Datum: 7. Dezember 2012
Ort: BernExpo Halle 4 – Bern
Bands: Bands: Motörhead / Saxon / Edguy / Epica / Powerwolf
Powerwolf eröffneten das Metal Chrismas Festival in Bern mit ihrer Mischung aus etwas Pagan und viel melodischem Power-Metal. Leider konnte ich nur noch den letzten 15 Minuten des Auftritts der Saarländer beiwohnen, da wie gesagt, ordentlich Chaos auf den Straßen herrschte. Schade, dass ich nicht früher dort war, denn die Jungs boten eine gute und sehenswerte Show. Das sakrale Ambiente mit Kirchendeko, Priestergetue und Weihrauch schwenken usw. war mit einem fetten Augenzwinkern versehen, wodurch die Band recht sympathisch wirkte und richtig Spaß machte. Die herrschende Spielfreude unterstrich den guten Eindruck und wurde mit einer für diesen frühen Zeitpunkt recht ordentlichen Zuschaueranzahl vor der Bühne belohnt. Der Sound war mehr als ordentlich, die Stimmung top.
Die holländische Symphonic Metal Formation Epica stand als zweiter Akt des Abends auf dem Programm. Da ich mit solchen Träller-Combos wie Nightwish, Evanscene u.ä. nichts, aber schon rein gar nichts anfangen kann, will ich die Musik von Epica nicht groß kommentieren, da diese eben in genau die gleiche Kerbe hauen. Den Sound jedoch kann ich beurteilen, dieser kam um einiges breiiger rüber, als noch bei Powerwolf zuvor und Front-Dame Simone Simons schien stimmlich auch nicht ganz auf der Höhe zu sein. Der ganze Auftritt wirkte irgendwie seltsam aufgesetzt und etwas zu sehr einstudiert. Man eifert unübersehbar den oben genannten Vorbilder nach, sowohl musikalisch als auch in Punkto Gepose. Dem Publikum schien es allerdings zu gefallen und die Band wurde nicht zu wenig abgefeiert. Ich war froh als es zu Ende war.
Edguy ist wohl im Moment DAS deutsche Power-Metal-Aushängeschild und entsprechend zahlreich drängte das Publikum zu Band Nr. drei an diesem Abend, Richtung Bühne. Und die Fans wurden nicht enttäuscht. Der Fünfer aus Hessen präsentierte sich super gelaunt und äußert spielfreudig, der Spaß-Funke sprang von der ersten Minute an aufs Publikum über. Sänger Tobias Sammet agierte recht viel mit dem Publikum (incl. verschiedener Schrei und Klatschspielchen) was bei dieser Art Metal mit Gaudi-Faktor durchaus typisch ist. Da passte seine John Bon Jovi Optik grad noch dazu. Den Satz „Gebt‘s doch zu, ihr seid eh alle nur wegen Motörhead hier.“ fand ich ganz witzig.
Motörhead waren wie immer. Lauter, übersteuerter, dreckiger Rock’n’Roll mit dem lässigsten Frontmann der Gegenwart. Der Unverwüstliche röchelt mit seinen 67 Lenzen noch tip top den Set runter, Phil schaut die ganze Zeit grantig drein (obwohl jeder weiß, dass er privat einer der lustigsten Typen überhaupt ist) und stapft vielleicht mal vom einen Ende der Bühne zur andern (mehr braucht‘s nicht) und Mikkey brettert auf seinem Hochsitz was das Zeug hält. Zu sehen bekommt man ihn aber nur nach dem Schlagzeugsolo (steht kurz auf und schwingt das Handtuch) und am Schluss. Ansonsten lugt nur ab und an die blonde Matte des Schweden hinter dem Drumkit hervor.
„Rock It“ hat den Weg in die Setlist geschafft (das ist gut), „Orgasmatron“, „Iron Fist“ oder „Bomber“ sind nicht mehr drin (das ist schade). „Ace Of Spades“ war wie gewohnt die letzte Nummer den regulären Gig’s mit der typisch trockenen Lemmy-Ansage: „This is the last song, but you know, when you make noise, we come back.“ So war’s dann auch und mit „Overkill“ wurde der Auftritt endgültig beendet. Unglaublich wie dieser Song nach all den Jahrzehnten immer noch knallt. Motörhead verteilten noch ihre Utensilien und verabschiedeten sich sichtlich gut gelaunt vom tobenden Publikum. Gut, dass es noch solche Konstanten in der Musikwelt gibt.
Mit Saxon stand zum Schluss die zweite „Dinosaurier“ Band des Abends auf der Bühne. Seit 35 aktiv, gehören sie nach wie vor zur Speerspitze des traditionellen Heavy Metal’s und zeigten in Bern, dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gezählt werden dürfen. Nummern wie „747“, „Crusader“, „Wheels Of Steel“ und „Denim And Leather“ preschen immer noch amtlich nach vorn und bringen auch den hartnäckigsten Saxon-Ignoranten (also mich) zum Mitwippen. Sänger Biff war gut bei Stimme und das Trio Quinn, Carter und Scarratt ließ trotz des merklichen Publikumschwundes keinerlei Motivationsdefizite erkennen. Die Herren spielen sauber auf und mit dem Klassiker „Princess of the Night“ endete ein guter Heavy Metal Gig.
Ein paar Anmerkungen noch zur Expo-Halle. Noch nie habe ich auf einem Hallenkonzert bzw. Festival ein dermaßen üppiges Angebot an Verpflegung erlebt. Da gab’s Asiatisch, einen Grill, Pizza, Süßes und und und. Die Getränkeinfrastruktur war ebenfalls sensationell und das zu sehr fairen Preisen. Das Hallenpersonal und die Security waren durch die Bank freundlich und hilfsbereit. Die Bands begannen recht pünktlich und Sound- und Lichtanlage ließen keine Wünsche offen. Große Klasse.
Wo viel Licht, da gibt’s aber auch Schatten und so war ich wirklich sauer, als ich am Auto einen Strafzettel von 40,- CHF vorfand. Da fuhr man auf den ausgeschilderten Expo-Parkplatz und sämtliche Schilder waren unter einer dicken Schneeschicht begraben. Die Einweiser in Warnwesten und mit Leuchtröhren bestückt, lotsten die Autos zu den jeweiligen Plätzen und als man den Wagen verließ war es wohl den wenigsten bewusst, dass es sich hier um einen kostenpflichtigen Stellplatz handelte. Gesagt hat jedenfalls niemand auch nur eine Silbe. Ich habe bei meinen Parknachbarn geschaut, da hatten nach dem Konzert vier von fünf Fahrzeugen einen solchen Strafzettel dran kleben. Das finde ich absolut nicht OK.
Fazit:
Top aufgezogenes Festival das Spaß machte. Die einzelnen Bands waren Geschmacksache, bis auf Epica konnten aber alle in Sachen Spielfreude überzeugen. Natürlich war der Großteil des Publikums wegen Motörhead angereist, ordentlich gefeiert wurden allerdings alle Auftritte.
Setlist Motörhead:
I Know How To Die
Damage Case
Stay Clean
Metropolis
Over The Top
Doctor Rock
The Chase Is Better Than The Catch
Rock It
The One To Sing the Blues
Going To Brazil
Killed By Death
Ace Of Spades
Overkill
Bilder Epica: Miriam Rittler
restliche Bilder und Text: Thomas Lang