Datum: 9. April 2014
Ort: KiFF – Aarau
Bands: Prong / Klogr / Gurd
Und wieder ein Klassiker-Alarm! Prong, die Urväter groovenden Metals, beehrten das KiFF in Aarau. Prong zählte Anfang der Neunziger neben Pantera, Helmet oder White Zombie zu jenen Bands, die den Metal in jeder besseren Indie-Disko oder Party etablierten. Anfänglich noch im Hardcore / Crossover Bereich angesiedelt (Force Fed), kamen mit „Beg To Differ“, „Prove You Wrong“ und allen voran „Cleansing“, drei Meilensteine alternativen Metals auf den Markt, die selbst den trauergeplagtesten Grufti freudig das toupierte Haupthaar schütteln ließ.
Als wir um 19:45 Uhr am KiFF eintrafen, dröhnte bereits lauter Sound aus der Halle. Offiziell war 20:00 Uhr als Show-Beginn angegeben, welcher kurzerhand vorverlegt wurde. Zum einen sind solche Spielzeitenverschiebungen nicht fair dem Publikum gegenüber, welches für drei Bands bezahlt und bei pünktlichem Erscheinen nur zweieinhalb zu sehen bekommt. Zum anderen ist es für die Musiker auch nicht gerade witzig (in diesem Falle für Gurd), ein paar Minuten nach Türöffnung schon auf der Bühne stehen zu müssen, während die Leute erst nach und nach eintrudeln. Die Schuld lag hier nicht am KiFF oder am Veranstalter sondern am Tourmanager, der wohl erheblich Druck machte. Selbiges wurde auch von anderen Shows dieser Tour berichtet.
Gurd war also schon mächtig am Spielen, als wir den Saal betraten. Die Berner Thrash-Institution ist schon seit 20 Jahren aktiv und blickt stolz auf zehn Longplayer, plus Live-Album, plus EP zurück. Entsprechend routiniert aber ganz und gar nicht gelangweilt wurde aufgespielt. Das wirklich sympathische Quartett punktete mit fetten, drückenden Riffs und enormer Spielfreude. Midtempo Nummern wechselten sich ab mit schnellen Thrashern, die den Gurd-Neuling mehr als nur interessiert mitnicken liessen.
Leider war die Stimme von Sänger V.O. Pulver etwas zu leise abgemischt und das Schlagzeug rumpelte ein bisschen zu viel. Die nette Dame vom Merch enterte für ein paar Textzeilen die Bühne, blieb aber stimmlich ebenfalls leider blass. Trotzdem, eine lässige Einlage. Ein guter Anfang für den Abend, wenn auch viel zu früh. Die Jungs hätten definitiv mehr Publikum und Stimmung verdient.
Klogr aus Italien standen als zweite Supportband des Abends im Anschluss auf der Bühne. Mit ganz wenig rotem Licht und viel Nebel wurde zunächst versucht eine mystische Atmosphäre aufzubauen die fast schon kitschig wirkte. Und so schieden sich auch die Geister an dem gebotenen Alternative-Metal der meines Erachtens recht knackig und abwechslungsreich daherkam, dennoch manchmal zu mainstreamig und austauschbar wirkte.
Ich hab mir die aktuelle Scheibe, „Black Snow“ zuhause nochmal in Ruhe angehört (für CHF 30,- gabs das Klogr-Rundum-Packet mit allen drei CD’s + Shirt, dass musste man einfach mitnehmen) und muss zugeben, live funktioniert das Ganze besser. Egal, die Jungs kamen sympathisch und höflich rüber und hatten sichtlich Freude am Auftritt.
Prong ließen im Anschluss nicht lange auf sich warten. Ein gepfiffenes Wildwest-Intro legte erst mal ein fettes Grinsen auf die Gesichter des Publikums und unter großem Beifall betraten Tommy Victor und ein mir unbekannter Bassist die Bühne. Haupt-Prong-Basser Tony Campos war es erwartungsgemäß nicht, da der ja mit Soulfly unterwegs ist und Matthew Brunson bzw. Dave Pybus, die beiden Prong-Live-Bassisten sehen auch anders aus.
Arturo Cruz, Live-Schlagzeuger der Band, nahm hinter seiner Schießbude Platz und mit „For Dear Life“ und „Beg To Differ“ wurde gleich mächtig losgelegt. Der Sound war von Beginn an super. Kaum eine andere Band schafft es, mit der klassischen Dreierbesetzung dermassen Druck zu machen. Stücke wie „Unconditional“ oder „Lost And Found“ haben auch nach über 20 Jahren rein gar nichts an ihrer lässigen Power verloren und lassen reflexartig die Hand zur Faust werden.
Tommy ist immer noch einer der charismatischsten Frontmänner der Szene. Er wirkte wieder extrem cool und trotzdem kumpelhaft, was ihn sehr sympathisch macht. Der Bassist stand ihm da in nichts nach. Wenn der im Cowboygang ab und an zur Verstärkerwand trottete, seinen dort abgelegten Kamm in die Hand nahm und die gegelten Haare nach hinten strich, dann hatte das schon einen gewissen Unterhaltungswert.
Besonders gefreut hat mich „Third From The Sun“, ein altes Chrome-Cover, dass damals mein Erstkontakt mit Prong war. Diese Walze hatte ich schon eine Ewigkeit nicht mehr gehört. Super! Mit „Rude Awakening“ und „Turnover“ wurden zwei Nummern vom in Kürze kommenden Album gespielt, welche sich sehr gut machten. Den ersten 100 Zuschauern, die das KiFF betraten, wurde übrigens eine CD in die Hand gedrückt mit eben genau diesen beiden Nummern. Tolle Geste, die ich so noch nicht erlebt habe.
„Whose Fist Is This Anyway?“ und natürlich „Snap Your Fingers, Snap Your Neck” waren natürlich Highlights in der Setlist. Vor allem letzteres ist live immer noch eine Granate auch wenn es daheim längst totgenudelt ist. „Power Of The Damager“ beendete den regulären Block und in der Zugabe ging es mit „Revenge…“ und „Prove You Wrong“ nochmal hoch her.
Fazit:
Tommy Victor und seine Crew erleben seit dem genialen „Power Of The Damager“-Album einen zweiten Frühling und zeigten in Aarau eindrucksvoll, dass Prong nach all den Jahren noch voll da ist. Eigentlich besser den je, denn was die Herren hier ablieferten war Spitzenklasse. Spielfreude, Sound, Licht und Setlist ließen keinerlei Wünsche offen.
Klogr lieferten einen sehr soliden Auftritt ab, der vielleicht nicht jedermanns Sache war aber verdient gefeiert wurde. Gurd hatten leider etwas Pech mit Sound und zu frühem Spielbeginn, hinterließen aber ein sehr zufriedenes Publikum und einen sehr guten Eindruck.
Ein Abend der viel Spass machte.
Text + Bilder: Thomas Lang