Datum: 17. Januar 2015
Ort: Komplex 457 – Zürich
Bands: Royal Blood / Mini Mansions
Klar, dass jede Band ihre Vorbilder hat und von der Musik beeinflusst ist, die ihr vorausging. In manchen Fällen kann dies zum Erschaffen eines neuen Sounds inspirieren, in anderen Fällen verkommt es zur reinen Kopie. Bei Mini Mansions, der Vorband an diesem Abend im Komplex 457, führt es zu einer schwer zu definierenden Musik, die während des halbstündigen Sets nicht wirklich greifbar wird.
Es ertönt psychedelischer Groove aus Kalifornien, Synthesizerklang aus den 80ern und Disco aus den 70er Jahren. Letzteres wird durch ein „Heart Of Glass“ Cover von Blondie besonders betont – in einer schön langsamen, düsteren Version. Trotz differenzierter Klangteppiche und nuancierten Songaufbaus haut mich Mini Mansions aber nicht aus den Socken.
Die einfacher gestrickten Royal Blood überzeugen dafür umso mehr. Die Senkrechtstarter haben im August 2014 ihr erstes Album veröffentlicht und jetzt schon eine grosse Fangemeinde um sich geschart, inklusive Led Zeppelin Gitarrist Jimmy Page. Das britische Duo erinnert in seiner Formation an die White Stripes und Black Keys – und entlädt genau wie diese Bands – eine ungeheure Energie.
Frontmann Mike Kerr ist gleichzeitig Sänger, Gitarrist und Bassist und wird grossartig unterstützt durch Schlagzeuger Ben Thatcher. Erstaunlich, wie viel Lärm zwei Personen generieren können. Erstaunlich auch, wie kraftvoll und straff ihr Zusammenspiel ist. Das Duo kann sich weder hinter zahlreich auf der Bühne verstreuten Musikern, noch hinter technischem Firlefanz verstecken. Das beeindruckt.
Einflüsse aus dem Bluesrock von Led Zeppelin sind genauso zu hören wie Anleihen aus dem härteren Ende des Musikspektrums von Muse. Manchmal sind die Songs in einen schleppenden Mantel gehüllt („Better Strangers“, „Blood Hands“), manchmal galoppieren sie mit eingängigen Riffs vorwärts („Careless“, „Ten Tonne Skeleton“). „Ten Tonne Skeleton“ wird von den Fans besonders gefeiert. Überhaupt ist das Publikum im ausverkauften Komplex bestens gelaunt und bringt verschwitzt und jubelnd Stimmung ins Haus.
„Out Of The Black“, die erste Single von Royal Blood, bildet den krönenden Abschluss des Konzerts. Krönend deshalb, weil der Song mit seinem prägnanten Intro verdammt gut ist und weil das Duo eine wunderbar in die Länge gezogene Version spielt. Während des Lieds steigt Thatcher ins Publikum und Kerr auf die Boxen, bis die beiden zum Ende wieder zusammenkommen und auf die letzten Takte eindreschen wie die Berserker.
Der grosse Wermutstropfen dieses Konzerts: dass es nur eine Dreiviertelstunde dauert. Das erwartet man von einer Vorband, nicht aber vom Hauptact. Bei Royal Blood bin ich in diesem Falle (jetzt noch) nachsichtig – ihr Erstlingswerk ist schliesslich gerade mal eine halbe Stunde lang. Und musikalisch lässt sich nichts bemängeln. Es bleibt zu hoffen, dass das Duo die geradlinigen Schemen seiner bisherigen Musik erweitert, so wie es einst Muse tat. Wer weiss, vielleicht erobern Royal Blood dann ebenfalls die Stadien dieser Welt.
Setlist:
Come On Over
You Can Be So Cruel
Figure It Out
You Want Me
Better Strangers
Little Monster
Blood Hands
Careless
Ten Tonne Skeleton
Loose Change
Out Of The Black
[Quelle: setlist.fm]
Text + Bilder: Anna Wirz