11. März 2017
Samsung Hall – Dübendorf
Bands: KoЯn / Heaven Shall Burn / Hellyeah
Wohin müssen wir jetzt genau? Wo ist dieser Bahnhof Stettbach? Was, dort finden regelmässig religiös geprägte Happenings statt? Also Hölle, Hellyeah und so oder wie?
Fangen wir von vorne an. Die neue Konzerthalle im Züri-Randgebiet und irgendwie Un-Ort, Stettbach. Da hilft auch das schicke Tramhäuschen nicht, es fühlt sich wie in der Pampa an. Nachts zumindest. Schnell ist man von dort in dieser neuen Super-Halle mit Namenssponsor Samsung. Optisch ein Hingucker. Modern und luftig, hoffentlich hält auch die Akustik. Laut ist es auf alle Fälle schon mal, als wir eintreffen. Heaven Shall Burn sind aufgrund technischer Probleme total im Verzug . Der Line-Check ist gerade beim Schlagzeug und das ist dermassen laut, dass es im Gehörgang weh tut. Wir suchen die Bar und ein gutes Plätzchen.
Die Probleme dauern an, also besser die gemütlichen Plätze auf dem Balkon testen. Der Ausblick von dort oben ist grandios. Es fühlt sich an, als würde man in einem Mega-Kino sitzen mit Blick auf eine riesige Panorama-Leinwand. Das gigantische Backdrop füllt die volle Fläche der Bühne aus. Also wirklich alles sehr grosszügig bemessen in dieser Halle. Grosszügig ist die Halle vielleicht deshalb – kleiner Gedanken-Abschweifer – weil hier, in den vom selfmade Multi-Millionär und SVP-hardliner Lehmann finanzierten Räumlichkeiten, auch eine Gemeinschaft mit den Buchstaben I, C und F ihren Sitz gefunden haben. Nun gut, heute dürfen die «Mächte des Bösen» dieses sonst so erleuchtete Lokal beschallen. Und das taten sie auch.
Heaven Shall Burn waren im 2015 Samstags-Headliner am Greenfield. Bereits damals hat mir ihr Metalcore nicht gefallen und ich war vom Headliner-Slot überrascht. So störte es zwar einen Grossteil der Besucher_innen, dass die Spieldauer der Deutschen heute Abend arg kurz ausfiel. Für mich persönlich egal. Dennoch, Hut ab, dass sie sich den eigenen Frust nicht anmerken liessen und das Publikum positiv einstimmten.
Ach, was soll ich zu Korn noch sagen. Alle Jahre wieder habe ich bereits in jedem der letztjährigen Konzertberichte geschrieben. So regelmässig, wie andere sonntags in die Kirche pilgern, so touren Korn einmal um den ganzen Planeten Erde. Mich freut’s und die vollen Konzerthallen sprechen für die Nu-Metaller.
Profimässig wird vom ersten Moment abgeliefert. Fast schon zu routiniert und abgebrüht, dafür saugut. Der Bühnenaufbau war dieses Jahr für ihre Verhältnisse aufwendig. Es wurde auf zwei Ebenen gespielt. Vorne in der Mitte Jonathan Davis mit seinem geliebten H.R. Giger-Mik-Ständer. Und links und rechts von ihm abwechselnd Plätze für Gitarre und Bass. Dahinter eine Ebene höher das Schlagzeug mit Ray Luzier und zwei freien Plätzen neben ihm zum Spielen und Posieren, wo Fieldy und Co. hoch und runtergehen konnten. Haupthingucker waren die 56 LED-Lichter vor diesem Aufbau. Es ist faszinierend, was mit diesen LEDs alles an Lichtbildern entstehen kann. Das hat richtig Spass gemacht zum Zusehen. Allerdings oft mit zusammen gekniffenen Augen, weil es dermassen Hell war. Die Ränge auf dem Balkon wurden non-Stopp erleuchtet.
Solide und mitreissend wie eh und je. Headbangen und Mitsingen, wo man den Text kannte. Die Setlist war etwas kurz mit 60 Minuten und nur zwei Zugaben. Und irgendwie haben mir ein paar Highlights gefehlt am Ende des Abends. Aus ihrem letzten Album The Serenity Of Suffering (VÖ: 21. Oktober 2016) kamen zwei Songs. The Paradigm Shift (2013) fehlte komplett. Dafür gab es aus ihren ersten Alben «Issues» und «Korn» je drei Lieder, was mir gefiel.
Somit ist die Europa Tour zusammen mit Hellyeah (hier nur in der Bildergalerie) und Heaven Shall Burn mit Pleiten, Pannen, einer fulminanten Lichtorgel und einem gewaltigen Lautstärkenpegel gestartet. Korn, wir sehen uns nächstes Jahr wieder.
Setlist: [Quelle: setlist.fm]
Right Now
Here To Stay
Rotting In Vain
Somebody Someone
Word Up! (Cameo cover)
Coming Undone
Insane
Y’All Want A Single
Make Me Bad
Shoots And Ladders
.. drum solo
Blind
Twist
Divine
Encore:
Falling Away From Me
Freak On A Leash
Text: Nicole Imhof
Bilder: Dietmar Grabs