Datum: 24. Januar 2012
Ort: abart – Zürich
Bands: Kylesa / Circle Takes The Square / Ken Mode
Als wir gegen halb acht ans abart kamen, erwarteten wir die dort übliche Einlassschlange. Hmm…, keine Schlange da. Kurz den Kalender gecheckt, 24. Januar, Kylesa. Passt also. Nun gut, also rein in die ehrwürdigen Hallen des abart Clubs und ein Blick auf Bühne und Merch-Stand bewies, wir waren auf der richtigen Veranstaltung. Gut, die Leute werden schon noch kommen…
Als erste Band des Abends standen die kanadischen Hardcore-Noise-Rocker Ken Mode auf der Bühne. Das Brüderpaar Jesse (voc./git.) und Shane (drums) Matthewson sowie Andrew LaCour (bass) waren von Beginn an in weiss-gelbes Licht getaucht und diese Beleuchtung variierte während des Sets gleich null.
Das passte sehr gut zu den dargebotenen Stücken, denn die strotzten nämlich auch nicht gerade vor Abwechslung. Zu austauschbar, zu sehr gesucht und zu viel wiederholt wirkten die Riffs und Breaks. Ein anwesender Spetzl von mir beurteilte das Treiben recht lapidar mit „Jugend forscht“. Volltreffer.
Anschließend war das “Screamo”- Aushängeschild Circle Takes The Square aus Savannah, Georgia angesagt. Eigentlich als Quartett erwartet, waren hier nur Kathy (voc,bass), Drew (voc,git.) und Caleb (drums) zu sehen. Zunächst war der größte Unterschied zu Ken Mode, dass nun eine Frau mit am Mikro war und die Lichtfarbe von weiss nach blau wechselte. Die ersten Nummern rauschten ähnlich durch wie beim Vorgänger, was sich aber nach etwa einem Drittel des Sets glücklicherweise änderte.
Plötzlich kamen langsamere, ja teils postrockige Parts zum Vorschein und das Keifen und Brüllen der beiden Fronter wich immer wieder klarem Gesang, was den Stücken sehr gut stand und viel Dynamik verlieh. Der gesamte Auftritt wirkte recht introvertiert und eine Kommunikation mit dem Publikum fand so gut wie gar nicht statt. Musste auch nicht sein bei dieser interessanten Truppe. Gerüchten zu folge soll demnächst das neue Album auf den Markt kommen, welches seit fünf Jahren in Arbeit ist.
So, kurz vor zehn Uhr war‘s dann endlich soweit, Kylesa betraten die Bühne und zack, plötzlich waren die Leute da. Kylesa kommen ebenso wie Circle Of The Square aus Savannah und gehören mittlerweile zur Speerspitze der kreativen harten Musik. Den Sound von Kylesa in Worte zu fassen ist schwer. Sludge, Post-Metal, Stoner-Rock, Doom, Punk, das alles sind nur ein paar Zutaten, aus denen sich Kylesa ihr eigenes Metal-Süppchen brauen und damit für reichlich offene Münder sorgen. Allein schon die Anwesenheit von zwei Schlagzeugern zeigt, wie eigensinnig die Südstaatler zu Werke gehen.
Und Live ist dieses Gebräu ein Erlebnis aller erster Kajüte. Eröffnet wurde mit zwei Nummern vom 2009er Album „Static Tensions“. Corey (bass), Laura (voc,git.), Phillip (voc,git.) sowie die beiden Schlagzeuger Carl und Tyler gingen vom ersten Moment an ab wie Schmitz‘ Katze. Weiter ging‘s mit „Tired Climb“, „To Forget“ und „Forsaken“ vom aktuellen Album. Was für ein Auftakt. Eine anschließende Tribal-artige Drum Session sorgte für ein bisschen Verschnaufen bevor mit „Bottom Line“ und nochmal zwei Nummern von „Spiral Shadow“ nach gelegt wurde. Das nenn ich mal eine konsequente Album-Promotion.
Die Musiker schienen während des kompletten Sets in ihrer eigenen Welt zu leben und versprühten eben genau die Magie, die ein Kylesa-Konzert so einzigartig macht. Laura und Co. ließen dermaßen die Sau fliegen, dass man wirklich nicht mehr wusste, wo man zuerst hinschauen sollte. Faszinierend auch das Spiel von Phillip auf seinem seitlich aufgebauten Theremin, ein elektronisches Instrument, welches ohne Berührung, nur durch Annäherung der Hände Töne erzeugt. Sieht aus wie ein Quader mit einer Antenne und hört sich an wie eine singende Säge. Super!
Irgendwann wurde dann natürlich die Hammernummer „Scapegoat“ gespielt, welche das reguläre Set beendete. Dauerte aber nicht lange, dann wurde mit „Running Red“ und „Where The Horizon Unfolds“ noch zwei Zugaben Kracher serviert, welche dem Publikum das letzte bisschen Verstand raubten.
Nun: Ken Mode eher mäßig, Circle Takes The Square gut bis richtig gut und Kylesa der Hammer. Dieser Gig taucht am Ende des Jahres mit Sicherheit in den Top Ten auf.
Zu schade, dass Zürich dieses Jahr mit der Schließung des abart, einen der besten Clubs der Stadt verliert.
Setlist Kylesa:
Said and Done
Only One
Tired Climb
To Forget
Forsaken
Bottom Line
Don’t Look Back
Distance Closing In
Unknown Awareness
Hollow Severer
Scapegoat
Running Red
Where the Horizon Unfolds
Text + Bilder: Thomas Lang