Kofmehl – Solothurn
Freitag, 5. November 2021
Text: David Spring / Bild: Nicole Schaad
Der Herbst hat uns im Griff, es ist kalt und nass draussen, die Tage werden kürzer und an jeder Ecke sieht man mehr und mehr das hässliche Gesicht des alljährlichen Weihnachts-Kapitalismus. Was gibt es da Besseres, als sich in einen engen, heissen Raum zu begeben und zusammen mit ein paar uralten Punks durchzudrehen?
Ab ins Kofmehl, wo niemand geringeres als die legendären UK-Punks Subhumans spielten. Zuerst gab es rasanten Hardcore Made in Switzerland von Pig Sweat. Die vier Berner Jungs machten keine halben Sachen, in nicht einmal einer halben Stunde rasten sie ohne Atempause durch 15 Songs. Der Sound von Pig Sweat ist zwischen Black Flag, Poison Idea und Minor Threat angesiedelt, die Gitarre laut und schrummelig, Bass und Schlagzeug Vollgas nach vorne und der Gesang gekeift und geschrien. Wobei sich letzteres nicht wirklich feststellen liess, da die Stimme im Mix komplett unterging. Sehr schade, denn der Schreihals am Mikrofon schien alles zu geben.
Nichtsdestotrotz war der Auftritt von Pig Sweat eine Freude. Die Jungs machten keine Sekunde Pause, ein Brett folgte auf das nächste. Ich hätte mir gewünscht, die Band würde noch etwas mehr mit dem Publikum interagieren, ein kurzes Hallo hätten sicher nicht geschadet. Aber man kann nicht alles haben und Pig Sweat hinterliessen nichts als verbrannte Erde. Einen solch schonungslosen Vollgas-Gig habe ich schon lange nicht mehr erlebt.
Nach kurzer Pause betraten Subhumans unspektakulär die kleine Kofmehl-Bühne. Mit „It’s Gonna Get Worse“ legten sie volle Pulle los. Zwar war der Gesang immer noch nicht gut zu hören, doch die Stimmung war augenblicklich bestens. Die Subhumans bewiesen, dass Jahre auf dem Buckel noch lange kein Grund sind, um einen Gang zurückzuschalten. Die vier Herren gaben Vollgas und Hits wie „Big City“ und „Joe Public“ brachten die Leute ins Schwitzen. Vor allem der energiegeladene Frontmann Dick Lucas, der dieses Jahr seinen sechzigsten Geburtstag feiern konnte, schrie, keifte und hüpfte über die Bühne, als gäbe es kein Morgen.
Diese überbordende Energie schwappte immer mehr aufs Publikum über. Die Subhumans brachten das Kofmehl zum Kochen. Ein kleiner Moshpit brach aus und zu grossartigen Punkrock-Klassikern wie „Work Experience“, „Too Fat, Too Thin“, „Minority“ oder „Mickey Mouse Is Dead“ wurde immer doller gefeiert. Völlig unerwartet war es nach einer Stunde fertig, ohne Zugaben konnte man die Subhumans nicht gehen lassen. Vier weitere Songs gab es, mit dem wütenden „Peroxide“ und dem legendären „Religious Wars“ war endgültig Schluss.
Die Subhumans sind nicht die bekannteste, kaputteste oder berühmteste UK-Punkband, umso mehr überzeugten die Herren an diesem Abend mit den grossartigen Songs, dem speziellen, wütenden und durchgeknallten Humor des Frontmanns und der Spielfreude. Mit den goldenen Worten „Danke schön, fucking ace!“ verabschiedete sich Herr Lucas und das Kofmehl war mal wieder um einen denkwürdigen Abend reicher.
Setlist Pig Sweat
1. Annihilation
2. Shut Up
3. Nightmare
4. Psychosis
5. Krokus
6. Sinking
7. Planet Doom
8. Dictators Of Auster
9. No Aims
10. Getting Worse
11. No Voice
12. Monday
13. King Of Fools
14. Don’t Panic
15. Tied Down
Setlist Subhumans
1. It’s Gonna Get Worse
2. Big City
3. Joe Public
4. 99%
5. Zyklon-B-Movie
6. Terrorist in Waiting
7. Work Experience
8. Parasites
9. Point Of View
10. Pigman
11. Nothing I Can Do
12. Too Fat, Too Thin
13. Work-Rest-Play-Die
14. I Dont Want to Die
15. Society
16. Minority
17. Mickey Mouse Is Dead
Zugaben:
18. Subvert City
19. No
20. Peroxide
21. Religious Wars