Datum: 23. November 2011
Ort: X-TRA – Zürich
Band: Sisters Of Mercy
Die 80er Rocker Sisters Of Mercy spielten bereits zum dritten Mal im Zürcher Club X-TRA. Und erstaunlicherweise noch immer vor einem „grossen“ Publikum. Denn als ich beim vorletzten Konzert dabei war, hatte ich mir eigentlich vorgenommen, mir die Sisters Of Mercy nicht noch einmal live anzutun. Zu einzigartig sind die Erinnerungen an die 80er Jahre, als Sisters-Konzerte noch richtig düster schaurig und schön waren und den speziellen Charme und Underground Flair dieser Zeit hatten. Sisters in London, Nitzer Ebb im Stutz in Zürich oder Front 242 im Volkshaus… ja, die Gedanken schweifen weit in die Vergangenheit. 🙂
Das vorletzte Konzert hatte diesen Erinnerungen einen deftigen Schlag versetzt und ein schaler Nachgeschmack blieb hängen. Der gute Herr Andrew Eldritch will mittlerweile nichts mehr mit Gothic zu tun haben und bezeichnet sich als Rock’n’Roll. Dass er damit seiner Fangemeinde eine Ohrfeige verpasst hatte, schien ihm wohl egal zu sein.
Trotzdem konnte ich es 2009 nicht lassen, wieder zu den Sisters ins X-TRA zu pilgern. Dieses mal mit Fotoapparat ausgerüstet. 2009 war der Club fast ausverkauft und die Stimmung deutlich besser. Zu fotografieren gab‘s ausser Nebel allerdings nicht viel, aber egal, es hatte Spass gemacht.
Und 2011? Ohne grosse Erwartungen und dieses mal ohne Fotoapparat – Pressefotografen mag Herr Eldritch nämlich mittlerweile nicht mehr – ging ich erneut an das Konzert der Sisters Of Mercy, einfach um der „alten Tage“ willen. Der Club abermals gut gefüllt und die Laune des Publikums top.
Das Licht ging aus, der Nebel breitete sich aus und als Silhouetten erschienen drei Gestalten auf der Bühne. An diesem Bild sollte sich dann auch bis zum Ende nichts mehr ändern, aber das wussten alle Besucher bereits. Den Anfangssong habe ich erst in den letzten 5 Sekunden erkannt. Zu wabrig und brummig war der Sound, der Gesang fast nicht auszumachen. Danach wurde es eine Spur besser, allerdings wirklich gut klang es meiner Meinung nach nicht.
Egal, dem Grossteil des Publikums schien das nichts auszumachen und es wurde fiebrig mitgesungen und applaudiert. Eldritch und seine zwei Live-Gitarristen spulten einen Hit nach dem anderen ab und ob der berühmte Drumcomputer „Doctor Avalanche“ mit auf der Bühne war, ist nicht zu erkennen gewesen. So oder so kam viel ab Band und war für mein Empfinden etwas skurril.
Gegen Ende und bei Songs wie „Temple Of Love“ und „More“ kletterte die Stimmung nochmals eine Stufe höher und das Publikum forderte Zugaben. Leider wurden diese nicht gewehrt und nach gut einer Stunde Konzert musste wieder einmal festgestellt werden, dass einmal eine Diva, immer eine Diva, den Takt vorgibt und auf keine Wünsche eingeht.
Schade eigentlich, doch trotz allem war es ein guter Abend, denn soviele Gesichter aus seinen Teenager-Jahren trifft man selten auf einem Haufen. Und wenn die Nostalgie der einzige Grund ist, um an ein Sisters-Konzert zu pilgern, dann auch beim nächsten mal wieder. 🙂
Text: Nicole Imhof