2. November 2016
Kaufleuten – Zürich
Bands: Seasick Steve / Black Box Revelation
Eröffnet wird der Abend durch die belgische Garage-Rock-Band Black Box Revelation – ein Beweis dafür, dass für groovigen Rock’n’Roll auch schon nur ein Schlagzeug und eine Gitarre genügen um ein Publikum zu begeistern. Jan Paternoster (Gitarre/Gesang) und Dries Van Dijck (Schlagzeug) gründeten die Band 2005 in Brüssel. Besonders die virtuosen Gitarren-Solos von Jan Paternoster werden von dem durchmischten Publikum bejubelt.
Nach kurzer Umbaupause werden Seasick Steve (gebürtiger Name Steven Gene Wold) und sein Schlagzeuger Dan Magnusson unter euphorischem Applaus empfangen. Der bärtige Kalifornier Mitte 70ig nimmt auf einem Wohnzimmerstuhl aus Holz platz und so kann der Bluestrain loslegen. Seasick Steve reisst die Zuhörer nicht nur mit seinem Country Blues Rock mit, sondern fasziniert auch durch seine Geschichte und seine sehr emphatische Art. Die Songs erzählen vor allem autobiographische Geschichten aus seiner Hobo (Wanderarbeiter)-Zeit und eigenen Erlebnissen.
Beeindruckend sind auch die vielen wechselnden und teils ausgefallenen Gitarren, welche Seasick Steve durch den ganzen Abend hindurch bespielt. So zum Beispiel eine Three-String Trance Wonder oder eine Hubcap Gitarre – grundsätzlich scheint es so, dass Seasick Steve einfach keine 0815 Gitarren zu benutzen scheint. Besonders speziell ein Eigenbau: bestehend aus einem kleinen Waschbrett (welche früher auf Reisen mitgenommen wurden, wie der Kalifornier dazu erzählt) als Gitarrenbody, daran montiert ein Banjo-Gitarrenhals, auf der Rückseite ein Mississippi Autokennzeichen und ein kleines Stück Teppich. Zu bemerken ist auch, diese Gitarre besitzt nur einen String – angeschlossen an den Verstärker und mit perkussiven Effekten durch den Miteinbezug des Waschbretts – ertönt von dieser Gitarre ein einmaliger spezieller Sound.
Der Auftritt von Seasick Steve ist nicht nur musikalisch hörens- uns sehenswert – auch die dazwischen erzählten Geschichten unterhalten das Publikum und verleihen dem Abend eine ganz persönliche Note. Trotz dem fast ausverkauften Kaufleuten Club, hat man das Gefühl, mit Seasick Steve zusammen im Wohnzimmer zu sitzen und ihm zuzuhören. Wer die Möglichkeit hat, sollte ein Auftritt von Seasick Steve keinesfalls verpassen, so lange er aufgrund seines fortgeschrittenen Alters überhaupt noch Auftritte gibt – einfach ein sehr sehr mitreissendes, sehr sehr sym- und empathisches und einmaliges Erlebnis, vor allem auch für alle Freunde der Bluesrock Musik. Dies bestätigt auch der fast nicht abreissend wollende, tosende Applaus nach der Zugabe. Absolut empfehlenswert!
Faszinierend ist grundsätzlich auch die Geschichte von Seasick Steve. Noch bis vor 10 Jahren kannte ihn niemand. Er zieht viel um, lebte neben den USA auch in England und Norwegen. In seiner Küche nahm er ein erstes Album auf. Er wurde Neujahr 2006 dann in die UK TV Show Jools Holland eingeladen. Erst wollte er dort gar nicht hin, sagte jedoch dann auf Rat eines Freundes doch zu. Davor hatte seine Webseite knapp 57 Klicks, die meisten davon stammten von ihm, wie er sagt. Nach der TV Show waren es über 1 Million Klicks und dies war somit sein Durchbruch. Seither nahm er mehrere Alben auf und Tourte weltweit. Dies zeig auch wiederum auf, dass es nie zu spät zu sein scheint, einen Traum zu leben.
Setlist [Quelle: setlist.fm]
1. Abraham, Martin And John
2. Walkin‘ Blues
3. Gypsy Blood
4. Bullseye
5. Hell
6. Bring It On
7. Summertime Boy
8. Walkin‘ Man
9. That’s All
10. Thunderbird
11. Bring It On
12. Don’t Take It Away
13. Keep That Horse Between You And The Ground
Zugaben
14. Gentle On My Mind
15. Dog House Boogie
Text: Madeleine Fuhrer
Bilder: Urs Breig