Eine kleine Serie gibt euch einen Einblick in Konzertfotografie
Im zweiten Teil unserer Serie über Konzertfotografie zeigen wir Euch einen kleinen Einblick in das Fotoequipment von Konzertfotografen und Konzertfotografinnen.
Teil 1: Regeln an Veranstaltungen
Teil 2 – Das Fotoequipment
Meinen ersten Einsatz als Konzertfotograf hatte ich 2017 beim Konzert von Alice Cooper in der Samsung Hall. Ausgerüstet mit einer guten Spiegelreflex-Kamera und der Fotografenerfahrung aus Hunderten von Hockeyspielen, war ich vor dem Konzert extrem nervös. Natürlich habe ich mich vor dem Einsatz mit dem Thema Konzertfotografie auseinandergesetzt. Ich kann aber nicht behaupten, dass mich die vielen Informationen und Tipps beruhigt hätten. Beeindruckt von der Ambiance und dem ganzen Drumherum, fielen meine fotografischen Ergebnisse an diesem Abend bescheiden aus. Der Virus „Konzertfotografie“ hat mich aber sofort befallen.
Wer nicht viele Tausende von Franken in eine Profiausrüstung investieren will oder kann, weicht auf eine Semi-Pro-Ausrüstung aus. Auch mit einer solchen Kamera lassen sich sehr gute Fotos schiessen. Einen statischen Singer-Songwriter bei Tageslicht auf einer Open-Air-Bühne zu fotografieren, geht auch mit normalen Kameras recht gut. Dagegen eine Black-Metal-Band in schwarzen Kleidern auf einer finsteren Bühne mit wenig Licht zu fotografieren, bringt die beste Kameratechnik an den Anschlag (und den Fotografen zur Verzweiflung). Gegner, bzw. die grössten technischen Herausforderungen für Konzertfotografen sind Dunkelheit, schlecht ausgeleuchtete Musiker*innen und LED-Scheinwerfer.
Aber fragen wir doch die Konzertfotografen und Konzertfotografinnen selbst, auf was sie besonders Wert legen.
Die Lieblingsspielzeuge von Urs Brunner vom Tracks-Magazin sind seine Kameragurte. Diese ermöglichen es ihm seine drei Kameras immer am Mann zu haben. Jede dieser Kameras ist mit einem anderen Objektiv (mit verschiedenen Brennweiten), bestückt. Dadurch entfällt das eher mühsame Wechseln von Objektiven während dem Konzert und er ist aufnahmetechnisch für alle möglichen Situationen bestens vorbereitet.
Ralf Wyssenbach benutzt immer die Sony a7m3 mit dem Sony 24-70 f2.8 GM. An der a7m3 mag er den schnellen Autofokus mit der Augenerkennung und dass auch die ISO Bereiche bis 6400 gut zu meistern sind. Um den Drummer festzuhalten, hat er immer zusätzlich eine Sony a7m2 mit dem 70-200 f2.8 GM dabei. Ralf mag es, Musiker mit dem ganzen Instrument abzulichten. Daher bevorzuge er das flexible 24-70 Zoom Objektiv. Randnotiz: Die Drummerin oder den Drummer abzulichten ist wegen deren Position auf der Bühne nicht immer einfach, ist aber für die meisten von uns eine Ehrensache.
Nicole Imhof (Konzertfotografin für ARTNOIR) verwendet an Konzerten in der Regel nur eine Kamera und ein Objektiv. Sie arbeitet mit der Nikon DSLR D750, einer Vollformat-Kamera mit guten Werten betreffend Auflösung. Sprich, sie findet auch im Dunkeln das Motiv und grobkörnig wird es erst, wenn die ISO richtig hochgedreht werden muss. Die D750 ist ein guter Mittelweg zwischen den teuren Profi-Modellen und den günstigen Hobby-Produkten. Match-Entscheidend für Konzerte sind vor allem lichtstarke Objektive mit mindestens f/2.8. Ihr Standard-Objektiv ist das 24-70mm 2.8G Zoom-Objektiv. Zoom deshalb, weil es etwas mehr Flexibilität, als eine Festbrennweite bietet. Um so bereits beim Abdrücken den Bild-Ausschnitt zu wählen, den sie am Ende haben möchte.
Kathrin Hirzel (Konzertfotografin für ARTNOIR) nennt das Weitwinkelobjektiv von Nikon, das NIKKOR – AF-S 14-24mm f/2.8G ED ZOOM, ihr liebstes Spielzeug.Weil sich damit tolle Bühnentotale zaubern lassen oder aber auch spannende Perspektiven erzeugen, wenn man ganz nah vor den Musikern steht. Am häufigsten verwendet Kathrin ihr All-Round-Objektiv NIKKOR – AF-S 24-70mm f/2.8G ED. Mit diesem lassen sich kleine und mittlere Konzerte hervorragend einfangen. Als Kamera verwendet Kathrin mit Überzeugung eine Nikon DSLR D750. Nie mehr in den Graben würde Kathrin ohne ihren Sun Sniper Pro Kameragurt. Er ermöglicht ihr den raschen Objektivwechsel, der ihr erlaubt zwischendurch die Kamera bequem hängen lassen.
Daniel Strub verwendet aus seinem Fotoequipment am liebsten das Weitwinkel-Objektiv. Damit kann er entweder ein ganze Band (inklusive Bühnendeko) oder die Fans in der ersten Reihe sehr gut festhalten. Dani hat meistens mehrere Kameras an den Konzerten dabei (Stichwort Kameragurt). Am liebsten benützt er die D4 von Nikon. Diese Kamera hat eine sehr kurze Auslöse-Verzögerung und liefert trotz mittlerer Sensorauflösung eine gute Bildqualität. Ebenfalls wichtig ist für Dani das Fachsimpeln unter den Fotografenkolleginnen und -kollegen vor den Konzerten.
Nächste Folge: Ein Best-Of unserer ARTNOIR-Fotografinnen und Fotografen
Text: Berend Stettler