Theater Ticino – Wädenswil
Samstag, 28. Januar 2023
Text: Cyril Schicker
Pathologisch: Ton in Ton gekleidete maulende Rentner machen Urlaub. Phänomenologisch: Martin Heidegger. Akribisch: Braun – nicht Eva, der Rasierapparat(-hersteller). Urkomisch: «Kontrolliert mich», Racial Profiling ad absurdum geführt. Toxisch: Chirurg kann er nicht buchstabieren, ist aber selbst einer – ein Kevin und ein Chirurg. Wenn alle Kevins dieser Welt ebendiese übernehmen. Episch: «Einer bohrt immer», eine Ode an den Handwerker in jedem Deutschen. Himmlisch: «Gott ist tot». Herrlisch: Der Wildwuchs rund um so viele Argumentationstheorien. Panisch: «Rente gehn» – nur noch du bist da, alle anderen um dich herum sind ins Rentnerdasein weggebrochen.
Es war wieder so weit: Pigor und Eichhorn zeigten in gewohnt voller Grösse wahre Kleinkunst. Mit dabei hatte das ungleiche Duo gleich eine ganze Band. Zu fünft begeisterten sie drei Tage lang das stets ausverkaufte Theater Ticino in Wädenswil, die Kultinstitution mit dem zweimalfeinen Händchen für dreimalkostbare Programmperlen – Pigor und Eichhorn eben. Fantastisch.
Fantastisch trifft es gut, war doch der zweieinhalbstündige Auftritt an Unterhaltung, an Herausforderung, an Belustigung bzw. an Bereicherung kaum zu überbieten. Das Spezielle an diesem Abend war nicht nur die begleitende Band. Pigor und der kongeniale Eichhorn schauspielerten, musizierten, tanzten, rappten, jazzten, sangen, säuselten, spuckten und fluchten sich durch den Abend – mit überwiegend älteren Songs, die einerseits nie alt wirken und anderseits zeigen, wie aussergewöhnlich Pigor und Eichhorns jahrzehntelange Karriere ist.
Setlist
- Erniedrigend
- To Do
- Kontrolliert mich
- SUV
- Language Of Shakespeare
- Bärte zählen
- Ein Glück
- Endzeitomas
- Müdigkeit
- Ladekabel
- Einer bohrt immer
- Gott ist tot
- Enerwé
- Rente gehn
- Hitzewellen
Bild: Cyril Schicker