16. Juni 2016
Z7 – Pratteln
Bands: Korn / Sixx:A.M.
Der vergangene Donnerstagabend wäre eigentlich ein perfekter Abend gewesen, um bei einem Gläschen Wein und einem guten Film gemütlich auf der Couch zu gammeln. Es schüttete in Strömen, war kalt und ungemütlich. Eigentlich wie fast jeder Tag seit Wochen, aber lassen wir das Thema mal.
Doch auch das schlechteste Wetter kann hartgesottene Rock- und Metalfans nicht davon abhalten, an ein Konzert guter Livemusiker zu gehen. Und so war es dann auch im ausverkauften Z7 in Pratteln. Die Lockvögel waren keine anderen als die 1993 gegründeten Nu-Metal-Pioniere Korn. Doch auch die Supportband Sixx:A.M. rund um dem ehemaligen Mötley Crüe-Star Nikki Sixx, trug einen wichtigen Teil an die gut verkauften Tickets bei und sorgte für einen vollen Schuppen, kreischende Fans und gute Stimmung.
Wie viele Sixx:A.M. Fans sich tatsächlich im Z7 eingefunden hatten, hörte man spätestens als Bassist Nikki Sixx, Gitarrist DJ Ashba und Sänger James Michael die Bühne betraten und mit einschneidenden Melodien und fetten Gitarrenriffs das vom Regen durchnässte Publikum aufwärmten. Mit qualitativ hochstehendem, radiotauglichen Mainstream-Rock brachten sie die Stimmung im Publikum mit Hits wie „Prayers for the Dammed“, „Life is Beautiful“ und „Rise“ zum Brodeln.
Trotzdem schien es, als würden die Einheizer des Abends nicht so recht zu den eingefleischten Korn Fans passen, denn diese befanden sich während des Auftritts von Sixx:A.M. stets im hinteren Teil der Location. Um eine Verbindung zu schaffen wurde kurzerhand der Drummer von Korn, Ray Luzier, für einen Song auf die Bühne geholt.
Das Bühnenoutfit der amerikanischen Vollblutrocker passte zu deren Musik wie die Faust aufs Auge. Mit wild toupierten und gegelten Haaren, in passende Lederjacken gekleidet und mit zwei Backgroundsängerinnen in kurzen Röcken und kniehohen Lederstiefeln, zogen Sixx:A.M. eine pompöse Show ab. Die Fans waren Feuer und Flamme und sangen die gespielten Songs leidenschaftlich mit. Auch wenn Sixx:A.M. nicht den Geschmack aller Konzertbesucher getroffen haben, so haben sie die „Buh-Rufe“ zwischen den Songeinlagen dennoch nicht verdient. Die drei Jungs und deren Tour-Drummer Dustin Steinke sind tolle Livemusiker und deren Leistung ist es allemal Wert gelobt zu werden. Wann und ob Nixxi Sixx & Co. wieder die Schweiz besuchen steht bis dato noch in den Sternen.
Während der Umbauphase zum Hauptact des Abends gab es einen Publikumswechsel und die Korn Liebhaber strömten nach vorne während sich die Sixx:A.M. Fans entweder ganz nach Hause verabschiedeten oder sich auf die hinteren Plätze im Z7 verteilten. Nach einer gewissen Wartezeit, möglicherweise aufgrund von Meet & Greets, betraten schliesslich Korn die Bühne und die Zuschauer zeigten ihre Vorfreude brüllend und mit ausgestreckten Teufelshörner. Und schon wird der erste Hit „Right Now“ angestimmt und das Publikum beginnt wie wild zu den treibenden Beats zu tanzen. Mit seiner charakteristischen Stimme, den zerzausten Dreadlocks und dem dazugehörigen Alienfrau-Mikroständer (designet von H.R. Giger) zieht Sänger Jonathan Davis wahrlich alle Blicke auf sich.
Mit tiefgestimmten Gitarren sorgten James „Munky“ Shaffer und Brian „Head“ Welch, der seit 2013 wieder fester Bestandteil der Nu-Metal Band ist, für harte Riffs und Headbang-Gelegenheiten. Ein weiteres Merkmal von Korn ist der fünfsaitige Bass und das gekonnte Slap-Bassspiel von Reginald „Fieldy“ Arvizu. Letzterer war wie gewohnt im Hip-Hop-Look gekleidet. Während die Amis die Fans mit wummernden Bässen und treibenden Schlagzeugbeats zur Höchstform pushten, sorgte Jonathan Davis zweimal für Abwechslung, in dem er wie an Korn-Konzerten üblich, seinen Dudelsack hervorholte und damit den unverwechselbaren Sound unterstützte.
Stücke wie „Shoots And Ladders“ (1995!) „Coming Undone“, „Falling Away From Me“ und „Follow The Leader“ aus den älteren Scheiben der agilen Herren wurden mit neuen Kompositionen wie „Hater“ und „Narcissistic Cannibal“ hervorragend ergänzt. Zwischenzeitlich bewies Drummer Ray Luzier mit einem Solo was für ein grandioser und talentierter Schlagzeuger er ist. Die Menge zeigte ihre Anerkennung durch tosenden Applaus und lauten Pfiffen. Für eine Überraschung sorgte das Duett von „Blind“ mit Jonathan Davis und Nikki Sixx. Anders als bei seinem Auftritt mit Sixx:A.M. prasselten nun auch die begeisterten Jubelrufe der Korn-Anhänger auf Nikki Sixx nieder.
Ein weiterer Hit wurde mit „Twist“ zum Besten gegeben und nun schien es definitiv kein Halten im Publikum zu geben, denn immer grösser wurde der Moshplatz zu Füssen der Bühne und alle tanzten mit wirren Bewegungen und rhythimschem Kopfnicken zu den skurilen Stimmeinlagen Davis‘. Gitarrist „Head“ sorgte auch für einen optischen Blickfang, in dem er seine langen Dreads zum Takt der Musik kreisen liess. Der zweite Gitarrist „Munkey“ war wie üblich in seiner ganz eigenen Welt, wollte den Überblick über die Stimmung im Publikum dann aber doch nicht missen. Immer wieder blickte er mit zerzauster Mähne um das rechte Bühneneck um zu überprüfen, ob denn ja alle mitmachen.
Es folgten weitere Knaller in Form von „Did My Time“ und „Y’all Want A Single“ bei welcher hunderte Mittelfinger in die Luft gehalten wurden und der Refrain auch hier begeistert von den Zuschauern mitgebrüllt wurde. Bevor es dann in die Zugabe ging folgte natürlich noch das „kornisierte“ Pink Floyd Cover „Another Brick In The Wall“ welches das Z7 eindeutig zum kochen brachte. Als Abschlussbouquet spielten sich die Amis schliesslich noch durch die ebenfalls älteren Stücke „4 U“, „Got The Life“ sowie dem unverkennbaren und ebenso genialen „Freak On A Leash“. Nach Abschluss der Zugabe bedankten sich Davis & Co. bei ihren Fans mit der Verteilung ihrer gesamten Gitarrenpleks, Drumsticks und Schlagzeugfellen.
Korn bewiesen auch in Pratteln ihr Talent als Liveband und sorgten für einen schweisstreibenden und energiegeladenen Abend.
Setlist (Quelle: Setlist.fm)
1. Right Now
2. Here To Stay
3. Homebody Someone
4. Narcissistic Cannibal
5. Falling Away From Me
6. Coming Undone
7. Shoots And Ladders
8. Hater
9. Drum Solo
10. Blind (Feat. Nikki Sixx)
11. Twist
12. Did My Time
13. Y’all Want A Single
14. Another Brick In The Wall
15. 4 U
16. Got the Life
17. Freak On A Leash
Text: Andrea Germann
Bilder: Miriam Ritler