Datum: 31.7. + 1.8.2014
Ort: Reitschule – Bern
Unter dem Motto „No Borders, No Nations“ veranstaltete die berühmt, berüchtigte Reitschule in Bern ihr nach eigenen Aussagen grösstes Fest seit Bestehen. Und das alles mit ordentlicher Genehmigung der Stadt Bern auf dem Parkplatz davor, der Schützenmatte. Auf eigenes finanzielles Risiko hin und ohne Sponsoren- oder Werbegelder, war es den Reitschülern und –innen bis kurz vor dem Anlass nicht klar, ob ihre Rechnung aufging oder nicht.
Die Bedenken konnten bereits nach dem ersten Tag begraben werden, denn Musik- und Tanzfreudige strömten in Scharen zur Reitschule und leerten den Bierbestand innert kürzester Zeit, so dass für den zweiten Tag ordentlich nachgeliefert werden musste.
Gerüchten zufolge kam die Idee zu diesem Fest mit der Anfrage der Gruppe Anti-Flag, ob es freie Daten für einen Auftritt in der Reitschule gäbe. Kurzerhand wurde eines der grössten zweitägigen Festivals in Bern im 2014 auf die Beine gestellt, mit geschätzten 8‘000 Besucherinnen und Besuchern.
Die ersten zwei Sonnen-Sommertage seit Wochen und das Gratis-Fest von der Stadt Bern bewilligt – als hätte die Rock-Göttin den Stinkefinger gegen den Kommerz gezeigt! So oder so ähnlich muss dies wohl einigen vorgekommen sein, die mit ihren Lärmbeschwerden auf taube Ohren bei den Behörden stiessen. 1:0 für die Reitschule.
Besser hätten sich das die ReitschulerInnen nicht ausmalen können – 1. August und Anti-Flag auf der Bühne. Schon am Vortag wurde zu lokalem Hip Hop getanzt und friedlich gefeiert bis die Sonne wieder aufging. Und als am zweiten Tag die sozialkritische Punkband aus den USA auf der Bühne stand, war alles perfekt. Entsprechend gross war das Interesse am Fest und für die meisten war es sicherlich eine der schönsten 1. August-Feier, die irgendwo in der Schweiz seit Jahren begangen wurde.
Dass dies alles nicht so einfach und selbstverständlich war, zeigt sich auch an den hunderten von Helferinnen und Helfern, die ohne Lohn an den Bars, den Essensständen, im Dekoteam, in der Licht- und Tontechnik und in der Organisation gearbeitet haben. Nur so konnte auf Einnahmen verzichtet werden. Um sich solidarisch mit dem kostenlosen Festival zu zeigen, konnte dafür ein Armbändel gekauft werden, für welches man den Preis selber bestimmte. Dies wurde rege genutzt und zeigt, dass das Interesse an einem solchen Event in Bern hoch ist und die Arbeit der Reitschule geschätzt wird.
Fazit – ein wirklich gelungenes und friedliches Fest, das keine Grenzen aufgezeigt hat. Und für einmal keine negativen Schlagzeilen rund um die Reitschule, im Gegenteil, das Medienecho ist verhalten ruhig, vielleicht einfach weil es nicht zum Image passt und es keine grossen Schlagzeilen generiert, wenn man für einmal schreiben würde, dass hinter diesem Kollektiv eine super Truppe an fleissigen und engagierten Menschen steht. Danke an dieser Stelle für eure Arbeit.
Um drei Uhr morgens war auf der grossen mobilen Bühne Schluss und während die letzten Besucher auf dem Vorplatz weiterfeierten, hiess es für die HelferInnen Abbauen und Aufräumen, bis in die frühen Morgenstunden. Am Samstagmorgen war die Schützenmatte dann wieder das, was sie schon vorher war – ein langweiliger Parkplatz.
Text: Nicole Imhof + Micha Loosli
Bilder: Nicole Imhof