11.-13. August 2017
M’era Luna – Flugplatz, Hildesheim
Webseite: M´era Luna Festival
Im Juli konnte das M’era Luna Festival 2017 „ausverkauft“ melden. Neben vielen bekannten Namen, welche Fans aller relevanten Szene-Genres bedienten, sorgte Veranstalter FKP Scorpio vor allem mit der Verpflichtung von Korn als Samstags-Headliner für Aufsehen. Bevor die Nu Metaller um Jonathan Davis allerdings die Bühne enterten, gab es bereits einige Highlights auf die Ohren. Die nach eigenen Angaben „einzige türkische Gothic-Band“ She Past Away aus der 2,9-Millionen-Stadt Bursa verwöhnte die Zuhörer mit Dark Wave in seiner pursten Form – und dies sogar in ihrer Muttersprache. Unzucht sorgten parallel dazu mit ihrem deutschsprachigen Dark Rock für beste Stimmung auf der Hauptbühne und schrieben später auf Facebook sogar von ihrem „geilsten Bühnenerlebnis aller Zeiten“. Party-Stimmung gab es später auch bei Ost+Front, Project Pitchfork und den Mitteralter-Tönen von Subway To Sally und Feuerschwanz, andere hingegen stellten die Melancholie in den Vordergrund. Wobei vor allem die White Lies deutlich mehr Publikum und eine deutlich bessere Stimmung in diesem Publikum verdient gehabt hätten.
Richtig viel Spaß hatten dagegen Mesh und Solar Fake, die mit jeweils einem Linkin Park-Cover den vor kurzem verstorbenen Sänger Chester Bennington ehrten. Hier wurde bis in die hinteren Reihen geklatscht und mitgesungen. Brutal wurde es bei KMFDM, die ihre 60 Minuten Spielzeit mit vielen schnellen harten Krachern füllten und beste Werbung für ihr vor kurzem erscheinenes 20. Album „Hell Yeah“ machten.
Mit einem fiesen Stromausfall hatten am Abend ASP zu kämpfen, nach gut 30 Minuten konnte der Auftritt des Frankfurter Projekts dann aber wie geplant weiter gehen. Gekürzt wurde dabei nichts. Dies war gut für die, die sowohl Covenant als auch Korn sehen wollten. Durch die Verschiebung entfiel die Überschneidung zwischen Main Stage- und Hangar-Headliner – zwei energetische wie gelungene Auftritte rundeten den ersten Festivaltag ab.
Der Sonntag lieferte eine Masse an Bands, die eher Jahr für Jahr zwischen den Festivals wandern. Die Stimmung blieb trotzdem richtig gut. Die Oldschool-Fraktion konnte sich im Hangar zu The Arch, Leather Strip, Haujobb, DAF und den mit vielen Überraschungen in der Setlist aufwartenden Front Line Assembly austoben. An der Hauptbühne dominierten hingegen mit Schwarzer Engel, Darkhaus, Megaherz und Mono Inc. dunkelrockige Sounds. Versengold und Schandmaul steuerten den mittelalterlichen Part bei. The Crüxshadows bei einer ihrer zuletzt recht selten gewordenen Deutschland-Auftritten sowie Blutengel punkteten vor allem mit einer aufwendigen Show. Weniger aufwendig, aber ähnlich mitreißend war der Headliner-Auftritt von And One. Wobei der leicht kränkelnd wirkende Steve Naghavi sicher schon bessere gesangliche Leistungen abgeliefert hatte als an diesem Abend in Hildesheim. Absolut überzeugend hingegen war der neue, noch unveröffentlichte Song „Most Of The Tears“ mit dem ergreifenden Gesang von Joke Jay. Und bei „Military Fashion Show“ waren sie ja dann doch wieder alle am Tanzen.
Was blieb sonst in Erinnerung? Ein spontan organisierter Auftritt des Berliner Entertainers Tomas Tulpe auf dem Campingplatz, der 75 Minuten lang pures Entertainment-Gold lieferte – und vor allem Schlamm, Schlamm und nochmals Schlamm. Vier Tage Dauerregen weichten das gesamte Gelände ein, übrig blieb ein einziges braunes Matsch-Areal. Erst am Samstag lichteten sich die Wolken ein wenig, und am Sonntag kam dann echtes M’era-Feeling auf. Vor den Wackens dieser Welt musste sich dieses M’era Luna ganz sicher nicht verstecken. An dieser Stelle ein dickes Danke an den Erfinder des Gummistiefels! Viel Optimierungspotenzial hatte sicher auch der fast durchgängig zu laute und übersteuerte Bass an der Main Stage, der grad in den ersten Reihen ordentlich auf den Körper drückte. Mal sehen, wie es im nächsten Jahr wird. Das nächtste M’era Luna wird am 11. und 12. August 2018 stattfinden. Der Kartenvorverkauf hat bereits begonnen.
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Text + Bilder: Dietmar Grabs