3. Oktober 2013
Z7 – Pratteln
Bands: Riverside / Maqama
New Generation Tour – Autumn Edition
Es gab Zeiten, da war der eiserne Vorhang nicht nur da um den Osten vom Westen zu trennen. Auch musikalisch gab es Unterschiede, die grösser nicht hätten sein können. Nicht, dass im ehemaligen Ostblock niemand dagewesen wäre, der Musik machen konnte. Nein, davon gab es sicherlich genug, aber durch die sprichwörtliche Abschottung vom Westen hatten musikalische Einflüsse eben auch ihre Mühe, die Gehörgänge der Oststaaten zu finden.
Glücklicherweise ist dieser eiserne Vorhang Geschichte und mit ihm inzwischen auch das Märchen, dass gute Musik nur aus dem Westen kommt. Bester Beweis hierfür sind Riverside, die zusammen mit ihren Landsleuten Maqama am 3. Oktober wieder einmal in der Schweiz zu Gast waren.
Maqama
Was die Jungs aus Warschau dem Publikum zeigten, war eine durchaus passable und gut klingende Darbietung und es war unschwer zu erkennen, dass sie massgeblich von Riverside beeinflusst wurden.
Das Songmaterial der Polen war sehr offen komponiert und liess viel Freiraum. Oftmals war aber genau dieser Freiraum ein wenig zu viel und man hätte locker eine zweite Gitarre oder Keyboards platzieren können. Dies hätte definitiv für mehr Abwechslung gesorgt, was keinesfalls geschadet hätte, denn obwohl man Maqama durchaus gute Noten geben kann, muss man dennoch zugeben, dass sich mit der Zeit leider auch ein wenig Langeweile breitmachte. Aufregendes Element war sicherlich, dass Gitarrist Mateusz Owczarek zu einer modernen Laute griff, ein Instrument, das man nun wirklich nicht alle Tage zu Gesicht bekommt.
Maqama als Vorband zu wählen war eine gute Entscheidung und wenn auch frenetischer Jubel ausblieb, so konnte man durchaus in zufriedene Gesichter im Publikum blicken.
Riverside
Die polnische Vorzeige Prog-Rock Band feiert dieses Jahr ihr zehn jähriges Jubiläum. Zehn Jahre, in denen sie kontinuierlich gute Alben veröffentlichten. Mit jedem Release wuchs deren Qualität und die Fortschritte von Riverside sind gleichermassen spannend wie beachtlich. Mit ihrem neuen Album «Shrine Of New Generation Slaves», zeigten sie eindrucksvoll, dass sie zu Recht Polens Exportartikel Nummer Eins sind.
Musikalisch darf man, ohne dabei rot zu werden, von einer Glanzleistung sprechen. Der Sound war einfach exzellent und die Qualität war wie ab CD. Glasklar und transparent, nicht zu laut und doch mit Druck und enorm viel Power. So wunderte es nicht, dass die Fans allesamt begeistert waren. Visuell hingegen war einiges an Optimierungspotenzial vorhanden, denn was auf der Bühne abging, oder eben auch nicht, war jetzt nicht unbedingt der Brüller. Frontmann Mariusz Duda ist zwar eine sympathische Person und hat eine gute Bühnenpräsenz, aber mitreissendes Entertainment sieht anders aus. Klar, der Aktionsradius von Drummer Piotr Kozieradzki und Keyboarder Michat Tapaj ist naturgemäss mehr oder weniger eingeschränkt, aber Gitarrist Piotr Grudzinski und Sänger und Bassist Mariusz hätten mit ein wenig mehr Bewegung für noch mehr Leben auf der Bühne sorgen können. Das alles ist Jammern auf höchstem Niveau denn unter dem Strich muss gesagt werden, dass es einfach ein musikalischer Hochgenuss war, Riverside zu zuhören.
Apropos Hochgenuss. Was ist bloss mit dem Schweizer Publikum passiert? Während den letzten Konzerten durfte ich viele Eidgenossen sehen, die entgegen ihrem Ruf, tanzten, schrien, sangen, jubelten usw. Alles Attribute, die man vor allem den italienischen Fans zuordnen konnte. Leute, die Schweizer sind offensichtlich durchaus in der Lage aus sich herauszugehen und das durften Riverside ebenfalls erfahren. Nach der ersten Zugabe machte sich keiner aus dem Publikum nur ansatzweise vom Acker und blieb schreiend und applaudierend vor der Bühne stehen, bis die Jungs von Riverside, sichtlich überrascht über ihren eigenen Erfolg, die Bühne ein drittes mal betraten.
Was gibt es Schöneres als nach Konzertende in zufriedene und glückliche Gesichter zu blicken? Und so sagte Riverside Gitarrist Grudzinski, dass sie schlichtweg überwältigt seien von der Reaktion des Schweizer Publikums und dass er Mühe habe, sein zufriedenes Lächeln wieder vom Gesicht zu bekommen. Und wahrhaftig – sein Lächeln war wirklich auffällig!
Setlist:
01. New Generation Slave
02. The Depth Of Self-Delusion
03. Feel Like Falling
04. Reality Dream III
05. Living In The Past
06. We Got Used To Us
07. Egoist Hedonist
08. 02 Panic Room
09. Conceiving You
10. Escalator Shrine
Zugabe 1:
11. Celebrity Touch
12. Left Out
Zugabe 2:
13. Second Life Syndrome (gekürzt)
[Quelle: Erinnerungsvermögen und Facebook Freunde]
Text: Daniel Baratte
Bilder: Liane Paasila