Datum: 19.-21. Juni 2015
Ort: Hinwil
Website: Rock The Ring
Bilder vom:
FREITAG 19. Juni 2015
SAMSTAG 20. Juni 2015
SONNTAG 21. Juni 2015
Freitag: Durst. Fred. Chrigel G. Papa Roach und Nightwish.
Zum zweiten Mal geht Rock The Ring in den Ring. Mit sehr guten Vorzeichen, zeigt sich doch einerseits das Wetter von der perfekten Seite. Anderseits auch das Line-up, das mit Limp Bizkit, Papa Roach zwei (einstige) Überflieger präsentiert.
Ob die anderen den eigenen Geschmack treffen, ist irrelevant. Aber gleich dieses Duo an einem Abend feilzubieten, ist nicht ohne. Hut Ab. Mutig. Mit Eluveitie, dem helvetischen Aushängeschild im Gepäck, ist die Kombination noch abenteuerlicher. Doch es soll belohnt sein. Der gross auflaufenden und noch grösser auftrumpfenden Meute hat es scheinbar gefallen.
Hinwil im Zürcher Oberland hat sich schon wieder von der schönsten Seite gezeigt. Limp Bizkit, Papa Roach und Eluveitie sei Dank… Und von diesem Triumvirat abgesehen, eroberten gleich noch die Symphonie-Metaller Nightwish des Zuschauers Herzen.
Währendem die Finnen als klare Headliner den Abend dominierten, gingen Papa Roach mit der Meute auf Tuchfühlung – und Limp Bizkit fanden überraschenderweise zurück zu ihrer einstigen Stärke. Überraschenderweise lechzen auch sehr viele nach den Jungs um Fred Durst. Sie werden denn auch nicht enttäuscht. Die Nu-Metaller, die im Verlaufe ihrer Karriere insgesamt doch über 50 Millionen Alben verkauft haben, präsentieren sich alles andere als Frostvorboten.
Allen voran, nein, nicht Fred Durst, dafür Wes Borland. Maskiert, flankiert, talentiert – der Saitenvirtuose lebte seine Saitenvirtuosität wundersam aus. Gefolgt von Konfettiregen, Flammenwerfern, Rauchmaschinen: Nightwish sei Dank.
Kurzum, Rock The Ring hat einen guten ersten Tag erlebt, ist gut organisiert und passt gut in die hiesige Festivallandschaft. Der Betzholzkreisel schraubte sich kurzerhand gleich selber in (fast schon) sphärische Rockhöhen. Und hätte die musikalische Phantasmagorie Mastodon nicht kurzerhand abgesagt, hätten «March of the fire ants» sicherlich gratis Eintritt gekriegt.
Der Samstag versank in Fluten von Rockhymnen und Legenden
Die Acts stammten eher aus älteren, jedoch nicht aus ruhigen Gewässern. So erfreuten sich Besucher am Samstag über viel Oldschool Sound mit unzähligen Rockhymnen. An diesem Tag standen so einige Legenden und Klassiker der Szene auf der Bühne.
The Hooters liessen die 80er wieder aufleben und alle Anwesenden waren froh, dass Hits wie „All You Zombies“ oder „Johnny B“ einen Platz auf der Setlist gefunden haben. Dass die Herren alle Profimusiker sind, ist kein Geheimnis. Dass sie sich aber zu solchen Stimmungsmachern transformieren konnten, war mir bis zu diesem Konzert nicht bewusst.
Das ehemalige Supertramp-Mitglied Roger Hodgson brachte die Sonne auf die Bühne. Er strahlte und machte auch mit seinen stolzen 65 Jahren eine tolle Figur. „In der Welt herrscht genug Leid, lasst uns also zusammen kommen und glücklich sein!“ – diese Ansage setzte er perfekt um. Er spielte Hit für Hit und verlor dabei nie dieses ach so sympathische Lächeln.
Später sollten dann Toto – die in den späten 70ern gegründete Rockband – Hinwil zum Feiern bringen. Sie haben bis heute über 40 Millionen Platten verkauft und konnten schon viele grosse Erfolge feiern. Ganz nach dieser Manier boten die Altrocker dem sehr durchmischten Publikum eine waschechte Rockshow ohne Kitsch und Prunk – dafür mit ganz viel Power und einem angenehmen Schuss Humor! Da wurde auch der kurze Regenschauer zur Nebensache.
Sonntag: Gitarrengewitter für die Besucher
Um 15:15 Uhr zogen Gewitter auf. Die aus Amerika stammende Groove Metal Band Five Finger Death Punch waren vom Effekt her ähnlich wie Blitzschlag und Donnergroll. Demnach war der fiese Regenschauer schon fast passend. Entkommen war zwecklos, zu gut war das Konzert. „Burn Motherf*** Burn“ heisst ein Song, den sie zum Besten gaben und ja, sie brachten das Publikum zum Brennen. Auch die bekannte Ballade „Remember Everything“ wurde gespielt, daran werde ich mich bestimmt noch lange erinnern.
Kompromisslos und knallhart schmetterten die Jungs Songs aus ihrem neuen Album „The Wrong Side Of Heaven And The Righteous Side Of Hell“ über die Bühne. Wenn es auf der falschen Seite des Himmels solche Musik zu hören gäbe, dann wäre das auf alle Fälle eine Sünde wert. Toll war‘s!
The Boss Hoss machten das, was sie am besten können; rocken und gute Laune verbreiten. Dies machten sie mit Bravur und liessen die Feierwütigen nicht im Regen stehen. Im Gegenteil, Frontsau Alec Völkel scheute sich nicht ein Bad in der Menge zu nehmen und mit dem Publikum auf Tuchfühlung zu gehen. Das war aber an diesem Konzert noch lange nicht das einzige, was für Begeisterung sorgte.
Als dann Alice Cooper die Bühne enterte, war glasklar, was kommen würde. Eine originale Alice-Show, wie sie im Bilderbuch steht. Ganz nach dem Motto „Nach mir die Sintflut“ zog „No More Mr. Nice Guy“ alle Register und präsentiere seine altbekannte Bühnenshow mit Enthusiasmus, als wäre es sein erster Auftritt gewesen. Immer und immer wieder zog er sich um und sorgte für Action auf der Bühne. Einmal wurde er zum Schlangenbeschwörer und präsentierte sich mit einer echten Riesenschlange um den Hals.
Des Weiteren wurde plötzlich ein aufdringlicher Fotograf erstochen. Als wäre das nicht genug, wurde Alice auf einmal elektrisiert und tauchte als riesige Zombie-Version seiner selbst wieder auf. Als Highlight wurde er dann schliesslich an der Guillotine geköpft. Es war also einiges los im Hause Cooper. Als dann als letzte Songs „Poison“ und „Schools out“ gespielt wurden, dazu ein Meer aus Seifenblasen auf die Bühne gepustet wurde und sich zudem noch die Sonne ihren Weg durch die Wolken bahnte, wurde Coopers Horror-Show beinahe zum Kitsch-Event. Nur beinahe.
Dass man Rob Halford, Frontman von Judas Priest, nicht als stilles Wässerchen bezeichnen kann, ist kein Geheimnis. Doch das, was die Heavy-Metal-Helden aus England da auslösten, war nicht nur eine Welle der Begeisterung, sondern eine Sturmflut der Euphorie. Spätestens als die Vorreiter des klassischen Heavy-Metals „Breaking The Law“ oder „Painkiller“ anstimmten, waren alle Dämme zwischen Band und Publikum gebrochen. Judas Priest bescherten dem Festival genau den Abschluss, den es verdient hatte. Im Publikum hörte man es munkeln, es wäre das Konzert des Jahres gewesen. Das ist doch mal ein Statement.
Das Festival war mit allen Wassern gewaschen – organisatorisch, kulinarisch und musikalisch einfach top. Der Autobahnkreisel in Hinwil verwandelte sich an diesem Wochenende in ein Meer aus einer Menge Metal und ganz viel guter Stimmung. Trotz Wetterschwankungen war eines klar: die Laune liess sich an diesem Festival niemand verderben. Denn gute Musik ist halt auch bei Regen gut und davon hatte es an diesem Festival wohl mehr als genug.
Text: Cyril Schicker [Freitag], Miriam Ritler [Samstag] & Olivia Ritler [Sonntag]
Bilder: Jasmin Rose [Freitag] & Miriam Ritler [Samstag & Sonntag]