Datum: 20. März 2012
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Eluveitie / Primordial / Negura Bunget / Heidevolk / Solstafir
Fünf Bands an einem Dienstag, sapperlot, das wird eng dachte ich mir. Zumal der Hauptgrund für mich dort hin zu fahren bereits um 18:15 Uhr bereits auf der Bühne stehen sollte. Um 18:10 Uhr lehnten wir erwartungsvoll an der Bar im Z7.
SOLSTAFIR konnte loslegen.
Hinterlegt mit viel Nebel wurde „Ljós í Stormi“, die erste Nummer des aktuellen Albums „Svartir Sandar“ (meine Platte des Jahres 2011) angestimmt. Klasse, was für ein Monstertrack. „Þín Orð“ wurde nachgelegt und die Live-Version von „Fjara“ sorgte im Anschluss dann für noch mehr Gänsehaut als auf der Scheibe.
Auch der Sound passte vom ersten Ton an. Klar und angenehm laut kamen die Instrumente und der Gesang rüber.
Den vier Isländern war bewusst, dass sie in diesem Line-Up etwas aus der Reihe fallen und so beschränkte sich die Kommunikation mit dem Publikum auch auf das Nötigste. Zumal die Spielzeit von knapp 40 Minuten auch recht begrenzt war, eine gute Entscheidung.
Ganz witzig fand ich die zahlreich ausgestreckten Pommesgabeln beim Zwischenspiel „Stinningskaldi“, in dem eine weibliche Stimme auf Isländisch zu hören ist, hinterlegt von Synthie- Sound. Offenbar wurde angenommen, es handle sich hier um irgendwelche nordische Beschwörungsformeln. In Wirklichkeit war es aber ein isländischer Wetterbericht, den die gute Frau hier vorlas.
Die Musik dieser Ausnahme-Band ist sehr schwer zu beschreiben. Getragene, melancholische Melodien mit ausufernden post-rockigen Gitarrenteppichen und viel Laut-Leise. Etwas Folk und die Texte auf Isländisch unterstreichen den Exotenstatus noch. Das Publikum beklatschte zwar anständig die dargebotenen Stücke, der zündende Funke blieb aber aus. Kein Wunder um die Uhrzeit. Trotzdem cooler Auftritt einer der begnadetsten Metal-Bands im Moment.
Die Niederländer Heidevolk waren als nächstes dran. Die Jungs gingen mit viel Elan und einer ordentlichen Portion Spielfreude zu Werke. Vor allem die beiden Sänger ließen hier nichts anbrennen. Sound war ebenfalls ordentlich.
Pagan-Metal wie er im Buche steht, der dem mittlerweile zahlreich vorhandenen Publikum auch gut zu gefallen schien. Mir nicht. Dieser ständige „Ahumm, ahumm…“ oder „ooohhhooo…“ Gesang mit dazugehörigem Trinkhornschwenken ist einfach nicht meine Baustelle.
Mit Negura Bunget stand nun eine für mich bis Dato komplett unbekannte Formation aus Transsylvanien (ja wirklich) auf der Bühne. Mit einer Art verkürztem Alphorn, welches von der Keyboarderin Inia gespielt wurde und mit viel Nebel begann die Show. Was nun folgte war ein äußerst spannender, düsterer Mix aus Folk- und Blackmetal mit vielen ambient-artigen Soundteppichen. Instrumente wie Pan-Flöte mit Ziegenglocken im Hintergrund oder ein zwei Meter hohes Klopfbrett sorgten für Staunen und grandiose Atmosphäre. Auch der heisere Gesang von Sänger Chakravartin passte hervorragend zu den ausufernden Arrangements. Beim abschließenden „Dacia Hiperboreana“, haben Negura Bunget nochmal alles aufgefahren was an sphärischem, epischem Metal möglich ist. Beeindruckender Auftritt einer hochinteressanten Truppe.
Primordial, dass irische Metal-Aushänge Schild wurde nun erwartet. Dauerte nicht lange und Sänger Alan Nemtheanga betrat unter frenetischem Jubel die Bühne. Nach einem „We are Primordial from the Republic of Ireland. Are you with us?“ wurde mit „Heathen Tribes“ gleich ein Highlight sondergleichen serviert.
Leider war der Sound vom ersten Moment an irgendwie breiig und meiner Meinung nach viel zu laut. Auch schien es Probleme mit dem Gesang von Alan zu geben der teilweise kaum zu hören war. Ob die Ursache jetzt an seinen Stimmbändern oder am Mischpult lag vermag ich nicht zu beurteilen. Vermutlich an beidem. Schade, denn dieser Umstand machte viel von dem Auftritt zunichte.
Die Setlist bestand quasi nur aus Hits der letzten drei Alben. „No Grave Deep Enough“, „Bloodied Yet Unbowed“ oder “As Rome Burns” seien mal genannt. Mittlerweile Klassiker mit denen Primordial in den letzten Jahren wohl zur führenden Band in ihrem Genre aufgestiegen sind.
Ob man jetzt Alans rammsteinschen-Hausfrauen-Industrial-Look mit angemaltem Glatzkopf und das grimmige Geschaue dazu gut finden soll, sei mal dahingestellt. Gehört halt zu Primordial dazu.
Gefühlte 80 Prozent des Publikums lief an diesem Abend mit einem Eluveitie-Shirt durch die Gegend. Dementsprechend brodelnd war die Stimmung in der letzten Umbaupause. Als das Züricher Oktett dann gegen 22:30 Uhr die Bühne enterte und mit „Helvetios“ loslegte gab’s für viele kein Halten mehr. Gelungener Auftakt, dem gleich noch ihre neue Hymne „Luxtos“ hinterherschickt wurde. Das Publikum war außer sich.
Eluveitie präsentierten sich als sehr sympathische und als spielfreudigste Band des Abends. Interessant auch was hier alles an Instrumenten aufgefahren wurde. Flöten, Dudelsack, Drehleier, Geige und und und. Gespielt wurden hauptsächlich Stücke des aktuellen Albums Helvetios und dem Vorgänger „Everything Remains as It Never Was“ aber auch Nummern von „Slania“ und „Spirit“ kamen zum Zug. Die von Anna gesungenen Stücke wie „A Rose For Epona“ gaben wie auf der Scheibe einen guten Kontrast zu Glanzmann’s Gebrüll. Der Sound stimmte auch wieder, nur etwas zu laut war für meinen Geschmack immer noch.
Fazit:
Solstafir ging aufgrund des Opener-Statutes und der geringen Spielzeit leider etwas unter was aber nichts an deren famosen Auftritt änderte. Die würde ich gerne mal als Headliner sehen. Das Zeug dazu haben sie längst. Heidevolk nicht mein Ding aber guter Auftritt. Negura Bunget die Überraschung (zumindest für mich) und Primordial soundtechnisch bedingt die Enttäuschung des Abends. Schade, denn ich schätze die Band sehr und hatte mich auf den Auftritt wirklich sehr gefreut. Eluveitie spielten großartig auf und waren erwartungsgemäß und verdient der Abräumer in Pratteln.
Text + Bilder: Thomas Lang