Datum: 26. September 2014
Ort: Alte Kaserne – Zürich
Bands: Leech / Marblewood / Glaston
Wie schade. Die Alte Kaserne kenne ich eigentlich nur als Party-Veranstaltungsort und da ich wenig Interesse an Partys habe und mich lieber auf Konzerten tummle, konnte ich mich gar nicht mehr so richtig an diesen Ort erinnern. Dabei ist die Alte Kaserne in Zürich perfekt für Live Konzerte im familiären Rahmen, wie ich an diesem besagten Freitagabend feststellen musste. Angenehme, leicht erhöhte Sitzgelegenheiten an der Seite der Bühne wie auch charakteristische Holzbalken welche die Decke schmückten, verliehen der Venue eine gemütliche sowie sympathische Atmosphäre.
Eine tolle Stimmung herrschte an diesem Abend so oder so. Die Auswahl der drei Bands wurde durch den Veranstalter Taliesyn Productions sehr gut getroffen. Mit Glaston überraschte schon mal zum Auftakt eine junge Band aus Basel/Zürich das reichlich vorhandene Publikum. Die vier Musiker hatten an diesem Abend ihren ersten Auftritt überhaupt bestritten und kamen etwas aufgeregt und schüchtern wirkend auf die Bühne. Die Anspannung war jedoch bereits nach dem ersten Song verflogen und Glaston trugen ihren instrumentalen Post Rock sehr souverän und mit unglaublich viel Energie vor.
Kein Ton klang überflüssig, nichts klang langwierig, es hatte alles gepasst bei den Newcomern. Das Piano war die Stimme der Musik und verzauberte mit wunderschönen Melodien. Ganz grosse Leistung, ich war durchweg begeistert. Auch die Musiker von Leech tummelten sich teilweise am Bühnenrand um den Youngsters zu huldigen. Die EP Veröffentlichung „Sailing Stormy Waters“ wird übrigens am 7. November 2014 im Exil in Zürich gefeiert. Diese Band ist absolut empfehlenswert und sollte live angetestet werden.
Im Anschluss folgten die Züricher Marblewood, welche Anfang dieses Jahres ihr erstes, selbstbetiteltes Album herausgebracht hatten. Auch war die Band Gastgeber des kleinen Festivals in der Alten Kaserne. Mit ihrer zeitlosen Art und Weise schwere düstere Riffs, traditionelle Blues und hypnotische Psychedelia-Elemente zu verbinden, zogen sie ein noch breiteres Publikum an diesen Abend in ihren Bann.
Marblewood schafften es, nicht nur verschiedene Musikstile geschmeidig ineinander einfliessen zu lassen, sondern boten auch was den Gesang betraf, sehr viel Bewegung. Entweder es gab lange instrumentale Soundwände oder eben Gesangpassagen durch Marc Walser der auch vor Sprechgesang nicht Halt machte. Gastmusikerin Sarah Weibel überraschte nach der ersten Hälfte des Konzertes ebenfalls am Mikrophone. Am Ende gab es noch eine Zugabe für das begeisterte Publikum.
Nach dem die Besucher in der Umbaupause mit Klängen von Led Zeppelin und The Doors „high“ gemacht wurden, kamen dann leider mit ca. 30 Minuten Verspätung um 23:30 Uhr endlich Leech auf die Bühne. Für mich war das sehr ärgerlich, da ich eh schon eine straffe Woche hinter mir hatte und mich bereits um 22 Uhr nach meinem kuscheligen Bett sehnte.
Jammern war hier jedoch fehlplatziert, denn wie lange hatte ich gewartet, Leech endlich mal wieder live erleben zu dürfen? Lasst mich überlegen. Es waren die Winterthurer Musikwochen im Jahre 2012, bei denen das Sextett mit Ursprung aus dem Aargau mich das letzte Mal völlig weggeblasen hatte.
Manchmal frage ich mich, ob die Band welche die Alben einspielte, die gleichen Musiker beinhaltet, die da live auf der Bühne auftreten. Diese ungebändigte animalische Energie und Härte kommt leider auf CD gar nicht in diesem Ausmass rüber. Das ist Post Rock in einer Live Qualität, die ihres gleichen sucht. Berechtigt war die Alte Kaserne beim Auftritt von Leech nochmals voller und das Publikum war sichtlich angetan von der unglaublich grossartigen Live Performance.
Grossartiger Abend mit viel Energie, Gefühl und Atmosphäre! Danke Taliesyn Productions!
Text: Liane Paasila
Bilder: Kathrin Hirzel