Datum: 31. Dezember 2011
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Amorphis / Leprous / The Man-Eating Tree / Maxxwell / Demonium / Arcturon
Wenn man an Silvester unter Leute gehen wollte, gab es zu den Parties, an welchen man meistens nicht wirklich gemütlich unter Menschen verweilt, sondern viel eher irgendwo zwischen der Masse eingequetscht ist oder wegen den vielen Partygängern halb an der Wand klebt, eine sehr gute Alternative – jedenfalls für alle Metal-Liebhaber: mit den Auftritten von Amorphis und deren beiden Supportbands konnte man das Jahr gebührend ausklingen lassen und mit Konzerten drei weiterer Bands ordentlich ins 2012 starten.
Als erstes gaben sich The Man-Eating Tree aus Finnland die Ehre, denen während ihres tadellosen Auftritts die Spielfreude ins Gesicht geschrieben stand. Ein besserer Opener hätte sich wahrscheinlich kaum finden lassen, denn musikalisch passten sie blendend zu Amorphis. Auch die Zuschauer, unter denen sich viele befanden, die den Anschein machten, als würden sie The Man-Eating Tree nicht kennen, fanden Gefallen an dem melodiösen und eher melancholischen Sound. Für mich nicht allzu überraschend, denn bereits als ich sie vor ca. einem Jahr als Support von Tarot gesehen habe, konnten sie das Publikum überzeugen – und auch mich. Ich weiss nicht, was es ist, aber irgendwie hat ihre Musik was Spezielles an sich, das einen fesselt.
Beim Konzert von den Norwegern Leprous mussten wohl manche ein wenig schmunzeln. Hauptsächlich wegen ihres «Im-Gleichtakt-Ganzkörper-(Head-)Bangens», das ziemlich witzig und auch recht interessant aussah, zudem aber auch wegen ihrer Musik, die keiner Sparte so richtig zuzuordnen und nicht ganz leicht zugänglich ist. Grundsätzlich bewegt sie sich zwischen Progressive Rock und Metal, aber versehen mit einem sehr eigenen, künstlerischen Touch. Während mich gewisse Parts an Folk-, Zigeuner- oder auch Zirkusmusik erinnerten, hatten andere Stellen fast etwas Hypnotisches an sich. Jedenfalls klang das Ganze sehr speziell und einige konnten sich offensichtlich nicht so wirklich damit anfreunden. Ich hatte am Anfang auch ein bisschen Mühe, jedoch je länger und genauer ich hinhörte, desto besser gefiel mir der Sound.
Danach waren Amorphis an der Reihe, auf die ich mich schon seit längerer Zeit freute, da sie zu einer meiner Lieblingsbands gehören und ich sie nun endlich mal live erleben konnte. Nachdem als Intro «Battle For Light» erklang, legten sie mit zwei Songs ihres aktuellen Albums «The Beginning Of Times» los, dessen Cover hinten als grosse Flagge aufgehängt war. Des Weiteren folgten Stücke von fast all ihren Studioalben, unter anderem Hits wie «The Smoke», «Sky Is Mine» und «Alone» oder auch ein Teil des Rammstein-Songs «Pussy», der als Einleitung zu «Vulgar Necrolatry» diente. Und ehe man sich versah, war das Konzert schon fast wieder zu Ende. Auch die drei Zugaben vergingen in Lichtgeschwindigkeit und mit den Schlusstönen von «House Of Sleep» wurden die Besucher nun in die letzte halbe Stunde des Jahres 2011 entlassen.
Sehr schade war, dass die Lautstärke bei der Show von Amorphis, warum auch immer, viel zu leise eingestellt war, weswegen es einfach nicht richtig knallte. Irgendwie fand ich das teilweise sogar ein wenig irritierend. Das könnte auch der Grund dafür gewesen sein, dass das Z7-Publikum ein bisschen lahmer wirkte als sonst. Evt. lag das aber auch daran, dass die Leute die typische Jahresende-Müdigkeit hatten. Wie auch immer, der Lautstärke-Pegel wurde dann immerhin bei den Zugaben doch noch hochgedreht, was den Zuschauern zum Schluss nochmals einen Energie-Kick gab. Amorphis selber legten einen guten Auftritt hin, bei dem Sänger Tomi Joutsen auch ziemlichen Körpereinsatz zeigte. Er warf seine Dreads, die inzwischen bis zu den Kniekehlen reichen, so wild durch die Luft, dass es manchmal schien, als würden diese ein Eigenleben führen. 🙂
Nach dem Amorphis-Konzert ging es nicht mehr lange, bis die Uhr Mitternacht schlug und somit das neue Jahr einläutete. Anscheinend wäre es geplant gewesen, dass um Punkt zwölf Uhr nochmals alle Bands auf die Bühne kommen, um miteinander ein Ständchen zu trällern, aber aus mysteriösen Gründen ging das in die Hose. Nichtsdestotrotz flutschten alle Besucher heiter bis sehr angeheitert in das (natürlich) grossartige 2012. Und dann ging es auch schon wieder weiter: die Innerschweizer Maxxwell, die Ostschweizer/Liechtensteiner Formation Demonium und zum Abschluss Arcturon aus Basel sorgten auf einer zusätzlich aufgebauten kleinen Bühne dafür, dass auch zu den späteren Stunden noch die Post abging. Doch nicht nur für bewegungsfreudige (Nacken-)Muskeln und nach Musik lechzende Ohren, sondern auch für hungrige Mäuler war gesorgt. Neben literweise nahrhaftem Bier und neben dem üblichen Essensstand draussen, gab es an diesem Abend zusätzliche Köstlichkeiten, die in Windeseile weggeputzt wurden.
Setlist Amorphis:
Intro: Battle For Light
01. Song Of The Sage
02. Mermaid
03. The Smoke
04. Against Widows
05. Towards And Against
06. You I Need
07. Sky Is Mine
08. Vulgar Necrolatry [eingeleitet mit «Karelia» & danach «Pussy»]
09. Into Hiding [eingeleitet mit «Magic And Mayhem]
10. Crack In A Stone
11. Alone
12. Sampo
Zugaben:
13. Silver Bride [eingeleitet mit «Skyforger»]
14. My Kantele
15. House Of Sleep
Outro: Vaivaistalossa von Eläkeläiset
[=finnisches Humppa-Cover von «House Of Sleep»]
Text + Bilder: Jasmin Stierli