Datum: 9. Juli 2014
Ort: Live at Sunset – Zürich
Bands: Robert Plant
Open Air ist immer so eine Sache. Bei Sonnenschein und sommerlicher Wärme ist es einfach ein Traum, einem Konzert unter freiem Himmel beizuwohnen, besonders wenn es sich dabei um das renommierte Live at Sunset handelt.
Organisatorisch darf man dem Veranstalter ein Kränzchen binden – Alles perfekt beschildert, hochgradig sauber und top durchorganisiert. Alle Achtung, da hat jemand seine Hausaufgaben gemacht.
Doch zurück zum Wetter – dieses war gelinde gesagt bescheiden. Schon die Wetterprognosen sagten einen feucht bis nassen Abend voraus, der dafür von einer spätherbstlichen Kälte begleitet wurde. Attribute, welche die Lust auf einen tollen Konzertabend gründlich verderben können und es ist schlichtweg deprimierend, wenn man mit Regen-Poncho Richtung Dolder pilgern muss, um einem der Grössten die Aufwartung zu machen. Mister Robert Anthony Plant, CBE (Order of the British Empire im dritten Rang eines Commanders).
Nur für den Fall, dass jemand nicht genau weiss, wer Robert Plant ist: 1968 bis 1980 war er Leadsänger der britischen Rockband Led Zeppelin. Spätestens jetzt sollte es bei jedem klingeln, wenn nicht sage ich nur eines: „Stairway to Heaven“
Es ist fast schon mystisch wie er gemächlich die Bühne betritt und mit einer unglaublichen Ruhe zum Mikrofon greift. Und dann, wenn er das erste Mal seiner eigentlichen Arbeit, dem Singen, nachgeht, fühlt man sich augenblicklich in die frühen siebziger Jahre zurückversetzt, denn seine unverwechselbare Charakterstimme hat nichts an Kraft eingebüsst. Es scheint, als wären seit den legendären Auftritten von Led Zeppelin keine 40 Jahre vergangen, denn Gestik und Mimik der Rock-Legende Plant scheinen sich kaum verändert zu haben. Vielleicht hat er ein wenig an Agilität verloren, aber Anbetracht der Tatsache, dass der gute Mann Ende August 66 Jahre alt wird, darf man darüber ohne Weiteres hinwegsehen. Unabhängig des voranschreitenden Alters muss man neidlos anerkennen, dass Robert Plant kein bisschen seines Charismas verloren hat.
Mit einem offenkundigen Mix zwischen Blues, Folk und World-Music präsentierte sich Robert Plant mit seiner Band, den Sensational Space Shifters, auf der eigentlich unspektakulär ausgestatteten Bühne. Eine gelungene Symbiose traditioneller altbewährten und elektronischer Instrumente. So ergab es sich, dass moderne Synthesizer gemeinsam mit mehreren Tamburinen, ein gern eingesetztes Instrument von Plant, die meist ruhigen Songs untermalten. Plant selber war allerbester Laune, was wohl niemanden verwundert, schliesslich stand er ja auf der trockenen Bühne, während seine Fans mehrheitlich im Regen sassen. Tja, die Wettergötter hatten trotz Robert Plants Anwesenheit kein Erbarmen und liessen weiter Wasser auf Zürich laufen.
Mit 235 Millionen verkauften Tonträgern von Led Zeppelin, dürfte Robert Plant wohl kaum des Geldes wegen auf Tour sein. So liegt die Vermutung nahe, dass er wohl ausschliesslich des Spasses wegen auf der Bühne steht. Man nimmt es ihm auch sofort ab, denn Plant steht mit unglaublicher Gelassenheit am Bühnenrand, witzelt nach jedem Song ungezwungen mit dem Publikum. Mit „I see 2000 condoms“ begrüsst er das in Regenschützen gekleidete Publikum beim Dolder und kündigt später sein neues Album an, das am 9. September um 8 Uhr erscheint, allerdings könnte es auch der 8. September um 9 Uhr sein – er wisse es grad nicht genau, doch jedenfalls sei es ein tolles Album. Oder auch bemerkt er das unglaublich vielfältige Angebot in einem Zürcher Sexshop und fragt das Publikum unverblümt, ob die Schweizer denn alles davon auch einsetzen.
Bei allem Lobgesang auf dieses Urgestein der Rockmusik muss man dennoch zugeben, dass nicht die Energie von der Bühne kam, die man sich von Rock Konzerten gewohnt ist. Nun, es war ja eher ein Blues Konzert, auch wenn fast die Hälfte der Songs aus dem Repertoire von Led Zeppelin stammten. Zudem bekam das Konzert dank des afrikanischen Musikers Juldeh Camara eine eigene Note. Der Sound glasklar abgemischt, gesamtheitlich nie zu laut, hätte das Drum doch ein wenig mehr Bumms vertragen können, denn zeitweise ging es fast ein wenig unter. Aber das ist schon Jammern auf hohem Niveau.
Fazit: Es überraschte wohl niemanden dass, bei „Whole Lotta Love“ die Fans von ihren Sitzen aufsprangen und zum Bühnenrand hechteten. Das Spielen dieses legendären Led Zeppelin Songs war wie ein Trigger, der es vermochte, das mehrheitlich ältere, distinguierte und auch steife Publikum ausbrechen zu lassen. Robert Plant zehrt nach wie vor aus Led Zeppelins Zeiten, die ihn zu dem gemacht haben, was er jetzt ist. Mit grosser Ehrfurcht habe ich zu einem ganz grossen Vertreter der Musikgeschichte emporgeblickt, der selbst mit fortschreitendem Alter eine einwandfreie Darbietung geleistet hat. Chapeau Monsieur Plant – das hätte ich nun wirklich nicht gedacht.
Setlist:
1. Babe, I‘m Gonna Leave You (Joan Baez cover)
2. Tin Pan Valley
3. Black Dog (Led Zeppelin song)
4. Going to California (Led Zeppelin song)
5. The Enchanter
6. Little Maggie
7. What Is and What Should Never Be (Led Zeppelin song)
8. Spoonful (Howlin’ Wolf cover)
9. Fixin‘ to Die (Bukka White cover)
10. Whole Lotta Love (Led Zeppelin song)
11. Rock and Roll (Led Zeppelin song)
[Quelle: setlist.fm]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Kathrin Hirzel