Bitch Queens + Sons Of Morpheus + Carson
Garage 8 – Olten
Samstag, 26. März 2022
Text: David Spring
Nach einem fulminanten zweiten Teil am Freitagabend gingen die Indoor Rock-Sessions des OltenAirs am Samstag in die letzte Runde. Nach wenig Schlaf und mit immer noch dröhnenden Ohren von Vornacht ging es abermals auf Olten in die Garage 8, wo uns nochmals ein hochkarätiges Line-up erwarten sollte.
Den Anfang machte das Psychedelic-Stoner-Trio Carson aus Luzern. Mit einem instrumentalen Intro, das gleich so richtig die Nackenmuskeln strapazierte, legten die Drei heavy und abwechslungsreich los. Die Garage war bereits gut gefüllt und obwohl viele der Leute noch eher mit Trinken und Quatschen beschäftigt waren, merkte man schnell, dass eine richtig starke Band auf der Bühne stand und alles gab. Einmal angefangen, kam man aus dem Headbangen nicht mehr raus.
Erst beim dritten Song beehrten Carson uns mit Gesang, was ich sehr interessant fand. Die Stimme ist in den Songs der Band eingesetzt, wie bei anderen Gruppen Gitarrensolos – nur einzelne Passagen wurden so genutzt. Mutig, wie ich fand, aber auch sehr effektiv. Die Band ging gut ab, Stillstehen kam nicht in Frage, sowohl auf wie vor der Bühne. Viel zu schnell war der Zauber vorbei und der letzte Abend des OltenAirs auf jeden Fall eindrucksvoll und lautstark eröffnet.
Als nächstes gesellte sich das Psychedelic-Blues-Rock-Trio Sons Of Morpheus auf die heimelige Bühne. Und wie es mittlerweile an diesen Indoor Rock Sessions zum guten Ton gehörte, legten auch sie ohne Umschweife mit Vollgas los. Die Atmosphäre war ausgelassener denn je, das Publikum voller Energie und Tanzwut. So sieht man das gerne, und natürlich spielte die Band zu Höchstform auf. Mit drei unglaublich guten Musikern, grandiosen Songs und Energie, wie man sie sonst von Punkbands kennt, machte das Laune.
Auffallend war neben dem tighten Sound und den ausufernden Gitarrensolos vor allem Schlagzeuger Rudy Kink, der nur ein einzelnes Becken verwendete und auf sein Instrument eindrosch, als gäbe es kein Morgen mehr. Was – wie sich rausstellen sollte – gar nicht so weit von der Wahrheit entfernt war, denn dies sollte tatsächlich der letzte Sons Of Morpheus Auftritt in dieser Formation gewesen sein. Sehr schade, denn meine Güte, was für eine unfassbar grossartige Band und was für ein fantastisches Konzert es war.
Nach so viel musikalischer Euphorie tat etwas frische Luft und Biernachschub gerade gut, doch allzu langes Ausruhen lag nicht drin. Mit den legendären Bitch Queens stand die letzte Band des OltenAirs auf der Bühne, ein feuchtfröhliches letztes Mal Party war vorprogrammiert. Kaum eine Band hat eine Ausstrahlung und Bühnenpräsenz wie die vier Schlampen aus Basel. Folglich schwappte die Energie und Feierlaune umgehend auf das gut angetrunkene Publikum über. Es war ein einziges Fest, die Leute vollkommen im Griff der vier Jungs.
Für das grossartige „Con Man Contraband“ gesellte sich der Schlagzeuger von Sons Of Morpheus hinter das Drumkit, damit Drummer Harry Darling uns dieses sanfteste aller Liedchen von ganz vorne an der Bühne entgegenbrüllen konnte. Auch die neuen Songs von der erst vor kurzem erschienenen Platte „Custom Dystopia“ funktionierten hervorragend, allen voran die köstliche Mitgröhlnummer „FU Emily“. Wie immer, wenn es gerade am schönsten ist, näherten wir uns nach ungefähr einer Stunde bereits dem Schluss. Mit „Vote For Pedro“ und der Party-Hymne „Too Drunk To Fuck“ gab es zwei Zugaben, die noch ein letztes Mal alle zum Durchdrehen brachten. Somit hätte das OltenAir gar nicht fulminanter zu Ende gehen können, die Bitch Queens rockten uns, wie nur sie es können.
Ja, und damit waren sie durch, die einzigartigen Indoor Rock Sessions am OltenAir. Ich bin gespannt, wie es weitergeht. Nach den letzten ungewissen Jahren müsste im Sommer 2022 eigentlich wieder ein reguläres Open-Air-Festival anstehen, wenn es nach mir geht, dürften gerne auch die Rock-Sessions weiterhin fest zum Programm gehören. Ein grosses Danke geht auf jeden Fall an die tollen Organisatior:innen, Helfer:innen und natürlich Musiker:innen, die diese drei Abende zum vollen Erfolgen gemacht haben. Olten hat es nun mehrfach bewiesen, das Label Rock City ist verdient und wird bleiben. Auf ein nächstes Mal!