Datum: 26. Juni 2013
Ort: Komplex Klub – Zürich
Bands: Masters Of Reality /
The Shit / Safi
Masters Of Reality, Vorreiter des Stonerrock… so hört und liest man auf alle Fälle, wenn man sich über Sänger und Mastermind Chris Goss informiert. Dass Goss und MOR kein unbeschriebenes Blatt in der Musikbranche sind, wird schnell klar. Er hat bereits mit namhaften Grössen wie Josh Homme, Twiggy Ramirez und vielen anderen zusammen gearbeitet. Und trotzdem sind die Masters Of Reality noch immer ein Geheimtipp unter Kennern und Schätzer des guten, soliden Rocks.
Deshalb erstaunte es mich auch nicht, als der Komplex Klub eher spärlich gefüllt war, als die Vorband Safi aus Leipzig den Abend starteten. Kawumm… und ab ging die Post. Frontfrau Safi gab mächtig Gas. Deutscher Punkrock nach guter, alter Schule (Nina Hagen lässt grüssen). Das erstaunte mich zwar am Anfang, aber gefiel mir sofort. Safis Stimme und die deutschen Texte hatten etwas rebellisches, wie man es heutzutage nicht mehr oft hört, leider. Das Trio strahlte eine Energie aus und ihr Set bestand aus einer guten Mischung. Verletzlich, trashig und aggressiv, sehr cool. Ihr aktuelles Album „Kalt“ ist definitiv ein Kauf wert.
Als zweite Vorband gaben sich The Shit aus Bern die Ehre. Ok, wenn sich eine Band so einen Namen gibt, was soll man davon halten. Scheisse war es sicher nicht, soviel ist klar. Solides Blues-Rock Handwerk und der Gastauftritt von MOR-Gitarrist (ich weiss leider seinen Namen nicht, aber der Herr mit dem ZZ-Top-mässigen weissen Bart) zum Iggy Pop Cover von „No Fun“ war spannend. Allerdings sind mir persönlich mittlerweile zwei Vorbands für einen Konzertabend einfach zu viel des Guten. Und nach dem Powertrio Safi passten The Shit irgendwie nicht wirklich dazwischen.
Plötzlich fing es an zu stinken im Klub… Duftkerzen, Hasch-Alarm… was ging da ab? Ach nein, es stinkt nach Weihrauch. Und nein, ich mochte diesen „Duft“ noch nie. Schlechte Erinnerungen und normalerweise für mich ein guter Vorwand um abzuschleichen. Ich hielt mich allerdings zurück, es erwartete mich ja keine klägliche Kirchenpredigt, sondern die Masters Of Reality. Für die einen ist Chris Goss anscheinend aber wirklich so etwas wie der Gott des Rocks. Ich hatte jedoch im ersten Moment ehr den Eindruck, dass der „Schwarze Pabst“ LaVey himself auf der Bühne steht gerade, rein optisch. Aber nein, das ist jetzt also der Goss.
Masters Of Reality wurde mir empfohlen und so bin ich in den Komplex gepilgert und das war gut so, dankeschön. Eingelullt in Weihrauch und atmosphärische Klänge konnte man sich treiben lassen. Dunkles, sphärisches Licht und Nebel, das alles passte zusammen.
Die eingeschworene Fangemeinde war begeistert und teilweise wie hypnotisch hin und weg. Mich überraschte das extrem abwechslungsreiche Set und die vielen Facetten, die MOR auf Lager haben. Als reinen Stonerrock hätte ich das allerdings nicht bezeichnet. MOR bedienen sich sämtlicher Rock-Genres. Von Blues bis Prog, facettenreich aber immer mit einem düsteren Unterton.
Die kurze Akkustik-Kumbahja-Einlage war schräg und sympathisch zugleich. Für die einen ein weiteres Highlight und die anderen eine kurze Abkühl- oder Rauchpause an diesem kühlfrischen Sommerabend.
Auch wenn nicht alle Besucher mit der Soundqualität zufrieden waren, war es für mich doch ein sehr spezielles, einmaliges Konzerterlebnis und ein rundherum angenehmer Abend. Grosse Klasse.
Text: Nicole Imhof
Bilder: Thomas Lang