2. September 2016
Riverside Festival – Aarburg
Bands: Krokus / Canned Heat / Crying Thunder
Als Schweizer gibt es einige Dinge, die man einfach gesehen haben muss. Das Jungfrau Joch, die Kappeler Brücke in Luzern oder beispielsweise das Matterhorn. Ach ja, als Rock-Fan gehören Krokus natürlich auch dazu. Krokus ist unbestritten eine Institution und mit grossem Respekt blickt man als Eidgenosse auf die vergangenen Erfolge des wohl erfolgreichsten CH-Rock-Exports in den USA. Lang lang ist‘s her und jedem Musiker sei es gegönnt, sich so lange es geht auf den verdienten Loorbeeren auszuruhen.
Apropos Lorbeern. Zweiter Opener Canned Heat dürfen sich fraglos einen Lorbeerkranz in Cäsars Manier auf das Haupt legen. Schliesslich sind die „Jungs“ mittlerweile schon seit sagenhaften 51 Jahren im Musik Business unterwegs, was unbestritten beachtlich ist. Entsprechend gross ist der Respekt, dem man den Herren entgegenbringen darf. Dass parallel zum Festival das Oldtimer-Treffen Route 66 stattfand, bescherte den Oldies auf der Bühne das geeignte Publikum, das nebst der Liebe zu Karrosserien der 50er bis 70er Jahre, wohl auch eine Affinität zu ebenso älterem Musik-Material mitbrachte. Unabhängig vom Oldie-Status muss man allerdings sagen, dass der Auftritt generell als mittelmässig bezeichnet werden kann. Aber schön war es trotzdem, die Urgesteine noch gesehen zu haben, bevor sie, wie jeder irgendwann, in die ewigen Jagdgründe verreisen. Sorry an alle, die begeistert waren, aber mehr als ein bescheidenes „gut“ liegt beim besten Willen nicht drin.
Interessanterweise klangen die darauf folgenden drei Mitglieder der ZZ-Top Cover-Band Fozz Top, welcher ausser Plan überraschend auf der Bühne erschienen, um einiges besser als die Rentner-Truppe. Jedoch vermochten sie das Publikum trotzdem nicht so zu begeistern wie Canned Heat. Entertainment stand eindeutig im Vordergrund und dies ist Ihnen sicherlich gelungen. In diesem Sinne – well done.
Zurück zu Krokus, die sich mit gross leuchtendem Logo an der Bühnen-Rückwand ankündigten und mit gut gemeinter Pyro-Show den eigentlichen Abend eröffneten. Sicher, man kann sich berechtigterweise fragen, wieso beim verhältnismässig einfachen Sound von Krokus ein dritter Gitarrist notwendig ist. Aber wir sollten dies nicht in Frage stellen, bei Iron Maiden kümmerts ja inzwischen auch niemand mehr. Was zählt ist letztendlich der Sound, der von der Bühne kommt. Der war ganz passabel, wobei man Drummer Flavio Mezzodi wohl den grössten Loorbeerkranz verleihen durfte. Dieser klopfte in gutem Timing, was bei diesem Sound ein Muss ist und das war beileibe das Herausragendste an Krokus Auftritt.
Ich bevorzuge es eindeutig, die alten Krokus Scheiben aufzulegen (natürlich und erinnere mich mit stolz, dass „unser Land“ eine Band hervorbrachte, die es damals zumindest, locker mit AC/DC aufnehmen konnte. Und natürlich halte wohl nicht nur ich Marc Storage für den weitaus besseren Ersatzmann für AC/DC`s Brian Johnson, als Axel „Schreihals“ Rose. Schwamm drüber. Doch zurück auf die Bühne, wo Krokus abrockten und dies zum Gefallen des Publikums, das aber sicher noch genug Reserve hatte.
Bedauerlicherweise muss man sagen, dass Krokus schon bessere Leistung erbrachten und es lässt sich auch darüber streiten, ob man das eine oder andere Cover nicht einfach hätte sein lassen sollen. Es tut mir irgendwie im Herzen weh, denn ich hatte mich auf den Gig wirklich gefreut, aber meine Erwartungen wurden leider nicht erfüllt. Ich hätte mir einfach mehr Power gewünscht oder besser gesagt ein grösseres Publikum, das ihre Helden ein wenig mehr gefeiert hätte. Man erinnert sich an von Rohrs Buch „Hunde wollt ihr ewig rocken“ und man muss dazu trotzdem ein bekennendes Ja entgegen. Rockt weiter, verdient habt ihr es allemal, aber um international mithalten zu können, reicht es nicht auf Ruhm und Ehre vergangener Zeiten aufzubauen. Man sollte auch nicht all zu hart ins Gericht gehen, schliesslich ist man selber auch nicht immer in Top-Form. Also lassen wir fünfe mal grade sein.
Vielleicht lag es aber auch am Festival selber, das wohl gut gemeint war, aber in Punkto Organisation eindeutig Verbesserungspotenzial hatte. Die zahlreichen Ordner waren schlichtweg überfordert und konnten selbst einfache Fragen nicht zufriedenstellend beantworten. So wurde man von Pontius zu Pilatus geschickt, und hätte problemlos auch ohne Ticket aufs Gelände gelangen können. Fragwürdig war aber die Tatsache, dass so gut wie gar keine Kontrollen gemacht wurden. Kein einziges mal wurde an den vier Eingängen zu denen wir geschickt wurden in Rucksack oder Fototasche geschaut, was Anbetracht der in Europa herrschenden Sicherheitslage bedenklich erscheint. Durch den endlos langen Fussmarsch haben wir dann leider keine Chance mehr gehabt, Crying Thunder auch nur ansatzweise zu sehen. Die hätten sich wohl gelohnt, laut Stimmen aus dem Publikum.
Bilder: Liane Paasila
Text: Daniel Baratte