rockthelakes.ch
Bleed From Within + Blind Channel + Deez Nuts + Dreamshade + Heaven Shall Burn + Korpiklaani + Samael + Sepultura
Champs Devant – Vallamand
Freitag, 18. August 2023
Text / Bilder: David Spring
Das Rock The Lakes Festival in Vallamand hatte sich letztes Jahr in seiner ersten Ausgabe bereits zum neuen Geheimtip der heimischen Open-Air-Welt gemausert. Mit einem fantastischen Line-Up, grossartiger Organisation und einem unvergleichlichen Vibe überzeugte das selbsternannt „schönste Festival der Schweiz“ auf ganzer Linie. Dieses Jahr versprach schon früh, noch eins draufzulegen und grösser, besser, lauter zu werden. Selbst die Wettervorhersage spielte mit, es versprach, ein äusserst heisses und wildes Wochenende zu werden.
Das Camping-Areal wurde um einiges vergrössert, und sehr zur Freude der Zeltplatz-Besucher:innen wurde auch die sanitäre Situation bedeutend aufgestockt. Wasser war der wohl wichtigste Punkt am diesjährigen Rock The Lakes. Auf Grund der heissen Temperaturen gab es nicht nur zahlreiche, kostenlose Wasserstellen überall auf dem Gelände, es liefen auch Menschen mit Fässern auf dem Rücken herum, die Wasser verteilten und zudem waren, für ein Festival fast unerhört, PET-Flaschen auf dem Gelände erlaubt. Hier hat die Organisation wirklich ganze Arbeit geleistet, ein Riesenkompliment an dieser Stelle. Dank der neu eingerichteten Valhallamand-Bar gab es einen Rückzugsort, falls man sich vor dem konstanten Lärm von der Bühne mal etwas in Sicherheit bringen musste, zudem gab es einen Tattoo-Stand, Shops- und Merch-Stände und natürlich, am allerwichtigsten, ein grossartiges, abwechslungsreiches Essensangebot. Bis auf die etwas spärlich auffindbaren Mülleimer kann der Organisation wirklich nur wieder ein grosses Kränzchen gewunden werden.
Kommen wir nun aber zum Wesentlichen: die Musik! Das diesjährige Line-Up hatte es in sich und sollte vor allem Fans der harten und sehr harten Klänge zufrieden stellen. Den Auftakt machten Dreamshade. Der gutgelaunten Fünfer aus Lugano drehte von Beginn an vorzüglich auf und machte Spass. Auch wenn noch nicht allzu viele Leute da waren, ging es vor der Bühne schon ordentlich ab. Der fette, moderne Metalcore, den die Band hier aus den Boxen feuerte, kam auf jeden Fall bestens an. Mit Blind Channel waren danach die selbsternannten „Backstreet Boys des Metals“ an der Reihe. Mit ordentlich Humor, massig Energie und einer vorzüglichen Show spielten sich die Finnen schnell ins Herz des immer grösser werdenden Publikums. Trotz der unerbärmlichen Hitze war Vallamand heute in Tanz- und Mosh-Laune, dass es so früh am Nachmittag schon so wild zu und her ging zeugte von der wundervollen Atmosphäre, die durchgehend herrschte.
Als nächstes wurden andere Töne angeschlagen, denn nun standen Deez Nuts aus Australien auf der Bühne. Deren grobschlächtigen Hardcore konnte ich leider nicht viel abgewinnen, noch weniger ihren sehr monotonen und profanen Ansagen. Ich weiss nicht, was es für eine Unart ist, dass man sein Publikum immer noch als „Motherfuckers“ beschimpfen oder es dazu auffordern muss, noch etwas „fucking noise“ zu machen. Das wird irgendwann ganz schön mühsam. Egal, denn als nächstes gab es das musikalische Highlight des Tages: Bleed From Within! Diese überzeugten nicht nur mit ihrem sympathischen schottischen Akzent, vor allem aber auch dank einem unglaublich fetten, abwechslungsreichen Set, astreinem Melodic Death Metal und endlich sogar ein paar Gitarrensolos. Das Publikum hatte sichtlich Freude und es gab wilde Mosh- und Circle Pits.
Das Rock The Lakes war am heutigen Tag restlos ausverkauft, entsprechend wurde es auf dem schönen Champs Devant immer enger. Doch die Organisation liess zum Glück keineswegs nach und man fühlte sich nie zu eingeengt oder verloren. Ebenfalls angenehm ist, dass man eigentlich immer die Bühne und den schönen Murtensee gleich dahinter sehen kann, egal, wo man sich gerade aufhält. Die Kulisse ist einfach spektakulär. Um all diese Lobhudeleien angemessen zu unterstreichen, stand als nächstes niemand geringeres als die durchgedrehten Finnen von Korpiklaani auf der Bühne. Wie eigentlich immer wirkte die Band, allen voran Sänger Jonne Järvelä, vom ersten Ton an schon ziemlich angeheitert, was sie nicht davon abhielt, ein mächtig rasantes Set hinzubrettern. Die Band macht einfach unglaublich Spass, auch wenn nicht jeder Ton sitzt. Finnisch ist einfach die beste Sprache, um ulkige Sauf-Hymnen zu singen, kein Wunder, drehten bei den abschliessenden „Beer“ und „Vodka“ wirklich alle durch.
Dann aber was Schluss mit lustig, denn nun waren die Groove-Metal-Legenden aus Brasilien an der Reihe: Sepultura! Eine unglaubliche Wand an heavy Riffs und vernichtenden Growls, die uns hier entgegenschlug. Man merkte hier aber auch zum ersten Mal etwas Ermüdungserscheinungen beim Publikum, denn der gewaltige Anschlag auf die Sinne dieser Band forderte einiges. Mit dem wundervoll fremdartigen „Ratamahatta“ und dem alles vernichtenden, legendären „Roots“ legten Sepultura schlussendlich alles in Schutt und Asche. Wir wären aber nicht in Valhallamand, wenn eine solche Band nicht noch getoppt werden könnte, denn als mit Heaven Shall Burn folgte nun der Headliner. Krass, wie sehr sich diese Band mit ihrem tollen, irgendwo zwischen Metalcore und Melodic Death Metal liegenden Sound, über die Jahre hinweg gemausert hat. Laut, in your face, abwechslungsreich und richtig schön heavy – einfach fantastisch!
Nach dieser bombastischen Show traten dann viele der Festivalgänger:innen bereits den Nachhauseweg an. Doch fertig war lange nicht, denn mit Samael stand noch ein hochkarätiger Rausschmeisser an. Die durchgeknallte und sehr spezielle Schweizer Band überzeugte mit ihrer schieren Gewalt und ihrem unglaublich druckvollen, bösartigen Sound. Beeindruckend, dass die Jungs weitestgehend ohne Schlagzeug auskommen und dafür auf Drums vom Band setzen. Als letzte Band des ersten Rock-The-Lakes-Tages in 2023 überzeugten Samael voll und ganz und rundeten das exquisite und äusserst harte Line-Up perfekt ab.
Und damit hiess es: schluss für heute, ab ins Zelt! Natürlich wurde in der Vallhallamand-Bar noch bis in die Puppen weitergefeiert, doch auf dem Zeltplatz kehrte, sofern man sein Zelt nicht zu nah an ebendieser aufgebaut hat, schnell schon Ruhe und Frieden ein. Und somit ging ein wundervoller, lauter und unfassbar heisser Tag zu Ende. Rock The Lakes, das schönste Festival der Schweiz, wurde seinem Namen erneut mehr als Gerecht.