Datum: 11.-13. Juli 2013
Ort: Erfurt-Stotternheim am Alperstedter See (D)
Offizielle Webseite: www.caligula666.de
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Mitte Juli war es wieder soweit. Die Mutter aller Stoner-Feste lud wieder zu einem dreitägigen Familientreffen im Thüringer Becken ein.
Donnerstag:
Fast pünktlich um 18:00 Uhr wurde das 13. SFTU von den Berlinern ISOPTERA eröffnet. Das Trio präsentierte lässigen, gitarrenlastigen Rock, garniert mit einer gehörigen Portion Blues, was sehr zu gefallen wusste. Guter und sympathischer Auftakt.
MIRROR QUEEN boten im Anschluss dann einen soliden Auftritt, bei dem vor allem die Gitarrenarbeit zu überzeugen wusste, leider aber auch nicht mehr. Klang wie alles schon mal irgendwo (besser) gehört. Der 70er Classic Rock Stil ist halt im Moment angesagter denn je, so dass die durchaus gute Musik des Quartetts, in der Schwemme der aktuellen Vintage-Szene kaum heraussticht.
Eigentlich sollten THE ATOMIC BITCHWAX als nächstes spielen, doch die Jungs waren noch irgendwo auf der Autobahn, so dass kurzerhand der Spielplan geändert wurde. Mit PELICAN stand nun der erste Headliner des Abends auf der Bühne. Die Chicagoer lieferten ein feines, fettes, sludgig-dröhnendes Instrumentalbrett ab, das kaum Wünsche offen ließ. Sehr überzeugend.
Für viele Festival Besucher gestaltete sich der Auftritt von EARTHLESS als eine gitarrentechnisch-psychedelische Offenbahrung. Für manch anderen war diese einstündige Solo-Jam-Orgie doch etwas zu viel des Guten (ich habe nach etwa 20 Minuten die Waffen gestreckt) und der Weg zum Bier oder Essenstand wurde eingeschlagen. Muss ja auch mal sein. Was aber absolut nicht heissen soll, das der Sound schlecht tönte. Ganz im Gegenteil. Etwas laut vielleicht.
ATOMIC BITCHWAX waren inzwischen auch angekommen und gefielen mit ihrer abgefahrenen Psychedelic-Stoner-Mischung. Schleppende, tiefgelegte Riffs wechselten mit groovenden Parts und versprühten so reichlich Kräuterzigaretten-Flair. So muss Stoner-Rock sein. Als Schmankerl gabs zuletzt noch das Pink-Floyd Cover „Pigs“. Lässiger Auftritt zum Abschluss des ersten Tages, der gut abgefeiert wurde.
Freitag:
Die aus Bamberg stammenden TRECKER eröffneten um 14:00 Uhr den zweiten Festivaltag und sorgten mit gut gespieltem, erdigem Classic-Rock für gute Stimmung.
Weil ein gegenüberliegendes Schrebergartengebiet kurz vor Festivalbeginn zum Wohngebiet erklärt wurde (!!!), entfielen dieses Jahr die Auftritte in der After-Show-Zeltbühne (Party drin fand aber statt). Deshalb wurde den aus Berlin stammenden OPERATORS ein Slot auf der Hauptbühne zugewiesen. Und das war auch gut so. Die Jungs lieferten neben einer extrem lässigen Bühnenperformance einen fulminanten Rock’n’Stoner-Psychedelic-Mix der es in sich hatte. Super Auftritt einer sehr sympathischen Band. Und der Preis für die coolste Unterhemd-Bräune des Festes geht an den Bassisten.
Die Dänen PET THE PREACHER wurden recht kurzfristig durch die Absagen von Gates Of Slumber bzw. Pothead rekrutiert. Ein guter Ersatz! Die sehr fetten Riffs mit Blues Schlagseite wussten genauso zu gefallen wie die starken Soli und der reichlich bebilderte Oberkörper von Sänger und Gitarrist Madsen war wohl einer der Hingucker des Tages. Starker Auftritt.
Mit HORISONT stand nun die erste Formation der sehr zahlreich vertretenen Schweden–Bands am Start. Mit dem Fünfer ging‘s auf Zeitreise in die frühen 70er und gäb‘s einen Preis für das Best-Hippie-Outfit-Of-SFTU, Horisont hätten mit großem Abstand abgräumt. Kotletten- und Schnurrbart Alarm vom Feinsten! Allein schon der kultige Status Quo Patch von Axel Söderberg! Der Sound war entsprechend entspannt rockig, aber auch etwas unspektakulär. Gute Unterhaltung war’s aber allemal
SARDONIS dann der krasse, instrumentale, doomige Sludge-Gegenpart. Immer wieder beeindruckend, zu welchen Soundwalzen so manche Duos im Stande sind. Behoover oder Crown seien an dieser Stelle mal erwähnt. Leider war es verhältnismäßig leer vor der Bühne und dem teilweise sehr doomigen, dann wieder mächtig groovenden Sound der Belgier wurde nicht die Aufmerksamkeit zu teil, die er verdient hätte. Aber Sardonis ist auch eher eine Band für schlechtes Wetter oder für eine schummrige Halle.
Bei TROUBLED HORSE wurde es wieder voller vor der Bühne. Gut so, denn der erdige Heavy Rock (Hellacopters und Turbonegro lassen grüßen) machte Spass, auch wenn das Rock’n’Roll-Rad sicherlich nicht neu erfunden wurde.
Der wohl am öftesten zu lesende T-Shirt Aufduck auf dem Festival, dürfte der von den TRUCKFIGHTERS gewesen sein. Dementsprechender Andrang herrschte bei deren Auftritt, welcher hauptsächlich durch die Bühnenperformance von Gitarrist Django überzeugen konnte. Selten so ein Rumpelstilzchen auf der Bühne gesehen. Der gradlinige, fuzzige Sound lief gut rein und fette Stücke wie “Desert Cruiser” wurden lautstark mitgesungen.
Als erster Headliner des Abends standen nun die Doom-Urgesteine ACID KING um Frontfrau Lori auf dem Programm. Von vielen sehnsüchtig erwartet, wurde nun zum ersten Mal den langsamen Beats gefröhnt. Ganz ehrlich: Ich fand den Auftritt langweilig! Das ist vielleicht der Tatsache geschuldet, das ich mit dem Backkatalog der Kalifornier so gut wie nicht vertraut bin. Die Meinungen über den Auftritt gingen jedenfalls in meinen Bekanntenkreis weit auseinander. Mich konnte dieser zähe Brocken jedenfalls nicht begeistern und ich bin wahrlich dem Doom-Metal alles andere als abgeneigt.
„Wir sind MUSTASCH und wir lieben euch!“ schrie im Anschluß Frontmann Gyllenhammer nach dem Intro zu „Heresy Blasphemy“. Die Jungs haben sich in der Vergangenheit (Rockhard Festival, Wacken) als Live-Stimmungsgarant einen guten Namen gemacht und ließen diesbezüglich auch auf dem Stoned nix anbrennen. Die hymnischen „Bring Me Everyone“ oder “I Hunt Alone” kamen natürlich sehr gut an und MUSTASCH wurden vom Publikum lautstark gefeiert. Die deutschen Ansagen Gyllenhamers kamen sympathisch rüber, auch wenn er ein bisschen den Eindruck eines James Hetfield-Lookalike hinterließ. Für mich vielleicht etwas viel Pathos und Gepose, aber Wurst, Spass gemacht haben die Schweden auf jeden Fall. Das abschließende Whitney Houston Outro „I will always…“ passte da grad noch.
Den Samstag:
eröffneten HYNE aus Hamburg. Deren grundsolide Hardrock-Metal Mischung erinnerte mich etwas an Stonehead letztes Jahr und überzeugte vollends. Klasse Melodien, hinterlegt mit fettem groovendem Sound gingen ohne Umweg in die Nackenmuskeln. Für die erste Band des Tages waren auch erstaunlich viel Zuschauer parat was die Atmosphäre schon mittags auf Rekordhöhe brachte. 30 Stück der neuen und äußerst gelungenen EP wurden für Umme im Publikum verteilt, was weitere Sympathiepunkte einbrachte. Für mich einer der stärksten Auftritte des Festivals. Aufs angekündigte neue Album demnächst darf man sich freuen.
Eigentlich sollten die aus Jena stammenden HERCULES PROPAGANDA das diesjährige Stoned im Aftershow Party Zelt ausklingen lassen. Aufgrund der bereits erwähnten kurzfristig aufgezwungenen Spielplanänderungen betraten die Jungs nun schon um 15:30 Uhr die Bühne. Und wie! Das tuntige Lack-, Latex-, Nylon-, Gel-Outfit sorgte erstmal für riesen Gelächter im Publikum und die Band wurde mit einigen „Huuhuuuu“ oder „Hallo du schöner Mann du“ Rufen und Handküsschen begrüßt. Es wurde gradliniger Rock’n’Roll geboten der sich selbst nicht zu ernst nimmt, Spass machte und wunderbar anzuschauen war. Es sind genau solche Farbtupfer im LineUp, die für Abwechslung und gute Laune sorgen und die den Charme des Stoned ausmachen. Den Vogel schoss noch Zweitsänger Bratwurst666 (!!!) vollends ab, der leider nur für einen Song mit Wrestlermaske und Römerkostüm auf die Bühne stürmte und diesen mit einer Inbrunst zum Besten gab, welche die Kinnladen der Zuschauer weit nach unten klappen ließ. Meine Güte, was wäre das für ein Abschlussauftritt im Zelt gewesen! Hierbei noch ein grosses Kompliment an die Veranstalter und an die Bands dass sie so flexibel agierten
DEVILLE aus Schweden kamen im Anschluss wieder „seriöser“ um die Ecke und präsentierten soliden, gut reingehenden Heavy Stoner Rock, der etwas an Kyuss und Foo Fighters erinnerte. Guter Auftritt, aber kein Highlight.
Die Portugisen BLACK BOMBAIM waren am Samstag die Instrumental Combo des Tages. Eine 45 minütige Wah-Wah-, Solo- und Fuzzorgie, welche die Schlaghosen flattern ließ. Gut anzuhören, aber eher etwas eintönig im Optischen, was bei einem Festival durchaus eine Rolle spielt.
BEEN OBSCENE dann im Anschluss deutlich inspirierter. Die Salzburger erinnerten mehr als einmal an Josh Homme und seine Queens, ohne dabei als dumpfe Kopie dazustehen. Das relativ junge Quartett überzeugte mit sehr filigranem Songwriting und ausgeklügelten Melodien die immer wieder in fette Riffs mündeten. Freunde psychedelischer Metal-Hippie-Mucke sollten definitiv ein Auge auf die Band werfen (Anspieltipp: Demons), die derzeit beim Elektrohasch-Label veröffentlicht.
Als zweiter verbliebener Doom Akt des Festivals standen nun LORD VICAR auf dem Programm. Die Mannen um Kimi Kärki waren schon seit Festivalbeginn auf dem Gelände unterwegs und für viele Doom-Afinicados der eigentliche Headliner des Stoned. Seit Februar hatte die Truppe allerdings nicht mehr zusammen gespielt, was sich auch in einer etwas holprigen „Rehearsal Show“ wiederspiegelte, aber absolut nicht störte. Sänger Chritus entschuldigte sich einige Male dafür. Und auch wenn er nicht immer den richtigen Ton traf (was etwas schade war, da er prinzipiell ein sehr guter Sänger ist), war es ein guter, solider Auftritt, der sehr sympathisch und gerade rüber kam. Die gebotenen Stücke waren über jeden Zweifel erhaben und vor allem “The Last Of The Templars” als letzter Song mit seinen “King of the Deeeaaaaad…”-Gesängen ließ sogar Gänshaut-Feeling aufkommen. Tipp: Das neue Projekt Goatess von Chritus.
FIVE HORSE JOHNSON boten im Anschluss staubtrockenen Southern-Rock mit heftiger Blues-Schlagseite der Marke Lynard Skynard und Black Crowes. Mit Mundharmonika, zwei Sängern und viel Gitarrenwumms sorgten die Amis für mächtig Stimmung und das Publikum ging ab wie Schmitz Katze.
Mit LOWRIDER war dann nochmal Stoner-Rock der schnörkellosesten Sorte angesagt. Tief, verzerrt, wummernd, das ist Stoner. Innovationspreis werden die Schweden sicher keinen gewinnen, muss aber auch nicht sein. Lässiger Auftritt, der mich aber nicht 100%ig gekriegt hat.
Das Festival:
Wie jedes Jahr, eine nicht zu toppende Stimmung und eine Atmosphäre die ich so von keinem anderen Open-Air kenne. Man kommt sich vor wie auf einem großen Familientreffen und die Auftritte werden manchmal gar zur Nebensache. Die Begrenzung auf 3000 Besucher ergibt in meinen Augen genau die richtige Festivalgröße, bei der man den neu geschlossenen Bekanntschaften immer wieder über den Weg läuft.
Das relaxte Publikum, der stets top abgemischte Sound, die fairen Preise für Getränke und Essen bzw. die Qualität dessen (dickes Lob wieder an das vegane Chili), die kurzen Wege vom Zelt zur Bühne, die sehr schnellen Umbauten, die äußerst pünktlichen Spielzeitn usw. usf., das alles gibt unterm Strich das Festivalhighlight des Jahres. Auch die Security-Leute freuen sich jedes Jahr auf die Arbeit am Stoned, denn: „Hier iss schön zu orbeiten, hier gibt’s keen Ärger“ (O-Ton).
Das Wetter lies dieses Jahr ebenfalls keine Wünsche offen und einen angrenzenden Badesee haben wohl die wenigsten Feste zu bieten. Einzig das Merchandise-Party-Zelt war dieses Jahr leider etwas weg vom Schuss und ja, das Line-Up viel im Vergleich zu den letzten Jahren ein wenig ab. Ein oder zwei Bands vom Kaliber Shrinebuilder, YOB oder Masters Of Reality wären noch gut gewesen. Jedenfalls war es wieder mal extrem lässig neue Combos kennenzulernen, die man vorher überhaupt nicht auf dem Schirm hatte. HYNE, BEEN OBSCENE, OPERATORS oder PET THE PREACHER beispielsweise hinterließen zumindest bei uns einen bleibenden Eindruck.
Fazit:
Bestes Fest „wo gibt“. Danke an Ralf, Fred und alle anderen Beteiligten. Bis zum nächsten Jahr!
Text: Thomas Lang
Bilder: Silvia + Thomas Lang