10. Januar bis 3. März 2019
Photobastei – Zürich
Website: photobastei.ch
Die Farbe an den Wänden ist fleckig, die Bilder hängen teilweise schief und die Beschriftungen wirken fast hingeschludert. Ja, mit einem Aushang in den renommierten Kunsthäusern kann und will es die Photobastei nicht aufnehmen – aber scheissegal, schlussendlich geht es hier um den Punk, die Auflehnung, die Revolte. „Raw Power“ nennt sich die aktuelle Ausstellung in Zürich und bietet einen fotografischen Einblick in die laute Subkultur, weltweit betrachtet.
Aufgeteilt in mehrere Räume und zwei Geschosse, darf man sich als Besucherin und Besucher zwischen den Zeiten und Ländern bewegen. Ob russischer Untergrund der Achtziger in gestellten und aufsehenerregenden Schwarz-Weiss-Aufnahmen, Diego Zweifels No-Future-Kunst „Zerrruhe 88“ oder ein farbenfroher Einblick in die Konzert- und Musikszene von Indonesien, festgehalten durch Eleni Kougionis – die Photobastei weiss, wie man ein Thema ausgiebig festhält.
Angenehm ist dabei, dass sich die vielen Einzelausstellungen weder gegenseitig den Platz streitig machen, noch einander beschneiden. Mit Fotografien von Sven Marquardt, Niklaus Stauss, Bruno Stettler und Olaf Ballnus wird ein direktes und menschliches Bild der Bewegung gezeichnet. Somit eine Schau, die sich auch vor Schmutz und Schmerz nicht scheut, dafür das pure Leben umso stärker erfassen kann. „Nieder mit den Obrigkeiten“, diese Aussage flackert schnell im eigenen Herzen auf.
Natürlich fehlen die grossen Namen wie Iggy Pop, Sex Pistols oder Banksy nicht, aber die wahren Stars von „Raw Power“ sind die Menschen, welche die Punk-Strömung entgegen allen Zerschlagungsversuchen weitergetragen haben. Darum findet man in der Photobastei nicht nur gedruckte Fotografien, sondern Videoaufnahmen, Plattencover, Fanzines und Kostüme vom interdisziplinären Schaffen. Alles voller Leidenschaft und Intensität, begleitet von leicht dumpf klingenden Songs, welche sich um die Ausstellungswände und Exponate schlängeln.
Und als ob dies nicht genug wäre, gibt es begleitend zu „Raw Power“ ein Rahmenprogramm, das mit Konzerten, Filmvorführungen und Vernissagen glänzt. Alle Informationen dazu findet man unter diesem Link. Somit sollte endgültig klar, sein dass diese Ausstellung nicht nur für Irokesenschnitt-Träger aufregend ist, sondern auch Musikbegeisterte und Fotografiefanatiker gleichermassen anspricht. „Hey Ho! Let’s Go!“
Text: Michael Bohli