Datum: 9. Mai 2013
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Spock’s Beard / Sound Of Contact / Beardfish
Vielleicht war das kaltfeuchte Wetter schuld, das am frühen Konzertabend in Pratteln nicht so recht Stimmung aufkommen wollte, als Beardfish als erste Vorband schon um 20 Uhr nach sieben auf die Bühne traten und für die ersten 40 Minuten loslegten. Die Mannen aus Schweden gaben sich denn auch Mühe – leider war aber der Sound überhaupt nicht optimal eingestellt – die Stimme des Sängers und sein Keyboard viel zu laut, während die anderen Instrumente abgeschlagen und nicht klar zu hören waren. Da nützten denn auch die eigentlich schönen Progressionen und die zahlreichen Growls des Sängers in den Stücken nichts, denn man musste bewusst vom zu lauten Gesang und Keyboard weghören, um mitzubekommen, wo die Musik überhaupt spielt.
Nach einem ersten Umbau auf der Bühne trat Simon Collins und die anderen vier Bandmitgliede von Sound of Contact auf die Bühne, und nach einer knappen Begrüssung folgte 40 Minuten Progressive-Rock vom Feinsten. Simon musste zwar am Anfang noch dafür sorgen, dass er über die Monitore sich selber hören konnte, was zeigte, dass der Sound noch immer nicht optimal eingestellt war. Besonders gefielen „Getting To He Top“ und „Not Coming Down“ und “Shining Like A Star”, das ein wunderschön pink-floydeskes Gitarrensolo als Schmankerl drin hatte – mit Simon Collins am Schlagzeug. Collins? Schlagzeug? Einfach bespannte Toms? Jetzt dämmerte es uns plötzlich – hier war genialer Schlagzeuger-Nachwuchs am Werk. Einfach nur toll! Unbedingt in die aktuelle Scheibe „Dimensionaut“ der Band hineinhören.
Nach einem weiteren Umbau und einer Pause von ungefähr einer halben Stunde war es dann soweit – Spock‘s Beard, angeführt von ihrem neuen Sänger Ted Leonard, sprangen auf die Bühne, Ryo Okumoto, der charismatische Keyboarder, mit glitzernd-schwarzem Cowboy-Hut und schmaler Sonnenbrille im Gesicht. Alan Morse, der quirlige Gitarrist, sah mit seinen Shades ein bisschen aus wie eine Mischung zwischen Jack Nicholson und Quentin Tarantino, während Bassist Dave Meros lässig im Strand-Look daherkam. Das alles wurde tüchtig angeheizt von Jimmy Keegan – dem kleingewachsenen, aber sehr kraftvoll spielenden Schlagzeuger der Truppe.
Die ersten drei Stücke waren allesamt von der neuen LP, „Brief Nocturnes And Dreamless Sleep“ die kurz vor der Tournee von Spocks Beard lanciert wurde. Insbesondere „Hiding Out“ entpuppte sich als absoluter Live-Kracher. Allerdings war auch bei Spock’s Beard der Sound bis zu diesem Zeitpunkt nicht ideal – diesmal war das Micro des Leadsängers einfach zu leise eingemischt, was teilweise dazu führte, dass man die Backing Vocals besser hörte als den Leadsänger.
Danach ging es mit einer sehr gelungenen Mischung von Stücken früherer Alben weiter, während die Lieder von der neuesten LP immer einen hervorragenden passenden Platz dazwischen fanden. Spocks Beard zelebrierten an diesem Abend einmal mehr Prog-Rock mit einem Augenzwinkern und viel Spass – und die sprichwörtliche Unaufgeregtheit der Band bei Live-Auftritten und ihr Witz konnte sich an diesem Abend wieder voll entfalten. Ryo Okumoto hatte Probleme mit dem kaputten Schweller-Pedal seines Leslies (Drehhorn-Vibratoeffekt für die Hammond-Orgel), auf das er wohl ein bisschen zu stark getreten war. Einen kurzen Totalausfall seines Live-Rigs überbrückte die Band mit einer Akustikversion des gleichen Stücks – Jimmy Keegan kam dafür hinter dem Schlagzeug hervor, griff sich ein Mikro und sang wacker im Chor mit. Ryo hingegen verdingte sich über die letzte halbe Stunde der Konzerts – mit einer Hand immer auf dem Keyboard und seine Parts perfekt spielend – noch halb als als Elektriker und Kabelleger. Zu keiner Zeit jedoch tat dies der Qualität eines Stücks der Band einen Abbruch. Genau dieser lockere Umgang mit sehr anspruchsvollem Rock ist es, was die Fans von Spock‘s Beard denn auch immer wieder begeistert.
Das Konzert endete mit einer ca. 25 minütigen Zugabe, dass ein absolut faszinierendes Schlagzeug- und Keyboard-Solo enthielt, das alle technischen Probleme im Mittelteil schon fast wieder vergessen liess.
Dieses Spock’s Beard Konzert war, mit Ryo‘s Keyboard-Panne irgendwie typisch – aber vielleicht kein Spock’s Beard Konzert für Fans, die die Band zum ersten Mal live sahen.
Betrachtet man den ganzen Abend, dann haben mich Sound Of Contact mit ihrem Sound fast noch mehr überzeugt als der Haupt-Act – Spock’s Beard war zwar wie immer auf höchstem Niveau, aber trotzdem wirkte alles ein bisschen sehr improvisiert, während die Musiker rund um Simon Collins sehr professionell und routiniert wirkten und musikalisch ebenso gut überzeugen konnten.
Text: Beat Murmann
Bilder: Kathrin Hirzel