorgte für Abkühlung. Nicht zum letzten Mal an diesem Tag!
Die tanzwütigen Berliner schossen ein musikalisches Feuerwerk ab, geprägt von Dudelsäcken, Synthesizer und natürlich verzerrten Gitarren. Und Sänger Teufel machte dem Ruf der Berliner, eine (gross/freche…) Schnauze zu haben, alle Ehre. Er spielte mit dem Publikum, animierte es und schaffte viel Bewegung vor der Bühne. Ein erfrischender Auftritt sowohl für das Auge als auch die Gehörgänge.
„Pale Horse“, „Spoken Words of Venom“, „The Darkest Road“, „The Perpetual Horrors“, „III: Death Dimension Phantasma“, „I Am Vengeance“, „The Brimstone Gate“, „A Swarm Of Plagues“, „Harves“ – so liest sich das Lineup von NAGLFAR. Die Blackmetaller aus Schweden boten also vorwiegend Kost aus ihrem letzten Album „Téras“, welches nach der letzten Scheibe „Harvest“ von 2007 seit Langem sehnlichst erwartet worden war. Und für Blackmetal-Fans hat sich das Warten wahrlich gelohnt. Dass die Live-Auftritte von NAGLFAR beliebt sind, weiss jeder, der Frontmann Kris Olivius einmal erlebt hat. Charismatisch und mit viel Gefühl für das Spiel auf der Bühne und mit dem Publikum sorgt er für die richtige Stimmung. Dass das jetzt mit neuem Material gemixt werden konnte, war umso erfreulicher.
Noch einmal Schweden – dieses Mal von der Front der Todesmetallisten – wurde von UNLEASHED geboten. Interessanterweise fanden sich auf der Setlist nur gerade zwei Nummern vom aktuellen Album „Odalheim“. Ansonsten bot die Band, weil sie sich das wirklich leisten kann, einen Kracher um den anderen wie „The Longships Are Coming“ oder „To Aasgard We Fly“. Und das Publikum, jetzt wirklich in grosser Zahl und brütender Hitze, dankte es mit riesigem Einsatz. Die Schweden rockten das Summer Breeze und setzten definitiv einen Glanzpunkt. Und der sollte – aus meiner Sicht – nur noch einmal an diesem Tag überboten werden.
Und dann kam es nochmals knüppeldick. Stelle drei Brasilianer im Hochsommer auf eine Bühne und gib ihnen ein überhitztes Publikum. Dann kommt ein SEPULTURA-Set zustande, wie es besser nicht sein kann. Derrick Green und Andreas Kisser liessen Dinkelsbühl sofort wissen, wo der Hammer hängt. In der Waschküche werkelt neu Eloy Casagrande , druckvoll und präzise und mit einem Namen, der wenigstens ein bisschen auf die Copacabana hinweist. SEPULTURA bot Hammernummer um Hammernummer; „Beneath The Remains“, „Refuse/Resist“, „Rattamahatta“ oder „Roots, Bloody Roots“. Und die Liste kann fast beliebig verlängert werden. Ein gutes Stück Arbeit; Zahltag verdient!
Dann wurde es – auf der Painstage – wieder etwas ruhiger – aber nur etwas. LACUNA COIL zeigten auch am Summer Breeze, dass sie wieder Bock auf Bühne haben. Und das volle Kanne. Scabbia und ihre Italos schienen sich bereits für ihre Herbsttour aufzuwärmen. Musikalisch ohne Tadel sorgte das Stimmduo Scabbia-Ferro für mächtig Dampf vor der Bühne. Sie verdienten sich den Publikumsaufmarsch mit einem Set, das kaum Anlass zur Kritik bot. Insgesamt zwölf Nummern boten sie in vierzig Minuten, dabei Songs wie „Kill The Light“ oder „Give Me Something More“. Man kann sagen, was man will, aber der Höhepunkt des Festivals wurde kontinuierlich angesteuert. Es schien, als hätten sich alle Bands darauf geeinigt, dem Summerbreeze des 15. Geburtstag zu versüssen. LACUNA COIL besonders, gibt es die Band doch genauso lange.
PARADISE LOST bekam ich nur aus der Ferne mit. Der Auftritt schien aber wenig motiviert, das Publikum ging nicht so richtig mit und der Sound war – gelinde gesagt – bescheiden. Für einmal genoss ich das kalte Bierchen ohne das Gefühl, etwas verpasst zu haben.
Da ich mich – nach dem Bierchen, versteht sich – schon mal auf SICK OF IT ALL“ freute, bekam ich OOMPH! Ebenfalls nur von der Mainstage aus mit. Die boten hingegen eine wirklich gute Show und bekamen das Publikum gut in den Griff. Mir wurde mit der Zeit das Geplauder von Frontmann Dero etwas zu viel, wenig witzig fand ich seine Kombi aus Matrosenanzug und Joker-Schminke. Wer’s braucht – musikalisch gibt es in jedem Fall nichts zu meckern.
Dann aber stieg die Klasse um mindestens zwei Treppen nach oben. Hardcore aus New York – bekannt durch den hyperaktiven Gitarristen Pete Koller und seinen Bruder Lou, der sein Publikum innert Kürze in seinen Bann zog. Pete hingegen, der wohl komplett unter Ritalin gesetzt werden würde, ginge er heute noch zur Schule, war nicht zu bändigen. Er kriegte kaum einen Fuss auf den Boden, war unterwegs wie ein hüpfender PingPong-Ball auf Speed. Hardcore Punk aus New York vom Allerfeinsten – und das von Jungs, die seit 1986 zusammenspielen und sich demnach deutlich um die 50 herum bewegen. Wie hätte ich mir am schweizerischen Greenfield-Festival nur die Hälfte dieser Power von OFFSPRING gewünscht!
Und als Fotofuzzi hatte ich meine liebe Mühe, den Gitarrero zu verfolgen. So war ich ein wenig stolz, dass sich nachher auf der Kamera der eine oder andere Luftsprung in den Sensor eingegraben hatte.
Der Übergang zur Gothicgrösse ASP war dann nur musikalisch etwas abrupt. Showmässig brauchte sich die Sprengertruppe vor Niemandem zu verstecken und der Pyroeinsatz war bisher sowieso einmalig. „Wechselbalg“, „How Far Would You Go“ „Krabat“ oder „Schwarzes Blut“ – ASP boten, was sie zu bieten hatten. Der bekennende „Wahre Satan“ ASP schaffte es, einen Gig zu liefern, der die Leute weit über die Genregrenze hinaus faszinierte. Einer der besten Auftritte dieses Festivals überhaupt. Und wäre sie nicht schon für die „Guardians of Aasgard“ reserviert gewesen, APS hätten auch die Mainstage verdient gehabt.
Der Höhepunkt – und das sage ich nicht nur als AMON AMARTH-Fan – stellte dann aber alles bisher Dagewesene in den Schatten. Wobei man den um diese Zeit gar nicht mehr sah – ausser beim Pyrointro der schwedischen Überwikinger. Was für eine Show! Musikalisch absolut perfekt, mehr als eine Stunde voller Hits, jede Nummer konnte mitgegrowlt werden. Die Pyroshow korrespondierte perfekt mit der Musik und war so genial, dass das Langboot der 2009er Tour kaum vermisst wurde.
Das Feld vor der Bühne war proppevoll. Es schien, als wäre der letzte Besucher aus seinem Zelt gekrochen und hätte sich – egal in welchem Zustand – vor die Bühne geschleppt. Massen von Fans, Johan Hegg und seine Mannen in bester Konzertlaune, eine Stimmung, die nicht zu beschreiben ist. AMOM AMARTH waren mehr als der Headliner auf der Mainstage, sie waren der echte und hammermässige Höhepunkt. Dass dabei alle Nummern gespielt wurden, welche das Publikum erwartete, versteht sich von selber. „War Of The Gods“, „Runes To My Memory“, „Destroyer Of The Universe“, „Death In Fire“, „Live For The Kill“, „Cry of the Black Birds“, „Fate Of Norns“, „Pursuit of Vikings“, „Northern Star“, „For Victory Or Death“, „Victorious March“, „Twilight Of The Thunder God“ und „Guardians Of Asgaard“ – die Setlist liest sich wie die ersten 13 Plätze der Viking-Hitparade.
AMON AMARTH sind das grösste Geschenk, welches man den Machern des Summerbreeze darbringen konnte. Und ich muss an dieser Stelle wohl kaum erklären, welche CD in welcher Lautstärke mich auf meinem zweieinhalbstündigen Heimweg an den Bodensee begleitete. Hail The Horns!
Text + Bilder: Gastfotoreporter Danny Frischknecht