Datum: 17. April 2014
Ort: Mini Z7 – Pratteln
Band: RPWL
Sound aus, Licht aus, das Publikum jubelt und die Band betritt die Bühne. So oder ähnlich ist man sich ein herkömmlicher Konzertanfang gewohnt. Um es vorwegzunehmen: RPWL hielt sich nicht an das übliche Prozedere. So fiel auf, dass zwei Bandmitglieder vor Konzertstart, hektisch telefonierend durch das Publikum gingen, was zugegebenermassen schon ein wenig ungewöhnlich erschien. Tatsächlich betrat kurz danach ein Teil von RPWL die Bühne und positionieren sich bei ihren Instrumenten.
Doch anstelle des erwarteten Konzertbeginns erklärte ein Crew-Mitglied auf englisch, dass Kalle und Yogi von RPWL verschollen seien und dass man fieberhaft nach ihnen suche. Die Gesichter des Publikums wurden noch ein wenig ratloser, als man verkündete, dass man trotzdem mit dem Gig anfinge. So kam es, dass Bassist Werner Taus, Keyboarder Markus Jehle und Drummer Marc Turiaux alleine auf der Bühne standen und tatsächlich, zur Verwunderung aller, anfingen zu spielen.
Doch bereits nach einer Minute verkündete man den Abbruch des Konzertes, was einige wenige Zuschauer tatsächlich veranlasste, verärgert und reklamierend die vorderen Ränge zu verlassen und sich der Bar zuzuwenden. Nun, wer das neue Album „Wanted“ von RPWL kannte, ahnte wahrscheinlich, dass dieser ein wenig ungewöhnliche Konzertstart, Teil der neuen Show der Deutschen sein müsste. Dies bestätigte sich mit der Einspielung von Nachrichtensendungen, in denen täuschend echt verkündet wurde, dass die Welt nach Terroristen suche, die sich der Befreiung des Geistes verschrieben haben. Es vermag nicht verwundern, dass die Band-Members von RPWL, als die gesuchte Terroristen genannt wurden, womit dann auch das eigentliche Konzert anfing, diesmal in Vollbesetzung.
Mit Projektionen auf fünf kleinen Leinwänden wurden unterschiedliche Meldungen abgespielt, abwechselnd mit Filmsequenzen von Demonstrationen, Polizeihubschraubern und den aus amerikanischen TV Sendungen bekannten Verfolgungsszenen von Kriminellen. Nebst RPWL betraten auch zwei Crew-Mitglieder die Bühne, bewaffnet mit Flipcharts und untermalten den ersten Song aus „Wanted“, dem neuesten Release von RPWL. Auch bei den folgenden Songs waren die zwei immer wieder auf der Bühne und unterstützten die Band. Schon bei der „Beyond Man And Time“-Tour bewiesen RPWL, dass Ihnen viel daran liegt, ihre Musik mit theatralischen Elementen zu versehen und somit eine besondere Stimmung zu schaffen. Es ist der Band hoch anzurechnen, dass es ihr selbst mit bescheidenen Mitteln gelang, das Konzept von „Wanted“ auch visuell zum Publikum zu transportieren.
Nach Absolvierung des durchaus unterhaltsamen „Wanted-Teils“ wandten sich RPWL wieder den Songs zu, die sie auch in unseren Breitengraden bekannt machten und wie schon ein Jahr zuvor, damals in der Galery, gab es nach der ersten, auch eine zweite, durchaus verdiente Zugabe, diesmal mit einem Cover von Pink Floyds „Have A Cigar“ – ein Leckerbissen! Besonders Gitarrist Wallner bewies einmal mehr, dass er zur Elite deutscher Musikkultur gehört und mit ihm auch der Rest der Band.
Fazit: Bei aller Zustimmung zum RPWL-Konzept von „Wanted“ und das damit verbundene Bestreben, den Geist befreien zu wollen, muss ich gestehen, dass mein Geist nicht in dem gewünschten Masse befreit wurde. Nun, die Botschaft ist dennoch angekommen und mit Blick auf das Weltgeschehen, täte die Menschheit gut daran, RPWLs Idee mehr Beachtung zu schenken. Wer noch ein wenig über „Wanted“ und der damit verbundenen Intention der Band nachlesen will, sollte sich das Interview mit Yogi Lang zu Gemüte führen.
Setlist:
Aus dem Album „Wanted“
01 Revelation
02 Swords And Guns
03 A Clear Cut Line
04 Wanted
05 Hide And Seek
06 Disbelief
07 Misguided Thought
08 Perfect Day
09 Still Asleep
10 The Attack
11 A New Dawn
Ältere Songs:
12 The Shadow
13 Trying To Kiss The Sun
14 Start The Fire
15 Roses
Zugabe 1:
16 Unchain The Earth
17 Hole In The Sky
Zugabe 2:
18 Have A Cigar (Pink Floyd Cover)
Text: Daniel Baratte
Bilder: Kathrin Hirzel