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Nasty Rumours & Failed Teachers – Punkrock-Lektionen für Fortgeschrittene

02/03/20
von David Spring

28. Februar 2020
Cafe Bar Mokka – Thun
Bands: Nasty Rumours / Failed Teachers 

Ich gebe zu, zum heutigen Konzert der grandiosen Nasty Rumours im weit entfernten Cafe Mokka in Thun ging ich einzig und allein für die Vorgruppe. Die legendären Luzerner Failed Teachers sollten diesen Abend eröffnen, die meiner Meinung nach gleichwohl beste wie schlechteste Band der Schweiz. Und da eine Klassenfahrt durchaus anstrengend ist und die Teachers so eh kaum spielen, war es tatsächlich um die zwölf Jahre her, seit ich sie das letzte Mal sah. Entsprechend freute ich mich wie ein kleines Kind.

Weil nun ein Failed Teachers Konzert ohnehin absolut keinen Konventionen folgt und stellenweise eigentlich auch nur sehr wenig mit Musik zu tun hat, fangen wir für einmal mit dem Hauptact des Abends an, den fantastischen Nasty Rumours. Die vier Berner Jungs übezeugten mit ihrem astreinen 77’ Punkrock, der direkt aus Camden stammen könnte. Ihr Powerpop kam dick aus den Boxen des hübschen Mokkas, die Melodien eingängig und ohrwurmverdächtig, so, dass sich The Buzzcocks oder The Undertones von damals ins Unermessliche gefreut hätten. Natürlich gab es an diesem Abend vor allem ein grosses Thema, nämlich der Covid-19 Virus, der dazu geführt hatte, dass die Schweizer Regierung just ab dem Tag Grossveranstaltungen über 1000 Personen untersagt hatte. Wie es sich für waschechte Punks gehört, wurde diese Meldung erstmal nicht ganz so ernst genommen, aber solidarisch, wie man gleichwohl ist, wurde kurzerhand vorsorglich etwas Desinfektionsmittel in die ersten Reihen gesprüht, damit man sich beim Pogotanzen nicht fürchten musste.

Die überaus sympathische und gutgelaunte Band verstand es grossartig, die Leute im angenehm gefüllten Mokka zu unterhalten. Songs wie “Where The Music’s Loud”, “Under Your Spell” oder “Messed Up Girl” tönten live noch viel besser als ab Platte, der Sound war hervorragend und druckvoll. Die Nasty Rumours überzeugten auch zwischen den Songs. Da wurde speziell auf der rücksichtslosen Vorgruppe herumgehackt, so gratulierte man Dominic Deville zum Beispiel für seinen Erfolg beim Schweizer Fernsehen, auch wenn die Sendung ja bald wieder abgesetzt werden würde. Auch hatte man eigentlich angefragt, dass man lieber vor den Failed Teachers spielen wolle, da nach denen ja sowieso alles “im Arsch” sei. Alles in allem war das unglaublich unterhaltsam. Ich musste leider gegen Ende schon los, um noch den Zug zu erwischen, darum verpasste ich die letzten paar Songs wie “Riot Girl”, “I Need You” oder das grossartige “No Desire”. Umso mehr freue ich mich somit jetzt schon drauf, diese Band bald wieder mal irgendwo zu sehen.

Kommen wir damit zu den Failed Teachers. Seit ich damals im Jahre 2007 an der Plattentaufe ihres einzigen Longplayers “Man’s Room Romance” zum ersten Mal am eigenen Leib erfahren durfte, was für komplette Anarchie diese zwei Spinner auf der Bühne darstellen, war ich unsterblich verliebt. Wie nicht anders erwartet, startete der Auftritt nicht mit einem Intro oder gar einem Lied, sondern einem Schwall Publikumsbeschimpfungen (“Ihr Disco-Ficker”) und natürlich dem einen oder anderen Witz zum Thema Corona-Virus. Zur Überraschung aller, vor allem wahrscheinlich der Band selber, gab es dann irgendwann ein neues Lied zum Start, “Leader Of The Pack”. Unglaublich, sie haben nach 15 Jahren tatsächlich ein neues Lied geschrieben. Das ging auch gut ab, doch natürlich verabschiedete sich gegen Ende des Stücks bereits zum ersten Mal das schwer traktierte Schlagzeug. Deville war gefordert, das einigermassen hinzubiegen, was natürlich zu viel Gelächter führte. Mit dem genialen “Homosexual Hero” gab es irgendwann mal wieder ein Lied, doch bereits beim darauffolgenden “Holidays” fiel das Drumkit erneut komplett auseinander, was Deville dann wütend mit, “scheiss Schlagzeug, das ist sicher aus Thun”, quittierte.

Benji nützte die Zwangspause, um Musik zu spielen, die ihm eigentlich viel besser gefällt als die eigene. So kamen wir in den Genuss des Evergreens “Freundin” von den Aeronauten. Mit dem Hardcore-Brett “Attack” kam dann aber wieder Bewegung auf, spätestens als Benji sich samt Gitarre mitten in den Pogo-Mob stürzte. Die darauffolgende Hymne “Kenny, Billy And Me” wurde fehlerfrei dargeboten, was die Band wohl dermassen überraschte, dass sie dann gleich auch noch “You Have To Be Dangerous” absolut perfekt zum Besten gaben. Deville war inzwischen wieder etwas versöhnlicher gestimmt und stellte fest, dass Schlagzeugspielen eigentlich wie ein Spielplatz ist, da man an beiden Orten auf Dinge schlägt, die kleiner sind als man selbst. Pädagogisch höchst wertvoll. Zwischen unsterblichen Hits wie “I Love The Man With The Mustache” oder “I Left My Band For You” folgten noch viele weitere, unterirdische Ansagen. Es wurde ein Typ mit Ska-P T-Shirt im Publikum beleidigt und die Nasty Rumours nannte man freundlich “diese Bon Jovi-Band” – die Failed Teachers waren absolut in ihrem Element.

Das havarierte Schlagzeug wurde für Deville immer mehr zum Ärger, so dass er irgendwann kurzerhand seinen HiHat-Ständer durch die Stand-Trommel drosch, was interessanterweise keineswegs dazu führte, dass das Schlagzeug auch nur ein bisschen schlechter klang. Er setzte sich dann die Stand-Tom auf den Kopf, merkte, dass er so auch nicht besser spielen kann, und nachdem Benji dann der Verzweiflung nahe fragte, ob die 50 Minuten endlich durch seien, versteckte sich Deville hinter dem Vorhang. Nur die Failed Techers schaffen es, dass der Auftritt nach all diesem Chaos keineswegs zu Ende war. Irgendwie bewerkstelligten sie es tatsächlich, den Nick Camen Hit “I Promised Myself” und schlussendlich “Teenage S**t” zum Besten zu geben.

Die Failed Teachers wie sie leiben und leben. Komplettes Chaos, zerstörte Instrumente, lachende, verschwitzte und ungläubige Menschen im Publikum und ein grosser Mittelfinger an jede Band, die mehr als einmal alle drei Jahre zusammen probt. Dass die Nasty Rumours nach diesem Massaker nicht untergingen, sondern die Leute absolut im Griff hatten, gekonnt mit ihren eigenen Stärken zu überzeugen wussten und eine geniale und musikalisch einwandfreie Show hinlegten, spricht Bände darüber, wie toll diese Band ist. Niemand hat es verdient, nach den Luzerner Lehrern auf die Bühne gehen zu müssen, doch die Jungs aus Bern meisterten das mit Bravour. Damit waren wir um einen denkwürdigen Abend reicher und die Schweizer Musikszene hat einmal mehr bewiesen, dass wir uns vor keinem London, New York oder Berlin verstecken müssen.

Setlist [Quelle: Bands]
Failed Teachers
1. Leader Of The Pack
2. Homosexual Hero
3. Holidays
4. Attack
5. Kenny, Billy And Me
6. I Love The Man With The Mustache
7. I Left My Band For You
8. I Promised Myself (Nick Kamen Cover)
9. Teenage S**t

Nasty Rumours
1. I’m Not Okay
2. Under Your Spell
3. Austerity Plan
4. Where The Music’s Loud
5. Messed Up Girl
6. Driving Me Insane
7. All Alone
8. Straight To Your Heart
9. Vis-à-Vis
10. Remember All Those Nights
11. Because Of You
12. Join The Underground
13. Riot Girl
14. I Need You
15. Wanna Be On Top
Zugaben
16. No Desire 

Text: David Spring
Bilder: Alain Schenk

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Eingeordnet unter Konzertbericht Schlagworte: Alain Schenk, David Spring, Failed Teachers, Mokka, muiCH, Nasty Rumours, Punk, Thun

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