Datum: 15. Juni 2012
Ort: Galery – Pratteln
Bands: Sacred Reich / After All / Degradead
Seit nunmehr 25 Jahren sind Sacred Reich fester Bestandteil der Thrash-Metal-Geschichte und haben mit ihren ersten Alben „Ignorance“ und „The American Way“ sowie der Hammer-Ep „Surf Nicaragua“ wahrliche Meilensteine des Genres abgeliefert. Im Rahmen einer Jubiläums-Tour, welche den Arizona-Vierer auf diverse Festivals führt(e), stand als einziger Schweiz-Gig ein Auftritt in der Galery in Pratteln auf dem Programm.
Seit längerer Zeit war an diesem Freitag endlich wieder mal Schönwetter. Dieser Umstand, sowie das EM-Spiel Schweden – England, welches auf der Terrasse der Galery auf eine Grossleinwand projizierte wurde, sorgten für ein relativ überschaubares Publikum, das sich um 20:50 Uhr im Saal der Galery einfand, als Degradead zu spielen begannen.
Dessen vollends unbeeindruckt, gingen die Skandinavier vom ersten Moment an ab wie Schmitz‘ Katze und hatten sichtlich Spass am Auftritt. Allen voran Sänger Mikael Sehlin und Gitarrist David Szücs, die wirklich nichts anbrennen ließen. Die Musik von Degradead kann man wohl als Melodic Death/Thrash bezeichnen. Vielleicht könnte Metal-Core auch passen.
Leider war der Sound von Anfang an nicht wirklich gut und meines Erachtens viel zu laut für diesen kleinen Saal, was deutlich an den Nerven zerrte. Die ersten Stücke kamen mir etwas unausgegoren und hektisch vor, was sich jedoch im zweiten Teil des Sets besserte. Das Gaspedal wurde etwas weniger durchgetreten und es waren deutlich mehr groovigere Anteile zu hören, welche auch besser beim Publikum ankamen. Alles in allem ein guter Auftritt, der aber aufgrund des Sounds und des fehlenden Publikums etwas verpuffte.
Etwa zwanzig Minuten später erklang als Intro die Titelmelodie des A-Team’s und die Belgische Formation After All stand als zweiter Act des Abends auf der Bühne. Old-school-Thrash/Speed mit einem Schuss Priest/Maiden war angesagt. Mit mittlerweile acht Scheiben im Gepäck sind After All sicherlich keine Neulinge mehr im Geschäft und dementsprechend routiniert wurde der Gig auch runtergeschrubbt. Die Stücke waren allesamt im Up-Tempo Bereich angesiedelt, was leider nach einer gewissen Zeit recht eindimensional wirkte.
Über das magere Songwriting konnte auch die gebotene Spielfreude der Truppe nicht hinwegtäuschen. Alles irgendwo schon mal irgendwie besser gehört. Erst zum Schluss hin wurden ein paar abwechslungsreichere Nummern serviert, die vom nun etwas zahlreicher anwesenden Publikum goutiert wurden.
Sammy Peleman‘s teilweise recht hoher, für meine Geschmack etwas nerviger Gesang, das durchgehende Double-Bass-Geballer, die übersteuerten Klampfen, sowie die Tatsache, dass in Sachen Lautstärke nochmal eine Schippe draufgelegt wurde, ließ meine Entscheidung recht schnell zugunsten der zweiten Halbzeit auf der Terrasse fallen, wo gerade Anpfiff war.
Um 22:45 Uhr war es dann Zeit für Sacred Reich. Wieder ein Intro. Zum „Imperial March“ aus Star Wars (bitte mal schnell auf youtube anhören und ein Grinsen ist euch sicher) betraten Wiley Arnett (G.), Greg Hall (D.), Jason Rainey (G.) und Phil Rind (V., B.) sichtlich gut gelaunt die Bühne. Mit dem Titeltrack ihres dritten Albums „Independent“ ging‘s auch anschließend gleich voll zur Sache.
Sacred Reich hatten den mittlerweile voll ausgefüllten Saal sofort im Griff und versprühten trotz des immer noch mäßigem und zu lautem Sounds, eine enorme Sympathie. Phil hat in den letzten Jahren etwas zugelegt, um es mal vorsichtig zu formulieren und wirkte mit seiner lässigen und freundlichen Ausstrahlung wie der „John Goodman des Thrash-Metal“.
Die Setlist bestand zum großen Teil aus den eingangs erwähnten Referenzwerken. Und das war auch gut so. Thrash-Granaten wie „Ignorance“ oder die Überschallnummer „Administrative Decisions“ wechselten sich mit Groovern wie „Violent Solutions“ oder „Crimes Against Humanity“ und Hymnen wie „Who’s To Blame“ ab. Beim Hören dieser Stücke wurde einem wieder mal so richtig bewusst, welche Hämmer die Jungs damals eigentlich rausgehauen haben.
Das letzte Drittel des Set‘s wurde von Sirenen eingeläutet welche dann ins Riff von Black Sabbath’s „War Pigs“ überging. Im Publikum gab’s kein Halten mehr. Jeder sang mit. Als Abschluss dann natürlich DIE beiden Sacred Reich Nummern schlechthin. „The American Way“ und „Surf Nicaragua“. Letztere sollte eigentlich als Zugabe gespielt werden, da es aber im Galery von der Bühne aus keinen Backstagezugang gibt, entschlossen sich die vier, die Nummer gleich noch dran zu hängen, anstatt sich zweimal durch den Mob zu drängeln. Verständlich.
Fazit:
Wie bereits angedeutet, waren auch beim Headliner wieder deutliche Soundprobleme vorhanden was den Gesamteindruck des Abends doch deutlich runterzieht. Irgendwie wirkte alles nur noch übersteuert und laut. Schade, denn Sacred Reich waren super drauf und die Setlist ein Traum für jeden 80er Thrash-Fan. Eigentlich der Stoff, aus dem Kultkonzerte sind.
Mit After All kann ich nichts anfangen und bei Degradead wird der zündende Funke wohl auch ausbleiben. Nichtsdestotrotz wurde von beiden Vorbands anständig aufgespielt.
Setlist Sacred Reich:
Independent
Love…Hate
Ignorance
Violent Solutions
One Nation
Adminstrative Decisions
Free
Crimes Against Humanity
Who’s To Blame
I Don’t Know
War Pigs
Death Squad
The American Way
Surf Nicaragua
Text + Bilder: Thomas Lang