Zeal & Ardor + Psycho Daisies + Alyona Alyona +Malummi + Yalla Queen
Polyfon Festival – Kaserne, Basel
Freitag, 13. August 2021
Text: Madeleine Fuhrer / Bilder: Anna Wirz
Festivalstimmung am Freitagabend auf dem Kasernenareal bei bestem, sommerlichem Wetter und Temperaturen. Diese und das komplette Programm des Polyfon Festivals lockte zahlreiche Besucher*innen an. Das ehemalige Open Air Basel stand unter dem Zeichen der Nachhaltigkeit und Awareness. Nebst einem kunterbunten, kontrastreichen Musikprogramm gab es einiges auf dem Areal zu entdecken. Von leckeren Food-Angeboten, über einen Plattenladen und einen Secondhand-Shop, gab es tagsüber diverse Workshops und Diskussionsrunden zu verfolgen.
Den Startschuss in das abendliche Musikprogramm gab die Basler Band Psycho Daisies. Ein lässiger, frecher, wie kecker Auftakt unter dem Motto „Back to the 60ies“. Garage Rock pur, mit einem guten Schuss Rock’n’Roll. Stilecht von Kopf bis Fuss trugen Mickey Miserable (Gesang und Gitarre), Ziggy Siegenthaler (Gesang und Gitarre), Buzz Engler (Bass) und La Macchina Massera (Schlagzeug) ihre Liebe zum Musikstil von innen nach aussen. Drum-Beats, bei denen kein Bein lange stillhalten konnte. Riff um Riff und solide platzierte Gitarrensoli untermalten den, mal männlichen und mal weiblichen Gesang. Was manchmal nicht komplett zusammenpasste oder die richtige Note verfehlte, wurde mit unglaublich authentischer Attitüde wieder wettgemacht. Der vom Publikum belassene, leere Halbkreis vor der Bühne nutzte Sänger Mickey in der Mitte des Sets für eine Tanzeinlage und zum guten Schluss las er das bevorstehende Programm vor. Ein Schmankerl für alle, die Garage Rock lieben.
Die Konzerte des Polyfon Festivals fanden abwechselnd draussen und drinnen statt. Im noch kühlen und dunklen Halle der Kaserne ging es weiter, auf direktem Wege in die Ukraine und zu Rapperin Alyona Alyona. Klassischer Rap mit viel Frauenpower, stampfenden Beats und Scratching vom DJ. Unterstützt wurde Aylona Aylona von einer gleichgesinnten Kollegin. Die Begrüssung gab es zunächst auf Ukrainisch, in den Texten wurden verschiedenste Thematiken und Problematiken der Welt verarbeitet. Die Zuhörer*innen in der gemächlich gefüllten Reithalle waren begeistert und tanzten leichtfüssig mit. Neben den typisch gerappten Parts gab es auch einige leicht gesungene Teile.
Zurück vor der nachhaltigen Holzbühne konnte es nicht kontrastreicher weitergehen. Das Trio Malummí aus Basel mit Larissa Rapold (Gesang und Synthesizer), Giovanni Vicari (Gitarre und Gesang) und Alon Ben (Drums und Bass) kreiert einen Mix aus Electronica, Folk und Dreampop zum eigenen Sound. Sehr sanfte, milde Töne trafen mit souligen Beats und Stimme auf mal rockig gehaltene Gitarrenriffs. Vom echten Schlagzeug wurde teilweise auf ein Drumpad und elektronische Rhythmen zurückgegriffen. Der wunderbaren Gesangstimme wurde zudem zwischendurch mit Effekten ein anderer Klang verliehen. Die Klänge von Malummí verzauberten die nächtliche Abendstimmung und umarmten die Zuhörer*innen mit einer warmen, sphärischen Hülle.
Ein persönliches Highlight folgte im Innern der Kaserne – da mein Herz vor allem für die harte Musikrichtung schlägt. So geschehen mit den Lokalmatadoren Zeal & Ardor: Ein kleiner Kulturschock zur verträumten Musik davor. Verhüllt in Umhängen kamen die fünf Musiker auf die Bühne. Stampfende Beats gepaart mit Double-Bass brachten die Reithalle zum Beben. Harte Gitarrenparts durchbrachen die Luft, welche mit der Zeit vor Hitze zum Schneiden war. Dazu der fühlbare Blues, Gospel wechselte sich mit Schreigesang ab. Lied um Lied zogen Zeal & Ardor die Anwesenden in ihren Bann. Und einfach mal wieder Headbangen. Die ganze Show war düster gehalten, mit Licht aus dem Hintergrund. Frontmann Manuel Gagneux meldete sich erst im zweiten Teil des Sets mit Worten an das Publikum. Spürbare Freude und Begeisterung auf und vor der Bühne krönten den heimischen Auftritt.
Und von laut und brachial ging es retour in die erfrischende Nachtluft und zu den exotischen Klängen von Yalla Queen. Diese hatten ihr Set schon begonnen und erinnerten an Buena Vista Social Club. Passend zum Moment dieser Nacht verliehen sie Ferienfeeling pur und die Sehnsucht nach der Ferne. Die aus Paris stammende Band zelebriert ihre Leidenschaft zur arabischen Musik inklusive Gesang in der Sprache. Schwunghaft gemixt mit psychedelischen Parts, Synthesizern, Congas, 60ies-Gitarrenriffs und der jazzigen Stimme von Frontfrau Lynn Adibs.
Mit diesem wunderbar durchmischen, musikalischen Bouquet entliess das Polyfon Festival die Nachtschwärmer, welche die Möglichkeit hatten im benachbarten Renée oder in der Kaserne weiter zu feiern.