9. Februar 2018
KiFF – Aarau
Band: Kvelertak / NAG
Auf dem Menü standen keine norwegischen Spezialitäten und auch keine Aurora Borealis. Wobei – in gewisser Weise war alles irgendwie vorhanden.
Gelandet wurde nicht mit dem Flieger auf den Brettern des KiFF, sondern unter den Flügeln einer Eule, welche auf dem Kopf von Kvelertak-Sänger Erlend Hjelvik thronte. Die vier Gitarristen reihten sich im Voraus vor ihre Wände aus Orange-Verstärkern, auf denen jeweils eine Eule sass, und liessen mit „Åpenbaring“ als Einstieg keine Gnade walten. Sie feuerten ihre harten Riffs, angetrieben von Kjetil Gjermundrød in der Taktküche, direkt und unverblümt ins Publikum. Was einem mit einer Gewalt wie ein Faustschlag mitten ins Gesicht entgegenballerte, wurde mit Freude empfangen und im Publikum gab es ab dem ersten Ton kein Halten mehr. Alle waren bereit für die norwegische Sprachlektion der besonderen Art.
Wer sich aber in der Schule üblicherweise lieber in die hinteren Bankreihen verkrochen hatte, bevorzugte es gestern Abend, direkt am Bühnenrand gebührend die Mähne zu schütteln. Auch fand man viel Freude an Gruppenarbeiten wie Moshpit und Ähnlichem. Selbst in der Turnstunde wurde es bevorzugt, aktiv zu sein – im Klettern auf die Bühne, um dann das Vertrauen zu stärken, indem man sich von den Klassenkameradinnen und -kameraden auf Händen tragen liess. Die Band gab auch vollen Körpereinsatz. So spielte Gitarrist Vidar Landa auf dem Tisch des Merchstands, oder stagedivend auf seiner Flying V und der Frontmann liess sich ein Bad in der Menge – beziehungsweise über den Köpfen der Fans – ebenfalls nicht nehmen.
All das wurde leidenschaftlich brachial von Kvelertaks unermüdlicher, schier unterbruchsloser Setlist getragen. Diese reihte eine Hymne an die andere. Was für ein Fest! Ein riesengrosser, klassenübergreifender Schülerfetz. Der Boden klebte vom Bier und an den Wänden des KiFFs klebten Rotz und Schweiss. Ein Zertifikat in norwegischer Sprache hat an diesem Abend wohl kaum jemand erreicht. Doch das interessierte ja nun wirklich niemanden. Kvelertak werden wohl nie müde, und so werde ich auch nie zu müde sein, um bei ihnen die Schulbank zu drücken.
Nicht unerwähnt sollten NAG bleiben. Scheinbar ist Stavanger nicht nur reich an Öl. Es ist offenbar auch die Brutstätte für wütenden, dreckigen und leidenschaftlichen Black Metal. Denn wie Kvelertak sind auch NAG diesem Ort entsprungen. Sie klangen wie der Bruder vom Würgegriff, ohne ein Abklatsch davon zu sein. Auch in Sachen Intensität, Wut und Energie standen sie ihren Landsmännern recht nahe. Ich werde NAG auf alle Fälle weiter verfolgen, obwohl man mit ihnen nicht Norwegisch lernen kann.
Setlist
1. Åpenbaring
2. Bruane Brenn
3. Mjød
4. 1985
5. Berserkr
6. Evig Vandrar
7. Ulvetid
8. Bronsegud
9. Nattesferd
10. Ordsmedar av rang
11. Liktorn
12. Svartmesse
13. Offernatt
14. Fossegrim
15. Blodtørst
Zugaben:
16. Heksebrann
17. Månelyst
18. Kvelertak
Text und Bilder: Kathrin Hirzel