7. März 2019
Kaschemme – Basel
Bands: Sons of Morpheus / Old Man Lizard
Meine Odyssee durch Basel endete abrupt an den Pforten eines grossen Industrieareals. Die Augen forschten nach einem Schild mit dem Namen „Kaschemme“. Nichts. Einmal durch das ganze Areal. Nichts. Keine Gäste. Keine surrenden Gitarren. Nichts. Nach 20 Minuten erneutem Umherwandern öffnete sich im dunkeln eine Türe und ein junger Mann nahm ein paar Pizzaschachteln entgegen. Wie es das Schicksal wollte, war dies jener junge Mann, welchen ich gesucht hatte. Ich durfte mit rein und merke schnell, dass ich der einzige Gast war. Verwirrt schaute ich in die Runde, während die Bands freudig in ihre Pizzen bissen. Ein Blick auf meine Uhr löste das Rätsel: Eine Stunde zu früh! Nun gut, sei’s drum. Während ich die faszinierende Beschaffenheit der Kaschemme unter die Lupe nahm, trudelten Schritt für Schritt neue Gäste ein. Pünktlich zum Auftritt der ersten Band hatte sich eine akzeptable Menschenmenge eingefunden.
Old Man Lizard
Das Trio aus Suffolk, England, steht für abwechslungsreichen Melodic-Sludge mit hin und wieder doomigen Passagen. Entsprechend ging es furios in den ersten Akt. Gezeigt wurden Songs aus den beiden Alben „Lone Wolf vs. Brown Bear“, und dem aktuellen 2018er „Cursed Ocean, Relentless Seas“. Das Publikum, erst verhalten, lockerte sich je länger je mehr auf. Bei „Snakes!!!“ wurde sogar mitgesungen. Jack Newham (Gesang und Gitarre), Gav Senior (Bass) und Dan Beales (Schlagzeug) spielten sich schleichend in die Herzen der Anwesenden. Es wurde geschunkelt, gewackelt und fleissig mitgenickt. Hierbei soll erwähnt werden, dass sich die Kaschemme bei dieser Art der Musik von ihrer besten Seite zeigt. Es wummert in allererster Güte. Nach leider viel zu kurzer Spielzeit verliessen die Herren von der Insel die Stage wieder. Es blieb vor allem ein Gedanke: Hoffentlich kommen diese Kerle bald wieder auf Tour.
Sons of Morpheus
Das Zugpferd am heutigen Abend stellten aber die Basler Sons of Morpheus, welche in einem intimen Rahmen ihre neue Platte „The Wooden House Session“ tauften. Mit Manuel Bissig am Gesang und Gitarre, Lukas Kurmann am Bass und Rudy Kink am Schlagzeug, zeigte sich schnell, welch enormes Potenzial in dieser Stoner-Combo steckt. Als Speerspitze des eigenen Plattenlabels Sixteentimes Music, steht diesen Jungs mit Sicherheit die Türe in die grosse Welt des internationalen Stoner Rock offen.
Ihr Auftritt beinhaltete an diesem Abend eine Vielzahl an Stücken, welche sich durch die ganze Diskografie zogen. Das Publikum, mittlerweile doch ziemlich zahlreich, ging von Sekunde Null gleich mit vollem Elan ans Werk. Headbangen, schunkeln, abtauchen, wegdriften. Jeder kam irgendwann auf seine Kosten. Die Musik stand im Zeichen von Psychedelic Rock, vermischte mit einem grossen Anteil Stoner, einer Priese Sludge und Blues. Spielerisch abgezockt, treffsicher und ohne einen Funken Nervosität. Das war ganz grosses Kino. Das Drum schepperte, die Gitarre surrte, der Bass wummerte und groovte. Die Kaschemme verwandelte sich mehr und mehr in eine Sauna, grüne Wolken vernebelten die Sinne (störten Ausnahmsweise mal gar nicht). In Dunkelheit und rotem Schimmer gehüllt, schmetterten die Jungs eine Salve nach der Anderen. Als nach wirklich angenehm langer Spielzeit die letzten Töne erklangen, war ich fix und fertig. Und gut beduselt.
Endlich wieder ein Abend voller Spass, Tanzwut und absoluter Zufriedenheit. Die Band bedankte sich artig bei den Besuchern, welche sich ebenfalls für das Gezeigte mit tosendem Applaus revanchieren. Man darf zu recht behaupten, dass sich Sons of Morpheus mit einem tiefen Biss in die Obrigkeit des Schweizer Stoner-Psychedelic-Rock festgebissen haben. Man darf gespannt sein, wohin der steinige Weg noch führen wird. Bisher sicherlich ein Highlight im noch jungen Konzertjahr 2019. Chapeau und danke.
Text: Gianluca Teofani