Datum: 10. – 12. Juli 2014
Ort: Erfurt-Stotternheim am Alperstedter See (D)
Webseite: caligula666.de
Bilder vom:
DONNERSTAG 10. Juli 2014
FREITAG 11. Juli 2014
SAMSTAG 12. Juli 2014
Es war wieder soweit. Das Stoned From The Underground am Alperstedter See ging dieses Jahr in die 14te Runde. Das charmante Festival trumpfte wieder mal mit seiner einzigartigen Atmosphäre und einem tollen Line-Up auf.
Donnerstag:
Cheap Thrills aus den Niederlanden eröffneten das diesjährige Festival auf der Zeltbühne. Die vier Damen überzeugten mit rotzig frechem Rock’n’Roll und begeisterten das gut gefüllte Zelt mit ihrer lässigen Art. Ein sehr guter Auftakt, der bereits bestens besucht war.
Mit Gonga aus Großbritannien wurde im Anschluss deutlich schwereres Geschütz aufgefahren. Doomig-dröhnend waberten die Riffs durchs Zelt und massierten die Magengrube. Auf Gesang wird bei Gonga mittlerweile komplett verzichtet. Braucht’s bei dieser fetten Stonerwalze allerdings auch nicht.
Den ersten Auftritt auf der Hauptbühne bestritten The Vintage Caravan aus Island. Und wie! Die drei Jungspunde überzeugten das Publikum mit einer uferlos lässigen Rock’n’Roll Show die mit einer Abgebrühtheit präsentiert wurde, wie man sie selten erlebt. Als erst 12jährige Buben gründeten 2006 Óskar (Gesang, Gitarre) und Guðjón die Band und schafften mit dem Album „Voyage“ letzten Winter den Durchbruch. Im Moment spielen sich die Bengel auf allen namhaften Festivals den Allerwertesten ab. So auch in Stotternheim. Toller, mitreißender und sehr sympathischer Auftritt.
Als nächstes enterten Valient Thorr unter „Also sprach Zarathustra“ Intro die Bühne. Allen voran Sänger „Valient Himself“ der dazu in grünem Umhang und roten Boxerstiefeln posierte und für ordentlich Gegröhle sorgte. Die Truppe zog soundmäßig den Härtegrad deutlich an und das Gaspedal wurde öfters mal richtig durchgedrückt. Vielleicht nicht die innovativste Band des Festivals, aber sicherlich eine der spaßigsten.
Pentagram dann der Headliner des ersten Festivaltages. Über die Band muss man eigentlich keine großen Worte verlieren. Bobby Liebling ist Kult und erlebt im Alter mit Pentagram nun endlich den verdiente Erfolg. Victor Griffin war an der Gitarre wieder dabei und das war auch gut so. „Schau mer mal“ wie lange es bis zum nächsten Split dauert. Bobby hüpfte wie üblich wild gestikulierend und Grimassen schneidend auf Bühne umher und nuschelte zwischen den Stücken seine Anekdoten ins Mikro. Nummern wie „Forever My Queen“ oder „Relentless“ durften natürlich nicht fehlen und mit der Coverversion von „Don’t Let Me Be Misunderstood“ wurde zusätzlich gepunktet. „Be Forewarned“ zum Abschluss das Highlight des Abends.
Freitag:
Slow Green Thing haben wir am Freitag leider verpasst.
Treedeon aus Berlin ist die neue Band um die frühere Jingo De Lunch Sängerin Yvonne Ducksworth und Arne Heesch, Kopf von ULME. Als zweite Band im Zelt heizten sie dem Publikum mit einer noisigen Melange aus Doom, Sludge und punkigen Einflüssen ein.
The Cosmic Dead (UK) begannen auf der Hauptbühne mit einem sphärischen Keyboard und Rückkopplungsteppich, der sich nach einigen Minuten in ein Bam-Bam-Bam-Bam Gewitter entlud welches die Kinnladen aller Anwesenden auf den Boden klappen ließ. Die Glasgower lieferten einen großartigen psychedelischen Soundtrip gespickt mit fetten Stonerriffs, nebulösen Synthieparts und hypnotischen Beats.
Blues Rock der feinsten Art kam im Anschluss von den aus Schweden stammenden 2120s. Das Trio entpuppte sich als ein Highlights des Festivals und hatte mit ihrer coolen Art das Publikum voll auf ihrer Seite. Zwar war das Wetter grade nicht so pralle und einige dicke Schauer zogen über das Stoned, dennoch konnten die Jungs sehr viele Zuschauer vor der Bühne halten.
Belezebong zogen mit ihrem instrumentalen Stoner-Sludge die Härteschraube wieder gehörig an. Mir persönlich wirkten die Polen aber etwas zu fad und zu austauschbar.
Mit Mars Red Sky ging’s dann wieder deutlich ruhiger und entspannter zu. Der fragile Gesang von Julien Pras und die ausufernden Instrumentalpassagen ziehen den Zuhörer unweigerlich in den Bann der äußerst sympathischen Franzosen. Songs wie „Strong Reflection“ sind mittlerweile Stonerhymnen, ohne Wenn und Aber. So mancher Belzebong Fan rieb sich hier verwundert die Augen und zog achselzuckend zum Bierstand. Mir ging‘s genau andersrum, für mich war Mars Red Sky interessanter
Kylesa war für viele der eigentliche Hauptakt des Festivals und das Gelände war entsprechend gut gefüllt als die Band um Laura Pleasant und Phillip Cope loslegten. Mit Stücken wie „Tired Climb“, „Bottom Line“, „Unspoken“ oder „Scapegoat“ zeigten Kylesa eindrücklich, dass sie definitiv zur Speerspitze der psychedelischen Metal-Szene gehören. Zwei Schlagzeuger, Theremin-Einlagen, Sänger und Sängerin die abwechselnd mal klar mal schreiend zu Werke gehen und ein ausgeklügeltes Songwriting, das sind die Trademarks dieser Ausnahmeband. Das Quintett lieferte eine Top-Performance ab und hatte das Publikum während der gesamten Spielzeit auf ihrer Seite. Da verkniff man sich das Pinkeln, nur um nichts zu verpassen. Leider war es noch zu hell, so dass die im Hintergrund projizierten Animationen nicht vollends zur Geltung kamen. Der Headliner-Slot an diesem Tag wäre deutlich angebrachter gewesen. Bester Auftritt des Festivals.
Als Headliner des Abends standen die aus München stammende Psychedelic-Rock-Institution Colour Haze auf der Bühne. Bevor es allerdings losging wurde von Bandkopf Stefan Koglek erst einmal ausgiebig der Soundcheck zelebriert. Ein etwas unnötiges Getue ließ hier schon gewisse Selbstverliebtheit durchscheinen. Musikalisch gab’s nichts auszusetzten, auch wenn die instrumental sehr ausufernden Nummern, für meinen Geschmack deutlich zu viel Jam-Charakter aufwiesen.
Samstag:
Black Mood leider verpasst, sollen Berichten zufolge aber super gewesen sein.
Grandfather aus Jena rockten als zweite Band am Samstag das Stonerzelt bei gefühlten 50° Celsius. Der sehr lässige und abwechslungsreiche Stoner-Rock mit Progressivnote überzeugte voll und ganz. Das Debut-Album „On My Track“ kann man nur wärmstens empfehlen. Jedes Jahr wieder wird man von solchen eher unbekannten Bands am Nachmittag völlig umgeblasen. Ich erinnere hier an den letztjährigen Auftritt von Hyne.
Ebenso Mandala, die vor der Hauptbühne bei bestem Wetter für reichlich Mattenflug sorgten. Top Stoner-Rock mit deutlicher Metalschlagseite und Spielfreude pur.
Miss Lava aus Portugal konnten das vorgelegte Niveau dann leider nicht ganz halten, spielten dennoch alles andere als belanglos auf und sorgten für angenehme Festivalbeschallung.
Das Brave Black Sea auftreten wurde erst wenige Tage vorher bekanntgegeben. Die ehemaligen Kyuss, QUOTSA, Slow Burn Veteranen präsentierten ihr 2014er Album „Fragment“. Staubtrockener Rock’n’Roll, der geradeaus nach vorne geht und auch bei den balladesken Stücken nie seicht wurde. Großartiger Auftritt.
Der letztjährige Auftritt von Mother Engine auf dem Stoned Campingplatz gilt heute schon als legendär. Das Trio hat sich mittlerweile einen fundierten Namen in der Szene gemacht und so beschloss man, sie diesmal direkt auf die Hauptbühne zu holen. Definitiv kein Fehler! Der instrumental gehaltene Stonersound der Jungs steht etablierten Acts wie Glowsun, oder Karma To Burn in absolut nichts nach. Coole Performance, die auch sehr sympathisch rüberkam.
Die aus Jena/Chemitz stammenden DŸSE sind spätestens seit ihrem diesjährigen Album „Das Nation“ in der deutschen Indie-Rock Szene bekannt wie zwei bunte Hunde. Das abgefahrene Duo bewies eindrücklich, wie man nur zu zweit ein Festivalpublikum um den Finger wickeln und zum Johlen bringen kann. Deutlich härter, schneller, und reudiger unterwegs, erinnerten die beiden nicht selten an alte Ärzte Auftritte. Nummern wie „Spinne“ oder „Zebramann“ wurden lauthals mitgegrölt und sorgten für reichlich Nackenmuskeltraining.
Der krasse Gegensatz in Form eines psychedelischen Doombrockens waren im Anschluss Ufomammut. Die Italiener lieferten eine tiefgelegte mit Keyboards hinterlegte Walze sondergleichen ab. Den Gesang auf ein Minimum reduziert, spielte das Trio sich selber und das Publikum in einen regelrechten Rausch. Der abgedrehte Sound kam unglaublich wuchtig rüber und die Akteure quollen vor Spielfreude fast über.
Mit Graveyard stand dann als letzte Band des Festivals nochmal ein hochkarätiger Headliner auf der Bühne. Die vier Schnurrbärte aus Schweden räumen seit ein paar Jahren mit ihrem bluesigen 70er Jahre Sound mächtig ab und stehen sinnbildlich für die aktuell überbordende Retro-Rock-Welle. Auch wenn man dem Sound mittlerweile überdrüssig ist (mir geht’s zumindest manchmal so), so sind Graveyard live immer ein Garant für eine gute Zeit. So auch hier. Stücke wie „Hisingen Blues“ oder „Seven Seven“ wurden großartig abgefeiert. Graveyard waren ein guter und würdiger Festivalabschluß.
Das Festival:
Ja, was soll man denn noch groß über das Stoned schreiben, was nicht schon bekannt und überall zu lesen ist? Die familiäre Atmosphäre, die fairen Preise, die freundliche Crew und Security, das lässige Gelände nebst Badesee, dass alles ist eh schon legendär. Und jedes Jahr freut man sich aufs Neue auf diese drei Tage. Ich kann mir kein Festival vorstellen, auf dem ich lieber wäre. Hier passte wieder mal alles. Auch wenn das Wetter zuweilen etwas launisch war, den Spass verderben konnte es uns nicht.
Das äußerst abwechslungsreiche Line-Up war dieses Jahr sehr stark. Die persönlichen Favoriten lagen natürlich bei jedem anders, man war sich jedoch einig, dass man von unbekannten Kapellen wieder mal vollkommen überrascht wurde. Grandfather, Cosmic Dead, Brave Black Sea oder 2120s seien hier mal als meine Top-Neuentdeckungen genannt. Ausfall gab‘s diese Jahr nicht einen einzigen. Kylesa, Pentagram und Graveyard überzeugten als Top-Headliner und Ufomammut haben so manchen in andere Sphären katapultiert.
Ein dickes Lob auch wieder an das brutal gute Essen. Egal ob veganes Chili (ich wusste lange Zeit nicht, dass da kein Fleisch drin ist) oder Thüringer Rostbratwurst, alles Tip-Top. Gut auch, dass das Zelt wieder im Gelände war. Das Shoppen am Stoned ist nämlich eine der schönsten Nebenbeschäftigungen dort.
Vielen Dank an Fred, Ralf und die Crew.
Text: Thomas Lang
Bilder: Silvia und Thomas Lang