Datum: 31. Juli + 1. August 2015
Ort: Schützenmatte – Bern
Ein weiteres Mal zeigte die Reitschule Bern was möglich ist, wenn mit vereinten Kräften angepackt wird. „No Borders No Nations“ avanciert zum medialen non commercial Vorzeigeanlass und lockte auch dieses Jahr gegen 18’000 Besucher_innen auf die Schützenmatte.
Der Freitag stand im Zeichen des lokalen Hip Hop Schaffens. Eldorado FM, Chaostruppe und Iwan Petrowitsch sorgen bereits am ersten Tag für kreischendes Teeniepublikum. Das Rahmenprogramm bietet an beiden Tagen Vorträge zum Thema Nationalismus, Staatsgrenzen und ob ein Nationalfeiertag wirklich gefeiert werden muss oder soll.
Der Samstag beginnt grau verhangen und die Schützenmatte gähnt unter dem Wolken bedeckten Bern, als die Demonstration „gegen Grenzen und Nationen“ ihren Weg auf die Schütz findet und zum Frühschoppen HC-Punk serviert. Die Monofones eröffnen auf der Hauptbühne in gewohnter Jazzschul-Manier und bringen die anwesenden Kinder zum Crowdsurfen.
Gefolgt von den HC Veteranen Vale Tudo aus Zürich. Sie bringen das Publikum zu einem Circle Pit , einem weiteren sportlichen und Genreabhängigen Ausdruckstanz, der an einem Enrique Iglesias Konzert wohl eher nicht zu finden wäre.
War on Women aus Baltimore zeigen mit ihrem Riot Punk dem sexistischen Establishment wo der Hammer wirklich hängt und werden zur überraschenden Neuentdeckung.
Das Wetter hält was es verspricht. Es beginnt in Strömen zu regnen, was die Besucher_innen unter die, für einmal nützliche, Eisenbahnbrücke treibt. Marathonmann aus München machen Spass, bis etwa Lied Nr. 3 erklingt. Ihr Post-Hardcore spult sich danach etwas repetitiv ab. Nichts desto trotz ist die Stimmung im Regen wunderbar.
Nach einer etwas aufwendigen Umbaupause nimmt die neunköpfige Band Irie Révoltés die Bühne ein. Der Kapuzenpulli-Punkpop mit sprachübergreifendem Inhalt bringt die Anwesenden zum Dampfen und vertreibt die letzten Regenwolken über dem Unesco Weltkulturerbe.
Abschliessend stürmt das electrotrash Duo Copy & Paste die Bühne und vermochte nebst einem Schmunzeln, auch das Tanzbeinchnen nochmals zum Zucken zu bringen.
Ein friedliches und gelungenes Fest mit ein wenig zu viel Schwefel in der Luft. Ein Fest, das ein Zeichen setzen konnte für Toleranz, Offenheit und Solidarität. Für politische Kultur mit einem Genre- und Generationenübergreifendem Programm. Hoffentlich bis nächstes Jahr.
Text: Micha Loosli
Bilder: Nicole Imhof