13. April 2019
Royal – Baden
Bands: Mama Jefferson / willibald
Sie waren sowas von bereit für den internationalen Record Store Day! Der Samstagnachmittag wurde spätestens gestartet, als Mama Jefferson und willibald ihre Bühne – ein kleiner Vorplatz vor dem Bus des Radios Kanal K – betraten und die letzten verschlafenen Seelen von Baden geweckt haben. Je zwei Songs in einer leicht reduzierten Version haben mich überzeugt – den Abend musste ich im Royal verbringen, komme was wolle!
Den Auftakt zum Abend im ehemaligen Kino in Baden machten willibald. Und sie machten es grandios – jung, modern und energisch. „Konventionell“ scheint für das Quartett ein Fremdwort zu sein. Gitarre und Geigenbogen trafen an diesem Abend regelmässig aufeinander. Die anfängliche Besorgnis, was dieses Experiment und insbesondere die Gitarre betrifft, wandelte sich im Nullkommanichts in Faszination. Die Band liess die Herzen der royalen Besucher höherschlagen.
Mit „And You Don’t Put Sugar in Your Tea“ haben die vier gezeigt, wie man mit harmonischen Tonfolgen und schmutzige Gitarrenriffs mitten ins Schwarze treffen kann. Aber überzeugt euch selbst davon: willibald sind am 18.4.2019 zusammen mit Taro in der Mahogany Hall in Bern zu erleben!
Das geschnäuzte Trio Mama Jefferson aus Zürich lud zum Tanze ein – keine Angst, das Royal steht noch, auch wenn mein Blick zwischenzeitlich besorgte Züge annahm. Krachender, provokanter und kompromissloser Trash-Rock. Ihr neues Album „Jizzmag“ ist kürzlich erschienen und das Cover liess erahnen, dass der Abend nur einen ausgelassenen Lauf nehmen kann. Die Musiker*innen hauten uns mit der Platte ein lautes, unverblümtes Werk um die Ohren.
Mama Jefferson nahmen keine Rücksicht auf Verluste. Das ist mit ihrem neuen Song „Banana White House“, welchen uns ins politische Zeitgeschehen katapultiert, sonnenklar. Ob das ganz persönliche Gedicht der Band bereits die Protagonisten des Songs erreicht hat? Darüber lässt sich nur spekulieren. Während Frontfrau Vanja Vukelic dem Publikum, Schlagzeuger und Gitarristen mit den leisen Klängen von „Baron“ eine kurze (aber nur eine ganz kurze) Verschnaufpause gegönnt hat, wurde klar: Wir haben hier ein verrücktes Energiebündel vor uns.
Danke Mama Jefferson für diesen grandiosen Abend! Und versprochen: Wir werden allerspätestens seit heute nicht mehr behaupten, das Original von „Looking for Freedom“ sei von David Hasselhoff!
Text: Melanie Hüsser