12. Februar 2019
Halle 622 – Zürich
Bands: Parkway Drive / Killswitch Engage / Thy Art is Murder
Schon auf dem Weg aus dem überfüllten Parkhaus zur Halle 622, ist eine riesen Menschenmenge vor dem Eingang zu sehen. Kein Wunder, wenn Bands wie Parkway Drive, Killswitch Engage und Thy Art is Murder die Stadt unsicher machen!
Thy Art is Murder
Es ist schade, denn ich hätte mich sehr gefreut diese Band einmal live zu sehen und euch davon zu berichten. Doch leider war die Schlange vor dem Eingang so immens, dass viele Konzertbesucher noch draussen in der Kälte schlotterten, als Thy Art is Murder die Bühne zum Beben brachte. Endlich wird man vom Security nach vorne gewunken – leider zu spät. Gerade mal die übrigen 30 Sekunden des letzten Songs schallten durch die Halle und ehe man sich versah, trabte bereits die nächste grosse Menschenmenge aus der Halle, um sich an der Bar die Kehle zu befeuchten.
Killswitch Engage
Nach der Enttäuschung über den verpassten Supportact, war die Vorfreude über die zweite Vorband dafür umso grösser. Bühne frei für Killswitch Engage! Das Metalcore-Monster aus Massachusetts legte gleich ordentlich los. Ihr Set eröffneten sie mit dem Song “In Due Time“. Auf der Bühne schimmerte eine riesige Killswitch Engage Flagge im roten Scheinwerferlicht, und die auf die heftigen Riffs abgestimmte grelle Beleuchtung warf ein eindrückliches Schattenspiel der Musiker an die Seitenwände der Halle 622.
Ein brachialer Hit jagte den Nächsten. Songs wie “Hate By Design“ und “The Arms Of Sorrow“ liessen die Herzen eingefleischter Fans höher schlagen. “Good evening Zurich! It‘s always nice to be back here!“, grüsste Frontman Jesse Leach das Schweizer Publikum. “This next song is for the ladies“. Und prompt erklingt die Metalcore-Ballade “Always“. Spannend war auch mit anzusehen, wie Gitarrist Adam Dutkiewicz – wie ein Flummiball auf Ritalin – immer wieder vom einen Ende der Bühne zum anderen rannte.
Es schien so, als würde sich Sänger Jesse Leach an diesem Abend sehr gut durch die Monitoren hören. Denn wer bereits schon mal das Vergnügen hatte, Killswitch Engage live zu sehen, dem ist bewusst, dass die Gesangspassagen in Songs wie “My Curse“ zum Teil eher dürftig sind, und nicht immer die richtigen Töne getroffen werden. Diesmal gab es aber nichts zu meckern! Der Gesang war, für Killswitch Engage Verhältnisse, enorm sauber und harmonisch.
Mit dem Song “My Last Serenade“ aus dem Album “Alive Or Just Breathing“, welches im Jahr 2002 erschienen ist, schlugen die Amis sogar ein Kapitel ihrer Karriere auf, welches schon beinahe in Vergessenheit geraten war.
Zum Abschluss einer energiegeladener Show durfte natürlich der Song ”Strength Out Of Mind“ nicht fehlen. Unter tosendem Beifall bedankte sich Sänger Jesse Leach mit dem Versprechen: “We will be back soon with a brand new record this summer!“ Wenn das mal keine guten News sind!
Parkway Drive
Die Lichter in der Halle 622 gingen aus. Einzig die Bühne wurde in einem düsteren dunkelrot beleuchtet. Mitten in der Menge der Konzertbesucher brannten vier riesige Fackeln im abgesperrten Bereich der Ton- und Lichttechniker. Bereits aufgrund dieser Atmosphäre wird man vom Parkway Drive-Sog verschluckt und starrte gebannt auf das Geschehen auf der Bühne. Die Australischen Surfer Boys aus Byron Bay betraten diese und im selben Moment als die Musik verstummte, wurde Sänger Winston McCall von einem hellen Spot beleuchtet. Worte brauchte er nicht, um sein Publikum zu begrüssen. Eine ausgestreckte Hand als Geste genügte, und die Menge tobte.
Die jubelnde Meute wurde allerdings rasch durch den Song “Wishing Wells“ vom aktuellen Album übertönt. Wahnsinn, was für eine akustische Druckwelle von der Bühne ausging. Und es wurde nicht weniger! Mit Songs, wie “Prey” und “Carrion” wissen die Metalcore-Profis, wie sie den Spannungsbogen aufrecht halten können. Von Pyro Effekten ist bis zu diesem Zeitpunkt noch nicht viel wahrzunehmen. Doch plötzlich – wie aus dem Nichts – ein riesiger Knall auf der Bühne. Eine enorme Nebelschwade legte sich über das Publikum und ein unverwechselbarer Geruch lag in der Luft. „Wie ein gigantisches Streichholz“, meinte ein Konzertbesucher lachend. “Zurich, tonight we will bring you the heavy shit!“, versprach der charismatische Frontman. Mit Songs, wie “Vice Grip“, “Karma“ oder “The Void“ war das definitiv kein leeres Versprechen! Unterdessen sammelte sich immer mehr Nebel in der Halle 622, und in Verbindung mit der Lichtshow hatte das Bühnenbild mittlerweile etwas hypnotisches an sich. Verloren in dieser Trance, gab es auf einmal eine Überraschung für das Publikum: ein Streichquartett gesellte sich zu den lauten Australiern. Parkway Drive und Streicher, geht das überhaupt? Und ob! “Writing on The Wall” und “Shadow Boxing” bewiesen dies und ermöglichte den Moshern im Pit eine kleine Verschnaufpause.
“Zurich, we are not done yet! I told you we will bring you the heavy shit!” ,brüllt Winston zu den Gitarrenklängen des Klassikers “Wild Eyes” ins Mikro. Mit lautem Chorgesang bedankte sich das Publikum bei den Metalcore-Giganten.
Wie aus dem Nichts stand Winston McCall innert kurzer Zeit auf einem Podest in der Mitte der Halle. In Begleitung der Cellistin, welche zuvor bereits auf der Bühne in Aktion zu sehen war, spielten sie zu zweit den Song “The Colour Of Leaving”, welcher auf dem 2018 erschienen Album “Reverence” den Schluss der Platte ziert.
Doch nicht an diesem Abend! Nach einer kurzen Unterbrechung war es Zeit für den extraordinären Showdown. Und dieser war heftiger als alles bisherige! In düsterer Stimmung betrat Winston McCall erneut die Bühne. In seinen Händen hielt er eine Flasche, welche sich als Molotov-Cocktail entpuppte. Dieser schmetterte der Mann mit dem lauten Organ hinter das Schlagzeug, und ein gewaltiger Knall hallte den Zuschauern um die Ohren. Während die Bühne lichterloh in Flammen stand, betraten alle Bandmitglieder die Bühne um den Song “Crushed” zum Besten zu geben. Das Ende einer der besten Metalcore Shows, die ich je gesehen habe, machte der Song “Bottom Feeder”. Ein letzter lauter Knall von der Bühne und der Vorhang fiel. Parkway Drive, ein definitives Muss für Pyro-Begeisterte, die brachialen Metalcore zu schätzen wissen.
Setlist [Quelle: setlist.fm]
1. Wishing Wells
2. Prey
3. Carrion
4. Vice Grip
5. Karma
6. Cemetery Bloom
7. The Void
8. Idols and Anchors
9. Dedicated
10. Absolute Power
11. Writings On The Wall (with live string quartet)
12. Shadow Boxing (with live string quartet)
13. Wild Eyes
14. Chronos
15. The Colour Of Leaving (Winston and Cellist)
16. Crushed
17. Bottom Feeder
Bilder: Berend Stettler
Text: Patrick Bottarella