27. Januar 2016
Z7 – Pratteln
Bands: Megaherz / Erdling / Hell-o-Matic
Hell-o-Matic? Nie gehört! Also los auf die Website der Jungs und rausfinden wer das ist. Ok, listiges Foto und die Typen sehen auch aus, wie aus der Hölle und der Bandinfo-Text klingt schon mal vielversprechend. Zitat: „Catchy Riffs, unbarmherzige Drums, stampfende Sequenzer, authentische Vocals – alles vorhanden, um einen Saal in Kleinteile zu zerlegen.“ Echt jetzt?
Ernüchternd
Von wegen! Das Z7 steht immer noch da, wo es stehen sollte und hat nicht einen einzigen Kratzer bekommen. Unbarmherzig? Lasst es mich mal so erklären: Ich arbeite jetzt über zwei Jahre für Artnoir und habe schon einige Konzerte in der Eigenschaft eines freiwilligen Musikjournalisten besuchen können. Immer habe ich darauf geachtet, fair und seriös zu berichten und ich möchte auch heute keine Ausnahme machen. Ich muss allerdings gestehen, dass es mir noch nie so sehr schwer gefallen ist, mich zurückzuhalten. Es liegt mir fern, irgendjemand zu verletzen oder zu demütigen und dennoch möchte ich den Herren von Hell-o-Matic etwas ans Herz legen. Nehmt die nächste Show auf Video auf und schaut sie euch in Ruhe und objektiv an und dann, bitte trefft eine finale Entscheidung.
Erstaunlich
Zweiter Act war mir ebenfalls unbekannt, doch liess ich mir sagen, dass die es ganz schön drauf haben müssen. Die erste Band zu toppen ist zwar kein wirklicher Leistungsausweis, aber man sah und hörte halt schon, dass Erdling in einer anderen Liga spielen. Die Erdlinge gaben alles und versuchten das Prattelner Publikum in Fahrt zu bringen, was tatsächlich ab und zu gelang. Musikalisch kann man den Germans durchaus eine anständige Note geben. Man arbeitete zudem viel mit synthetischen Klängen und Samples. So viel, dass es fast schon Sinn machen würde einen Tastenmann einzustellen und nicht alles digital einzuspielen. Die Show war ansprechend und es war viel Bewegung auf der Bühne und über den Sound gibt’s auch nichts zu meckern. Der Gesang, eher in den tiefen Regionen angesiedelt, schwächelte ab und zu und es fehlte ihm an Durchsetzungsvermögen. Alles in allem boten die Erdlinge eine passable Leistung und ich bin versucht, mal ein Studioalbum anzuhören.
Erhaben
Megaherz sind im Genre der neuen deutschen Härte ein Urgestein und trotz den 250’000 verkauften Tonträgern, stehen die Münchener leider immer noch im Schatten einer anderen grossen Band. Wenn man es jedoch genau nimmt, bestehen Megaherz ein Jahr länger als die anderen und dürfen daher durchaus als Väter des Genres genannt werden – einfach, dass dies auch noch erwähnt ist.
Anlässlich der neuen EP „Erdwärts“ reisen Megaherz mit gleichnamigem Tournamen vor allem in den deutschsprachigen Regionen Europas. In Deutschland waren die Hallen teilweise ausverkauft – in Helvetien reichte es nicht ganz das Z7 komplett zu füllen. Gut besucht war Metal-Mekka trotzdem, aber es hätte noch genug Platz gehabt für ein paar Leute. Dies hätte der Stimmung sicherlich nicht geschadet. Nun, das Publikum hatte dennoch sichtlich Freude. Klar, der Jubel hätte mehr sein können, aber eigentlich könnte er das immer.
Alexander „Lex“ Wohnhaas ist der Frontmann schlechthin und auch wenn die Leistung seiner Mitmusiker ohne Tadel war, so ist er nun mal die schillerndste Figur des Quintetts. Das Spiel mit der Mimik wird durch sein, zum bösen Clown geschminkten Gesicht in hervorragender Art und Weise untermalt und passt vorzüglich zum Konzept der Band. Überhaupt war das Bühnenbild schlicht aber dennoch passend und die Band verstand es gut zu agieren – Profis halt.
23 Jahre Bühnenerfahrung lassen sich nicht von der Hand weisen und Megaherz bewiesen eindrücklich, dass sie im Genre der neuen deutschen Härte nicht nur ganz vorne mitmischen sondern mit einigen Songs uneingeschränkt das Feld anführen. Schade eigentlich, dass die Deutschen selten Gast in der Schweiz sind. Meine Recherchen haben ergeben, dass dies wohl 2010 das letzte Mal der Fall war. Ich kann mir gut vorstellen, dass Megaherz durchaus eine solide Schweizer Fanbase haben und diese kontinuierlich ausbauen könnte. Schliesslich ist Sprache ein nicht zu unterschätzender Faktor und bekanntlich sind die meisten Schweizer der deutschen Sprache mächtig und verstehen also auch das Spiel mit Worten.
Fazit: Toller Gig, tolle Show, Sound war gut und jeder Applaus war gerechtfertigt. Auf einer Skala von 1 bis 6 (wobei die 6 als Bestwert gilt) gebe ich eine 5. Es gelang Megaherz nicht, das Z7 zum Kochen zu bringen, aber vielleicht war muss man die Ursache weniger bei der Band als beim Publikum suchen. Und dennoch, eine 5 ist immer noch saugut und wenn die Band wieder mal die Schweiz besucht, bin ich wieder von der Partie. Lohnenswert ist es allemal.
Text: Daniel Baratte
Bilder: Christian Bührer