3. Februar 2017
Komplex 457 – Zürich
Bands: Sum 41 / Paerish
Sum 41, Bandjubiläum und 27 Songs aus den letzten 20 Jahren Bandgeschichte.
Für mich war der Freitag ein besonderer Tag. Ich durfte nach 5 Jahren wieder meine Lieblingsband live sehen und sogar persönlich treffen.
Paerish eröffnen den Abend. Nur kurz vorher habe ich reingehört und wollte mich hauptsächlich überraschen lassen und das hat die Band aus Paris, mich positiv überrascht. Softer Pop-Punk der stark an The Ataris und Taking Back Sunday erinnert. Die Live Performance war nicht übertrieben aber auch nicht zu wenig. Sum 41 hat die Band für einige EU-Shows ausgesucht wie mir „Cone“, der Bassist von Sum 41 vorher im Interview (wird demnächst veröffentlicht) erzählt hatte. Ich freue mich mehr von ihnen zu hören und weiter zu verfolgen.
Seit 15 Jahren hat die Band einen grossen Platz in meinem Herzen. Pop-Punk der 2000er Jahre war meine Generation. Entweder war man „Skater“ oder „HipHoper“, spielte „Tony Hawk Pro Skater“ auf der Playstation, schaute spät abends „Jackass“ auf MTV und wenn man Sturmfrei hatte, lud man seine Freunde ein um „American Pie“ zu schauen. Man war Loser und Cool zu gleich. Ja Pop-Punk von Good Charlotte, Blink 182, Green Day und Fall Out Boy war gross zu dieser Zeit. Auch von Sum 41 war immer etwas zu lesen, bis zu dem Zeitpunkt als die Fashion-Emo Welle die Welt der Teenager überrollte und gleichzeitig Mundartrap und Baggies In waren. Sum 41 verschwand immer mehr von der Europäischen Bildfläche. Man hörte nur mal kurz etwas von Sänger Deryck Whibley als er Avril Lavigne geheiratet hatte und sich dann wieder scheiden liess. Bis heute steht Sum 41 für die ewige Teenie Band, da die meisten nur die Alben „All Killer No Filler“ und „Does This Look Infected?“ kennen. Den Anderen Alben gaben nur wenige eine Chance, weil sich bei vielen die Interessen und der Musikgeschmack änderte mit dem Alter. Die Band wurde natürlich auch Erwachsener, was ein normaler Prozess ist. Für mich blieben sie immer die grössten.
Ein grosses, weisses Tuch verdeckt die Sicht auf die Bühne, man hört nur wie umgebaut wird. Die Spannung steigt. Es war schwierig Platz zu finden im ausverkauften Komplex 457, da die Architektur des Konzertsaals und die Technische Ausstattung zu wünschen übrig lässt. Deshalb drückten wir uns den Weg frei um neben dem Mischpult zu stehen. In den toten Ecken hört man nur chrüsimüsi.
Das weisse Tuch fällt und die Kanadier beginnen mit zwei Songs aus dem neuen Album „13 Voices“. Das Publikum macht von der ersten Sekunde an mit und lässt sich treiben. Spätestens nach dem dritten und vierten Lied „The Hell Song“ und „Over My Head“ hat die Band auch die Oldschool Fans überzeugt und jeder im Saal singt mit, dass man Deryck und die Band kaum mehr hören kann.
Weiter geht’s mit neuen und alten Songs. Egal ob ich gerade 16 Jährige anschaue oder die Ü30 Ecke, so gut wie jeder kannte die Songs und bewegte seine Lippen mit. Ein gewaltiges Soundbrett beschallt den ganzen Raum, das liegt nicht an der PA, sondern dass drei Gitarren schwingen und die Songs perfekt sitzen. Deryck rennt von einem Bühnenrand zum anderen und performt wie ein Weltstar ohne aufdringlich zu wirken. Bei vielen amerikanischen Bands wirkt ihr Auftreten zu fest gespielt und einstudiert, nicht bei Sum 41. Ehrlich, mit einer unglaublichen Ausstrahlung und einer Energie, die man selten zu sehen bekommt.
Nach „Makes No Difference“ geht die Band von der Bühne und Deryck steht alleine da oben und spielt zuerst auf dem Klavier „Crash“ an und dann geht es weiter mit „With Me“. Nach einigen Sekunden unterbricht er, rennt von der Bühne durch das Publikum um in mitten des Publikums weiterzumachen. Vorher wurde in einem kleinen abgesperrten Bereich eine kleine Bühne aufgebaut. Mit der Band spielt er den Song zu Ende und bleibt gleich noch für „Motivations“ da. Mit „In Too Deep“ verabschieden sie sich. Der Saal tobt und will kein Ende akzeptieren. Zum Schluss spielen sich noch „Pieces“, „Welcome To Hell“ und „Fat Lip“. Sie verschwinden um danach noch einmal zu kommen als ihr alter ego Pain For Pleasure. Tom Thacker eröffnet das letzte Lied mit den Worten: „Sum 41 is dead let the real show begin.“
Nach dem Konzert durften alle, die eine Platte oder CD gekauft haben, diese beim Merch-Stand von allen Mitgliedern unterschreiben lassen. Natürlich gab es auch Negatives, zwar nur sehr wenig, doch trotzdem störend. Zum Beispiel kostete ein einfarbig bedrucktes Shirt 40 Franken oder ein Pullover mit dem Logo drauf 90 Franken. Wucher so etwas, da es in der Herstellung nicht mehr als 2 Euro kostet. Schade, wie oft Bands die in der Schweiz spielen, die Preise extrem erhöhen.
Trotzdem war es für mich einer der schönsten Tage seit langer Zeit. Die Band weiss wie man mit dem Publikum spricht, weiss wie man eine Show macht und weiss was die Fans hören möchten. 27 Songs zu spielen, alles fast perfekt zu Singen, zeugt von ganz viel Disziplin. Sum 41 ist so viel reifer geworden, deshalb gebt euch einen Ruck und hört euch durch die neueren Alben „Screaming Bloody Murder“ & „13 Voices“. Ich brauchte auch einige Anläufe. Ob Deryck nun betrunken ist oder komplett nüchtern auf der Bühne steht macht überhaupt keinen unterschied. Ich freue mich auf ihren Auftritt am Greenfield 2017.
Text: Nik Petronijeivc