Datum: 9. Oktober 2015
Ort: Eishalle Deutweg – Winterthur
Bands: Rise Against / Refused
Der Freitagabend stand ganz im Zeichen des Post-Hardcores/ -Punks. Die Eishalle Deutweg in Winterthur wurde zum musikalischen Austragungsort von politischen und weltkritischen Themen wie Tierrechte, Kriegspolitik und Rassismus erkoren. Nicht aber durch irgendwelche Politiker oder Weltverbesserer – nein, denn die Botschaften zu diesen Themen finden sich allesamt in den Songtexten einer amerikanischen Punk/Hardcore-Band wieder. Die Rede ist von niemand geringerem als Rise Against.
Die vierköpfige Truppe aus Chicago, Illinois versteht es gekonnt polarisierende Themen in wütenden Hardcore-Punk zu verpacken und so der Welt ihr Statement entgegen zu schmettern. Im Gepäck dabei befindet sich die aktuelle Scheibe „The Black Market“, welche Hits wie „I Don’t Want to Be Here Anymore“ oder „Tragedy + Time“ enthält.
Den Auftakt des Abends machte die schwedische Hardcore-Punk-Band Refused. Die Eishalle war inzwischen gut gefüllt, dennoch konnten nicht alle Karten an den Mann und an die Frau gebracht werden. Kein Grund für Refused den Zuschauer nicht die volle Ladung an harten Gitarrenriffs und schnellen Drum Rhythmen um die Ohren zu brettern.
Die Stimmung war anfangs eher zurückhaltend. Doch die vier Schweden schafften es gekonnt, diese in eine höhere Liga zu katapultieren. Sänger Dennis Lyxzén unterhielt die Menge zusätzlich mit wilden Sprüngen, diversen „Turnübungen“ und gekonnten Mikrophon-Schwüngen. Refused gaben alles und heizten den Zuschauern ordentlich ein, ehe der letzte Akkord schliesslich bereits wieder verstummte, die Band sich verabschiedete und die Lichter im Saal kurzerhand wieder angingen.
Nach der Umbauphase ging es relativ zügig und ehe man sich versah, war es auch schon wieder dunkel in der Eishalle. Lauter Jubel erklang, woraus man die Vorfreude auf die nun kommende Band deutlich heraushörte. Bühne frei für Rise Against! Nacheinander betragen Drummer Brandon Barnes, Bassist und Backgroundsänger Joe Principe, Leadgitarrist und Backgroundsänger Zach Blair und natürlich Frontmann und Rhythmusgitarrist Tim McIlrath die Bühne. Von den Fans wurden sie mit lautem Beifall begrüsst.
Der erste Song des Abends wurde angespielt, „The Great Die-Off“ wie das gute Stück heisst. Die Bühnenkulisse der amerikanischen Truppe war relativ unspektakulär und dennoch aussagekräftig: in grossen, orangen Leuchtbuchstaben prägte das Wort „RISE“ das Bühnenbild. Passender könnte dieser Schriftzug nicht sein, denn er wiederspiegelt die allseits geschätzte Bodenständigkeit der Band.
Mit Titel wie „The Goods Left Undone“, „Satellite“ und „Give It All“ brachten die Jungs aus Chicago die Menge zum Abgehen. Letzterer Titel wurde von den Zuschauern, zumindest beim Refrain, mit vollem Elan mitgebrüllt. Frontmann Tim McIlrath verstand es, das Publikum in den ersten Reihen durch regelmässiges hinhalten des Mikros und animierenden Handzeichen, ganz in seinen Bann zu ziehen. Die restlichen Zuschauer gaben sich allerdings den gesamten Abend eher zurückhaltend.
Mit seiner „Schleifpapier-Stimme“ erfüllte Tim McIlrath die Eishalle vollends. Als er die Songs „I Don’t Want To Be Here Anymore“ und „Hero Of War“ anstimmte, bekam McIlrath die volle gesangliche Unterstützung der Menge. Gänsehautfeeling pur! Das Selbe galt für den Song „Swing Life Away“ gegen Ende der Show, den McIlrath als „One-Man-Show“ trotz gebrochener Hand auf der akustischen Gitarre begleitete.
Die Stimmung in der Halle war unglaublich sentimental! Titel wie „Make It Stop (September’s Children“ und „Help Is On The Way“ und der Hit „Prayer Of The Refugee“ wurden ins Publikum geschmettert. Leid und Wut wurden durch Melodien, harte Gitarrenparts und McIlrath’s mitreissender Stimme zum Ausdruck gebracht.
Rise AgainstRise Against verabschiedeten sich schliesslich von ihren Fans und der Konzertabend war schon wieder vorbei – und das ohne die an den meisten Konzerten übliche Zugabe. Diese verlief direkt und fliessend in den Hit „Savoir“.
Fazit: Rise Against haben es einfach drauf! Die vier Jungs aus Chicago führten das Publikum durch eine nahezu perfekte Show, sorgten für Spannung sowie Freude zugleich und stimmten die Menge dabei genauso oft über die verschiedensten Situationen des Lebens nachdenklich. Trotz einer tollen Songauswahl und gekonnter Performance blieb am Ende des Auftritts ein seltsames, leeres und teils unbefriedigendes Gefühl zurück. An was dieses Gefühl lag, bleibt nur zu erahnen. Vielleicht lag es daran, dass die Show in Winterthur eine ihrer letzten auf dieser Tour war und sich die annehmbar etwas müde Stimmung der Band auf das Publikum übertrug? Über den genauen Grund lässt sich nur spekulieren. Jedenfalls kann man absolut nichts an der musikalischen Leistung von Rise Against aussetzen, denn die war, wie an deren Shows üblich, einfach top! Rise Against – ein MUSS wenn man auf gute Live-Bands steht!
Text: Andrea Germann
Bilder: Marcel Schlatter