Datum: 21. März 2013
Ort: Salzhaus – Winterthur
Bands: Saint Vitus / Mos Generator
Das Doom-Metal-Flaggschiff Saint Vitus ist die letzte Jahre präsenter denn je und so mancher Freund der langsamen Klänge überlegte sich, ob er sich Vitus „schon wieder“ live geben will. Absoluter Unsinn und bis vor kurzem auch undenkbar, denn wenn Vitus spielt und man nicht gerade halbtot im Bett liegt oder sich gerade auf der anderen Seite der Erdkugel befindet, dann geht man da hin! Punkt.
Mos Generator aus Bremerton bei Seattle enterten gegen 21:00 Uhr die Bühne im Salzhaus. Das Trio bot eine Stoner-Hardrock Mischung, die einerseits absolut nichts Neues hat, andererseits aber unheimlich Spaß macht. Dazu trug Sänger und Gitarrist Tony Reed mit seiner erdig, sympathischen Art ganz besonders bei. Trotz des enormen Jägermeister Konsums während des Gigs, wurden die Stücke tip-top abgefeuert und das Publikum war sofort gewonnen. Optisch sowie auch musikalisch erinnerten mich die drei etwas an Red Fang welche mit ebenso viel Herzblut zu Werke gehen. Die Nummern waren nicht sonderlich spektakulär, aber immer geradeaus und abwechslungsreich. Guter Rock’n’Roll, nicht mehr, nicht weniger. Und auf das extrem lässige King Crimson–Tattoo kann man richtig neidisch werden.
Das Salzhaus war recht gut gefüllt, aber bei weitem nicht ausverkauft. Nicht zu viel und nicht zu wenig, richtig angenehm. Und wie immer bei Saint Vitus, schlenderte die Band vor und nach dem Auftritt in der Halle rum, quatschte mit den Leuten über Gott und die Welt und trank dazu ein paar Bierchen. Fan Nähe, die man so nicht oft erlebt.
Etwa um 22:00 Uhr war es dann soweit. Dave Chandler, Scott Weinrich, Mark Adams und Henry Vasquez betraten die Bühne und mit „Blessed Night“, dem Hit der aktuellen Lillie-Scheibe, ging’s los. Klasse Opener, auch wenn mir der frühere Kult-Beginn der Vitus Konzerte mit der kurzen „Hi, we’re Saint Vitus“ Ansage und „Living Backwarts“ etwas lieber war. Egal, „Blessed Night“ rockt auch wie Sau. Bei „I Bleed Black“ wurde dann im Anschluss auf die Bremse getreten und die Band zelebrierte das, wofür sie seit nunmehr 33 Jahren sinnbildlich stehen. Doom Metal in Vollendung.
Mit „War Is Our Destiny“ und „Look Behind You“ dann zwei flottere Klassiker. Wahnsinn, welche Magie diese Songs ausstrahlen. Das Publikum war aus dem Häuschen. Chandler garnierte sein tiefgelegtes, fuzziges Gitarrenspiel mit viel Fratzenschneiderei und ließ seine Gniedel-Solos nicht ausufern. Auch seine Ansagen waren bemerkenswert zurückhaltend. Wino war die Coolheit in Person, Henry ließ hinter den Kesseln das Urviech raus und Adams stand einfach nur da, spielte seinen furztrockenen Bass und vermittelte den Charme einer Schlaftablette. Es gibt einfach noch Konstanten auf diesem Planeten und das ist auch gut so.
Mit „Let Them Fall“ und „Bleeding Ground“ dann wieder zwei Stücke vom aktuellen Album. Anschließend ein Song mit dem die wenigsten gerechnet haben: „Patra“! Eins der intensivsten Doom-Metal Stücke überhaupt das für Gänsehaut sorgte. Mit „The Troll“ wurde dann gleich noch so ein zäher Brocken hinterher geschoben. Wunderbar! „Waste Of Time“, das vierte Stück für diesen Abend vom aktuellen Album folgte. „White Stallions“ durfte natürlich nicht fehlen und ließ das Publikum abgehen wie Schmitz Katze. Das Black Flag-Cover „Thirsty And Miserable“ beendete dann das reguläre Set.
Mit „Dying Inside“ ging’s dann in die Verlängerung und zu guter Letzt gab‘s natürlich die Band-Überhymne „Born Too Late“. Chandler verteilte während des Songs seinen Segen, in dem er den Gitarrenhals auf die Köpfe der Fans in der ersten Reihe auflegte, Wino und Adams brachten derweil die übrigen Biere unter die Leute. Ein gewohnt großartiges Finale, das von der johlenden Menge lautstark gefeiert wurde.
Als ich zu Beginn des Abends den Soundtechniker Serge Spiga traf, erzählte er mir, dass er im Moment mit Vitus Tour sei und auch im Salzhaus hinter den Reglern sitzen werde. Spiga hat seinen Job wieder mal hervorragend erledigt. Top Sound, klar, nicht zu laut, nicht zu leise. Auf den Mann ist halt Verlass.
Fazit:
Mos Generator waren ein sehr guter, sympathischer Support mit hohem Lässigkeitsfaktor der sehr viel Spass machte.
Saint Vitus zogen im Anschluss einen souveränen Auftritt vom Leder der voll überzeugte. Chandler und Wino, die beiden Alpha-Männchen, vermittelten diesmal nicht den Eindruck sich jeden Moment an die Gurgel gehen zu wollen, was der Stimmung vor und auf der Bühne richtig gut tat.
Die ausgewählten Songs sind zwar über jeden Zweifel erhaben, dennoch wurden einige Klassiker wie „Living Backwards“ oder „Clear Windowpane“ schmerzlich vermisst. Dass keine Songs aus der damaligen Post-Wino-Ära gespielt wurden, verwunderte nicht („Sloth“ wäre mal der Hammer), aber dass das Debut-Album komplett ignoriert wurde, fand ich sehr schade.
Dennoch ein super Abend im Salzhaus. Und wenn Vitus in einem halben Jahr wieder in der Gegend sind, dann geh ich da selbstverständlich wieder hin. Von wegen Abnutzungserscheinungen……
Setlist:
Blessed Night
I Bleed Black
War Is Our Destiny
Look Behind You
Let Them Fall
Bleeding Ground
Patra
The Troll
Waste Of Time
Shite Stallions
Thirsty And Miserable
Dying Inside
Born Too Late
Text + Bilder: Thomas Lang