1. März 2019
Komplex 457 – Zürich
Band: Madrugada
Daran hat wohl niemand mehr geglaubt: Madrugada kehren zurück auf die Livebühnen der Welt. Anlass für das Comeback der Norweger ist das zwanzigjährige Jubiläum ihres Debüts „Industrial Silence“. Diese Rückkehr ist sicherlich nicht ohne Schmerz, hat die Band doch vor zwölf Jahren ihren Gitarristen Robert Burås verloren und sich daraufhin – nach Fertigstellung ihres letzten Albums – aufgelöst. Zwar konnte man Sänger Sivert Høyem immer wieder einmal solo, auch mit alten Madrugada-Songs, sehen, doch nach diesem Konzert in Zürich steht fest: Madrugada als Band sind und bleiben eine selten dagewesene Grösse.
Sich ins glänzende Rampenlicht zu stellen, passt aber auch heute noch nicht zu ihnen. Die Bühne ist meist in zurückhaltendes Licht getaucht, wenige Songs werden von Videos untermalt, mal ist es bis auf eine kleine Taschenlampe in Høyems Händen gänzlich dunkel. Er und seine Bandkollegen Frode Jacobsen (Bass) und Jon Lauvland Pettersen (Schlagzeug) werden auf dieser Tour unterstützt von den zwei Gitarristen Cato Salsa Thomassen und Christer Knutsen, der nebenbei auch noch diverse Tasten drückt oder sich die Mundharmonika zu eigen macht. Zu fünft spielen sie zuerst das Geburtstagskind „Industrial Silence“ komplett durch. Bereits der Opener „Vocal“ und der darauffolgende Kracher „Belladonna“ sorgen vom ersten Moment an für Euphorie und lauten Beifall. Doch auch sanfte Klänge wie bei „Quite Emotional“ gehen direkt unter die Haut. Geschlossen wird der erste Teil des Konzerts mit „Electric“, laut Høyem der erste anständige Song, den die Band damals geschrieben hatte.
Die anschliessende Zugabe mutet dann auch vielmehr wie ein zweiter Konzertteil an: Noch einmal acht Songs dürfen wir geniessen, quer durch die Bandgeschichte und inklusive eines Covers von Grant Lee Buffalo, die Madrugada wesentlich beeinflusst haben. Auch Klassiker wie „Black Mambo“, „What’s On Your Mind?“ und „Majesty“ fehlen natürlich nicht. Und „The Kids Are On High Street“ bringt den Saal schliesslich (nicht, dass es bei dem Klima im Komplex 457 noch nötig gewesen wäre) gänzlich zum Kochen.
Der Musik von Madrugada haftet neben der Melancholie auch immer etwas Sehnsuchtsvolles an; genau wie der namensgebenden Morgendämmerung, dem Tagesanbruch, der stets neue Hoffnung birgt. An diesem Konzert konnte Schmerz abgeschüttelt, Kraft getankt und Energie abgeladen werden. Der wunderbare Abend wird uns noch lange in Erinnerung bleiben.
Setlist [Quelle: Setlist.fm]
1. Vocal
2. Belladonna
3. Higher
4. Sirens
5. Shine
6. This Old House
7. Strange Colour Blue
8. Salt
9. Norwegian Hammerworks Corp.
10. Beautyproof
11. Quite Emotional
12. Terraplane
13. Electric
Encore:
14. Black Mambo
15. Hands Up – I Love You
16. Only When You’re Gone
17. What’s on Your Mind?
18. Majesty
19. Honey Don’t Think (Grant Lee Buffalo cover)
20. The Kids Are on High Street
21. Valley of Deception
Text: Cornelia Hüsser
Bilder: Christian Wölbitsch