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PJ Harvey
Scène Du Lac – Montreux
Dienstag, 9. Juli 2024
Text: Nathalie Lobsiger / Bilder: Emilien Itim
An diesem wunderschönen Sommerabend in Montreux war die Vorfreude auf das Konzert von PJ Harvey gross, ist sie doch eine der prägendsten Rock-Ikonen der 90er Jahre, die an diesem Abend bereits zum 4. Mal das Montreux Jazz Festival beehrte. Die 54-jährige ätherische Schönheit wurde bereits Anfang der 90er Jahre von Nick Cave verehrt. Sie tritt mit John Parish, Jean-Marc Butty, Giovanni Ferrario und James Johnston auf.
Blaues Licht legte sich über die Bühne, leise Musik erklang und PJ und ihre Band betraten die Bühne – cool und unaufgeregt. Ihr Set startete mit dem Song «Prayer At The Gate» vom 2023 erschienenen, intimen Album «I Inside The Old Year Dying». Ihre glockenhelle Stimme kam bei diesem Song besonders schön und verträumt zur Geltung. Das Album wurde von John Parish co-produziert und an den Grammy Awards in der Kategorie bestes Alternative Album nominiert. PJ trug ein hellblaues Kleid mit Baum- und Vogelmuster und wirkte damit wie ein Geschöpf aus einer anderen Dimension.
Der Track «The Glorious Land», der im Jahr 2011 auf dem Album «Let England Shake» erschien und vom Krieg in Afghanistan sowie dem allgemeinen Militarismus in den USA handelt, wird mal sanft, mal wütend zum Besten gegeben. Bei «I Inside The Old I Dying», einem Stück, das von PJ mit einer Autoharp begleitet wird, ging es mit Glockenläuten los. Der äusserst verträumte Song zog das Publikum in seinen Bann.
PJ Harvey verstand es perfekt, auch ein paar rebellischere Songs zu spielen, unter anderem «50ft Queenie» und «Man-Sized», die erfrischend lärmig und rockig waren und das Publikum auf eine Zeitreise in die 90er-Jahre entführte. Beides sind Songs, die auf dem Album «Rid Of Me» aus dem Jahr 1993 erschienen. «The Desperate Kingdom Of Love» war dann wiederum ein sehr leiser, aber umso emotionalerer und spannender Song mit Akustikgitarre.
«Down At The Water» verbreitete eine düster-melancholische Stimmung mit Einsatz von Geige und der wunderbaren Stimme von PJ Harvey. Es folgte die Vorstellung der Band und ein gehauchtes «Thank you – it’s been such a pleasure to play here», bevor als Letztes das Stück «To Bring You My Love» an der Reihe war. Druckvoll, düster und abgründig, mit einer Steigerung im Verlauf des Songs, um dann am Schluss ganz leise zu enden – ein paar Verbeugungen später war der ganze Zauber auch wieder vorbei.