2. Juli 2019
Bogen F – Zürich
Bands: Metz / Sooma
„Achtung, es wird laut“, meinte der Kassenmensch und deutete auf die Grosspackung Ohropax, die neben dem Bartisch stand. Und Recht sollte er haben: Bereits bei Vorband Sooma aus Zürich wummerte und dröhnte es durch den Saal und hinaus zu den gemütlichen Sitzgelegenheiten vor dem Bogen F, die zum Verweilen und Plaudern einladen. Doch dabei war nun kaum noch jemand anzutreffen, Sooma zog die komplette Aufmerksamkeit auf sich und alle Umstehenden in den Konzertsaal. Melodiöse Spielereien fanden sich bei dem Trio selten und auch der treffsichere Gesang kam nur in Einzelfällen richtig zur Geltung, mehrheitlich bestanden die Gesangsparts aus Rufen und Schreien, während repetitive Basslines und klare Drumbeats die Hörerschaft durch das Set trugen. Dabei fanden die drei in Rhythmen und Dynamiken zusammen, die von Aussen schwer mitzuverfolgen, geschweige denn mitzähl- oder tanzbar waren. Auf der Bühne aber sass alles und das Zusammenspiel zeigte, dass Sooma in den letzten Jahren nicht nur fleissig geprobt, sondern auch gehörig Live-Erfahrung gesammelt haben. Und das nicht nur einmal quer durch die Schweiz, sondern auch im benachbarten Ausland.
Die Wahl der Vorband erwies sich als mehr als passend, die Booker dürften zufrieden sein. Hauptact Metz aus Kanada, zuletzt vor vier Jahren in Zürich anzutreffen, knüpfte direkt an die geladene und energetische Stimmung im Saal an. Trotz stickiger Luft und Schweissgeruch tanzte und hüpfte man im Saal und Stellenweise bildeten sich scheue Moshpits. Auch Metz begeistern nicht gerade mit Melodie und Mitsing-Parts, wie bereits bei Sooma beherrschten beinahe Mantra-artig wiederholte Riffs und Basslines, vor allem aber viel Noise, das Set. Was sich schon auf den bisherigen drei Alben nach verdammt viel Attitüde und Wut im Bauch anhörte, klang live noch „hässiger“ und keiner wird nun wohl je wieder behaupten, Musiker generell unsportlich. Denn Abend um Abend ein solch energetisches und schier pausenloses Set an den Mann zu bringen, fordert gehörig Ausdauer. Ob die drei Jungs aus Toronto mit Muskelkater zu kämpfen haben?
Vor der Venue hatten sich inzwischen wieder einzelne an die Tische gesetzt, um kurz den Kopf zu lüften und den Beinen eine Pause zu gönnen. Laut war es auch hier, ein Aufenthalt in Eingangsnähe schien ohne Ohropax äusserst ungesund. Auch hier draussen war der Sound noch immer klar und deutlich zu hören, wenn auch natürlich hin und wieder von vorbeifahrenden Zügen gestört und in weit schlechterer Verfassung als im Saalinnern. Wie auch bei bisherigen Shows im Bogen F war alles sauber abgemischt – Lärm auf hohem Niveau und in bester Qualität. Auch auf der kleinen Balustrade vor den Klos hatten sich einige Konzertgäste versammelt, um schwitzigen Körperkontakt zu minimieren und sich gleichzeitig einen guten Ausblick auf die Bühne zu sichern. Von dort oben liess sich erkennen, dass sowohl vor wie auch auf der Bühne Literweise Schweiss floss. Was den leicht säuerlichen Geruch in der Luft erklärte.
Zehn Tage nach dieser Show wird Album Nummer vier, „Automat“, erscheinen, welches jedoch keine neuen Songs sondern Raritäten wie B-Sides oder Unveröffentlichtes sowie alle 7“ Singles enthält. Erscheinen wird das Album erneut bei Sub Pop, dem Label, das unteranderem auch Iron & Wine, Mudhoney und Soundgarden unter seine Fittiche genommen hat und Metz von Anfang an an ihrer Seite wussten. (Übrigens: Sub Pop ist auch verantwortlich für die „Rick and Morty“- und „Bob’s Burgers“-Soundtracks, letzterer vereint 107 Songs auf einem Album!). Einzelne Songs dieses Albums bekamen die Zürcher Gäste auch zu hören, es lässt sich erahnen, dass ein Album mit viel trashigem Bass, Floortoms und Noise auf uns wartet. Bis dahin reisen Metz weiter durch Europa, sorgen für Tinitus und verwandeln Konzertsäle in Saunas.
Text: Sarah Rutschmann