Datum: 12. Dezember 2011
Ort: Hallenstadion – Zürich
Bands: Rammstein / Deathstars
Mit welchen Worten beschreibt man denn eine Rammstein-Show am besten? Vielleicht mit einzigartig, heiss, bombastisch, kreativ, speziell, feurig, pompös, extravagant, eindrucksvoll, ausgefallen, originell? Das trifft wohl alles zu. Und das Ganze noch gespickt mit einer nicht kleinen Portion Selbstironie, die auch in ihren Texten und Videoclips nie zu kurz kommt. Neben einer gigantischen mit Spinnweben verzierten Stahlkonstruktion, die hinten aufgestellt war und wie eine unförmige Bienenwabe aussah, Lycomasken für Till Lindemann und die beiden Gitarristen, einer fantastischen Lichtshow inklusive mehreren riesigen Strahlern, haufenweise Pyros und vielen weiteren Showelementen, bekamen die Besucher natürlich auch ordentlich was auf die Ohren geknallt. Was will man mehr?! 🙂
Das ganze Spektakel ging bereits beim Intro los, als die Herren, ausgerüstet mit einer Fackel, einer Rammstein– wie auch einer Schweizer Fahne und begleitet von Securities, zwischen den Leuten hindurch zu der kleinen in der Mitte der Halle aufgebauten Bühne schritten. Von da aus begaben sie sich über eine heruntergelassene Brücke auf die Hauptbühne und donnerten mit ihrem ersten Song «Sonne» los. Während bei diesem und den vier darauf folgenden Stücken unter anderem Flammen in die Höhe schossen, Funken aus den Händen von Till sprühten, Rauchsäulen empor stiegen, am Bühnenrand entlang bengalische Feuer loderten, Mikroständer in Brand gesetzt wurden, wurde es bei «Feuer frei!» erst richtig heiss, denn da kamen die Lycomasken zum Einsatz.
Nach einem Wasserfall aus Funken bei «Mutter», führten sie bei «Mein Teil» dann fast ein kleines Schauspiel auf. Till, verkleidet als Fleischer, schob eine grosse Pfanne auf die Bühne, in der er gegen Ende des Songs sein wertes Bandmitglied Christian «Flake» Lorenz «kochte», indem er mit einem Flammengewehr in Richtung der Pfanne, in der es sich Flake inzwischen gemütlich gemacht hatte, feuerte. Nach den Stücken «Du riechst so gut», bei dem es wieder Funken sprühte, «Links 2-3-4», bei dem alle im Gleichtakt marschierten, «Du hast», bei welchem Feuerwerksraketen durch die Halle flogen, und «Haifisch», bei dem Flake eine kleine Gummibootstour in der Menge genoss, gaben Rammstein die nächsten drei Lieder auf der kleinen Bühne in der Mitte, der sogenannten B-Stage, zum Besten.
Während Gitarrist Richard Z. Kruspe bereits dort auf die anderen wartete und das Keyboard bediente, spazierte Schlagzeuger Christoph «Doom» Schneider mit einer Frauenperücke auf dem Kopf, einer Peitsche in der einen, einer Leine in der anderen Hand über die Hängebrücke. An der Leine hatte er die restlichen vier der Band, welche auf den Knien vor ihm her rutschten. 🙂 Passend dazu folgte das Stück «Bück Dich», bei dem Till zwischen seinen Beinen einen Dildo hervorzauberte und mit dem darin enthaltenen Saft die Zuschauer wie auch sich selber vollspritzte. Bevor Rammstein die B-Stage über die Brücke wieder verliessen und hinter der Hauptbühne verschwanden, spielten sie noch «Mann gegen Mann» und die Ballade «Ohne dich», welche sie auf der in blaues Licht getauchten Plattform mit viel Gefühl und ohne Schnick-Schnack präsentierten.
Danach wurden noch fünf Zugaben gespielt, aufgeteilt in zwei Blocks. Als erstes den Song «Mein Herz brennt», bei welchem hinten ein grosses Lüftungsrad hinunter gelassen wurde. Dann folgte das Stück «Amerika», bei dem es silbrige und rote Konfetti regnete, der Kracher «Ich will», bei welchem wohl der Grossteil der Besucher lautstark mitsang, und das Lied «Engel», bei dem Till in der Mitte der Bühne eine Treppe hinauf gestiegen kam, bestückt mit zwei metallischen Flügeln auf dem Rücken, aus deren Enden Pyros schossen. Als krönenden Abschluss gab es den Song «Pussy», bei welchem Till auf einer Schaumkanone ritt und die Leute in den ersten paar Reihen mit dem weissen Schaum bedeckte. An was diese Kanone optisch erinnerte, brauche ich wohl nicht zu erwähnen. 😉
Anschliessend verschwanden sie nicht einfach, sondern reihten sich nebeneinander auf, gingen in die Knie und zeigten dem Publikum mit dieser Geste ihre Dankbarkeit. Mit Till’s Abschlussworten «Die Schweiz, die mögen wir ja sehr, wir tragen unser Geld hierher.», was nochmals zum Grinsen veranlasste, erneuter Danksagung und Verneigung, verabschiedeten sie sich von den euphorischen Besuchern. Was für ein Abend! Showmässig sind Rammstein wohl nicht zu übertreffen – ausser vielleicht von ihnen selber. Man darf nur hoffen, dass die Herren noch eine ganze Weile weitermachen und man somit auch noch in vielen Jahren die Möglichkeit hat in den Genuss einer Rammstein-Show zu kommen – und vor allem auch in den Genuss etlicher weiterer grandioser Songs! 🙂
Setlist:
Intro
01. Sonne
02. Wollt ihr das Bett in Flammen sehen?
03. Keine Lust
04. Sehnsucht
05. Asche zu Asche
06. Feuer frei!
07. Mutter
08. Mein Teil
09. Du riechst so gut
10. Links 2-3-4
11. Du hast
12. Haifisch
13. Bück Dich
14. Mann gegen Mann
15. Ohne dich
Zugabe 1:
16. Mein Herz brennt
17. Amerika
18. Ich will
Zugabe 2:
19. Engel
20. Pussy
Text + Bilder: Jasmin Stierli