Datum: 6. – 8. Juli 2012
Ort: Kieswerk – Zell
Eins war uns schon am Nachmittag des 6. Juli bewusst: Wir müssen uns warm anziehen. Dies war nicht nur der Tatsache geschuldet, dass das Line-Up für diesen Abend vielversprechend war, auch das Wetter wollte nicht so recht mitspielen. Nach dem OpenQuer 2011 wussten wir allerdings, dass die Organisatoren, allen voran Cyril Montavon, auf jede Eventualität vorbereitet sein werden.
Zu Fiddlers Green schafften wir es gerade noch rechtzeitig vor die Bühne. Die überaus gut gelaunte Folk-Rock-Band transportierte irische Fröhlichkeit ins Publikum, welches zwar im Matsch stand, der Witterung aber vollends angepasst war. (Diejenigen die keinen Spass daran hatten nach zwei Stunden schon auszusehen wie Moormenschen.) Nach dem Konzert war es vor der Bühne wie ausgestorben, da sich alle in die Zelte zurückgezogen hatten, um zu trocknen oder sich zu wärmen.
Dies änderte sich aber rasant als es hiess: Bühne frei für Subway To Sally! Eric Fish der hinter der Bühne des Wetters wegen noch etwas missmutig gestimmt war, betrat gelöst die Bühne, denn 5 Minuten davor hatte Petrus ein Einsehen. Die dicken Regenwolken waren verschwunden und machten den Pyro-Effekten Platz, mit denen die Band das Publikum sofort in ihren Bann gerissen hatte.
Eine überaus professionelle Show liess auch uns mitsingen und das Können auf den Instrumenten geniessen. Ich wusste, dass ein Song auch uns wie die Moormenschen aussehen lassen wird. 🙂 Kaum gedacht war es auch soweit und Eric begab sich hinab in den Morast der die Füsse nun schon einsinken liess. Erst ganz langsam dann immer schneller, „Besser Du rennst“ machte seinem Namen hier mal wirklich Ehre, denn als die Masse begann im Kreis zu matschen, brachten wir uns, inkl. Equipment ganz schnell in Sicherheit. (Viel hat es nicht gebracht, aber ein Versuch war es wert) 🙂
Es wurde Feuer gespuckt (was laut dem Gitarristen in einem kleinen backstage Gespräch gar nicht schwer zu erlernen sei) die Bühne wurde ordentlich gerockt. Was wünscht man sich also noch mehr? Genau, ein warmes Bad danach, zu welchem sich Subway To Sally nach dem Konzert im beheizten Pool auch hinreissen liessen.
Der Samstag war wettertechnisch etwas vielversprechender. Vor der Bühne wurde Stroh ausgelegt und der Matsch auf einen grossen Haufen geschaufelt. (Unser Fotograf liess es sich dennoch nicht nehmen, mit zumindest einem Fuss darin zu stecken) 🙂
Mit Pilomotor und Anderhub begann für uns der zweite OpenQuer Tag bei strahlendem Sonnenschein und umgeben von tollen Menschen. Die Bands gaben Gas, brachten gute Stimmung und Unterhaltung.
Wer ist Phillip Fankhauser? Fragezeichen nicht nur in unseren Augen, als wir das Programm studierten. Aber eins muss ich euch sagen: Diese CD würde ich mir kaufen! Der Schweizer Bluesmusiker und Songwriter betrat unprätentiös die Bühne und liess mich erst mal mit offenem Mund stehen. Was hier an Energie und Empathie rüber kam, das war einfach mehr als zu erwarten war. Der Genre Wechsel war in diesem Falle alles andere als ein Problem. Das Publikum schwelgte vor sich hin und liess sich gehen im Blues der nun wirklich jeden einen Blick auf die Bühne werfen liess. Sei es über den Zaun oder aus dem Zelt hinaus, man wollte wissen, was da nun geboten wurde. Seine Band, unterschiedlicher hätten die einzelnen Spieler gar nicht sein können, liessen ein Ganzes entstehen das uns Gänsehaut und Glücksmomente verschaffte, die wir sicherlich nicht vergessen werden.
Auf einmal flitzte etwas Kleines mit Hahnenkamm an mir vorbei. Beim zweiten Hinschauen bestätigte sich mein Verdacht: Es war Luzi das kleine L von Saltatio Mortis, welcher sich unter das Publikum gemischt hatte. Einen Stoffbeutel in der Hand verschwand er hinter der Bühne. Meine Neugier war geweckt, so schlich ich einfach mal hinterher. Was ich vor fand? Ich verrate nur so viel: einen kahlen Schädel des Percussionisten von Schelmish. Was der da machte? Das fragte ich mich auch und Verwirrung machte sich breit. Diese war aber schnell vorüber, denn die Jungs waren sehr gesprächig. Als Live-Support für Oomph! wurde er kurzerhand importiert.
Und da sind wir auch schon beim Hauptact des Abends! Nach einem atemberaubenden und opulenten Feuerwerk anlässlich des 20 Jährigen Bestehens des OpenQuer, wurde es dunkel auf der Bühne. Kurz darauf war sie in blaues Licht getaucht und man wusste wirklich nicht, was man erwarten konnte. Oomph! gehören zu den wenigen Bands, die einfach machen was sie wollen, ohne sich an Konventionen und „so macht man’s“ zu unterwerfen. So war ich auch nicht sonderlich überrascht, als die Bühne von Matrosen betreten wurde.
„Dero’s“ Gesicht war zu einer Clownsfratze à la „ES“ geschminkt und liess mir nach dem sympathischen Interview welches wir am Nachmittag bekommen haben dann doch einen kleinen Schauer über den Rücken laufen. „Des Wahnsinns fette Beute“ ist das neue Album, welches sie im Mai auf den Markt gebracht haben, und genau so war die Bühnenshow. Wie ein Flummi hüpfte er über die Bretter, man konnte ihn kaum einfangen. Die Songs waren unter anderem Prominenten wie Justin Bieber und Britney Spears gewidmet, was dem Publikum Lacher und Gejohle entlockte.
Mit dem ersten Song der neuen Scheibe wurde eröffnet. „Unzerstörbar“ ist ein Knaller, der so richtig in den Bauch geht. Natürlich wurden auch ältere Stücke wie „Gott ist ein Popstar“ (dank diesem Song wurden sie 2006 von den Echos ausgeschlossen) und dem Song, den das Publikum wie nichts anderes herbeisehnte, „Augen Auf!“ gespielt. Die Live-Combo hatte nicht sehr viel Zeit sich aneinander zu gewöhnen, aber ich muss sagen: Dieser Auftritt war nicht zu toppen! Begeistert und voller Freude über die neuen Bekanntschaften machten wir uns nach einer kleinen Aufwärmpause am Feuer dann auf den Weg nach Hause.
Zusammenfassend darf ich sagen: Ein Feuerwerk an solidem musikalischen Können hat sich auf der Bühne im Kieswerk versammelt an diesem Wochenende, wie es turbulenter und schöner nicht hätte sein können.
Ein Lob an das OK des OpenQuer darf auch dieses Jahr nicht fehlen. Es ist bemerkenswert mit welchem Elan und grosser Freude die Organisatoren und die freiwilligen Helfer es immer wieder schaffen den Besuchern und Bands Gastgeber zu sein, zu denen man immer wieder gerne kommen möchte.
Text: Patricia Krapf
Bilder: Matthias Hoffmann