Datum: 20. Juni 2013
Ort: Hallenstadion – Zürich
Band: Kiss / Rival Sons
Was man vom Kiss-Konzert letzten Donnerstag in Zürich erwarten konnte, wusste man eigentlich bereits im Vorhinein: eine gross angelegte Show mit vielen Specials, eine überdimensionale Bühnendeko, ein Lichtspektakel mit unzähligen Scheinwerfern in allen nur vorstellbaren Farben und natürlich die vier an Comic-Helden erinnernden Herren, die einem mit reichlich Mimik und Gestik etliche Klassiker aus den 70ern und 80ern sowie einige neuere Stücke um die Ohren hauen.
Die Ehre den Abend zu eröffnen hatten die aus Kalifornien stammenden Rocker von Rival Sons, welche einen ordentlichen Auftritt hinlegten, der mich jedoch nicht aus meinen Ankle Boots hüpfen liess. Dies lag aber wahrscheinlich hauptsächlich an ihrer Musik, die mich nicht gerade wegzublasen vermag. Zudem hatte ich das Gefühl, als wären sie teilweise fast ein bisschen zurückhaltend, obwohl vor allem Fronter Jay Buchanan eigentlich leidenschaftlich bei der Sache zu sein schien. Nichtsdestotrotz kamen sie bei den Zuschauern ziemlich gut an und ernteten von Song zu Song mehr Applaus.
Zu spannungsaufbauenden Klängen wanderten blaue Scheinwerfer über das Publikum und auf den beiden Leinwänden erblickte man ein Bild der Erde, welche in fliessender Bewegung so weit heran gezoomt wurde, bis man das Hallenstadion von oben sehen konnte. Nachdem eingeblendet wurde, wie Kiss durch die Gänge im Backstage in Richtung Bühne schritten und dabei natürlich irgendwelche Faxen machten, ertönten die Worte, welche bereits von allen ersehnt wurden: «Alright, Zurich! You wanted the best, you got the best! The hottest band in the world – KISS!»
Der schwarze, schwere, mit der Kiss-Aufschrift verzierte Vorhang fiel und los ging’s mit dem Lied «Psycho Circus». Während Eric Singer hinten auf sein Schlagzeug eindreschte, kamen die anderen auf einer riesigen, aus Stahl konstruierten Spinne heruntergefahren, welche, wenn sie nicht gebraucht wurde, während der gesamten Show über der Bühne hing und um der Detailliebe willen zwischendurch auch mal ihre Beine bewegte. Im Hintergrund gab es eine übergrosse LED-Wall, auf welcher abwechselnd das Kiss-Logo wie auch die Besucher zu sehen waren oder das Konzert übertragen wurde.
Auf diesen bombastischen Start folgten zuerst einmal einige Stücke ohne irgendwelche speziellen Einlagen. Dass «The Demon» seine Zunge innerhalb der ersten 23 Minuten gefühlte 666 Mal präsentierte, versteht sich von selbst. Auch formatierten sie sich des Öfteren zu zweit oder dritt vorne am Bühnenrand und gestikulierten wild. Es dauerte auch nicht lange, bis Paul Stanley eine Lady im Publikum ins Visier nahm, auf sie zeigte und ihr mit einem Ich-Bin-Hin-Und-Weg-Gesichtsausdruck «I love you» zurief.
Nachdem sich Gene Simmons bei «War Machine» für’s Feuerspucken feiern liess, bei den darauf folgenden Songs wie auch bei denen davor etliche Feuerbälle in die Luft schossen und Funken sprühten, fast ständig Rauch, Nebel oder Trockeneis eingesetzt wurde, gab es dann vor allem in der zweiten Hälfte ihres Auftritts sehr nette Showelemente. Beim Lied «Outta This World», bei welchem «The Spaceman» und «The Catman» ihr Können an der Klampfe und an den Drums zeigten, wurden gegen Ende Raketen aus dem Gitarrenkopf und aus einem Kanonenrohr abgefeuert.
Gleich beim nächsten Stück «God Of Thunder» stand dann wieder Gene Simmons im Mittelpunkt, als dieser ein Solo zum Besten gab, in Begleitung von Glockenläuten sowie düsteren Bassklängen und mit dämonischem Blick Blut ausspie und zum Abschluss dieses Szenarios zum Körper der Spinne hinauf schwebte. In die Lüfte ging es ebenfalls bei «Love Gun», als «The Starchild» über die Köpfe der Leute hinweg bis zur kleinen, runden B-Stage, die sich in der Nähe des Mischpults befand, flog. Da tauten auch die letzten in den hinteren Reihen endgültig richtig auf.
Noch höher hinaus ging es bei «Rock And Roll All Nite». Unter Konfetti-Regen wurden links und rechts an kranähnlichen Stahlarmen befestigte Podeste ausgefahren, auf welchen Gene Simmons und Tommy Thayer standen. Kaum hatten diese ihren Zenit erreicht, begann Paul Stanley seine Gitarre zu zertrümmern. Der eigentliche Höhepunkt des Abends folgte aber erst noch, und zwar als sie ihren Super-Hit «I Was Made For Lovin‘ You» spielten. Vor allem im Stehbereich herrschte eine überaus erheiternde Stimmung, die einen danach sogar noch auf dem Nachhauseweg begleitete.
Eine glanzvolle Show, die ab und zu zwar recht kitschig wirkte und typisch Ami-mässig bis ins Detail durchgeplant war. Doch genau dieser ganze Klimbim, die Verkleidung und Schminke ist das, neben der Musik natürlich, was diese Band ausmacht. Man will Kiss genau so und bekommt Kiss genau so. Und deswegen hat man auch gerne darüber hinweg gehört, dass der Gesang vom Sternenkind manchmal eher nach einem krächzenden Raben als nach einem strahlenden Sternchen klang.
Setlist:
01. Psycho Circus
02. Shout It Out Loud
03. Let Me Go, Rock ‘n‘ Roll
04. I Love It Loud
05. Hell Or Hallelujah
06. War Machine
07. Heaven’s On Fire
08. Deuce
09. Say Yeah
10. Outta This World [eingeleitet mit «Shock Me»]
11. God Of Thunder
12. Lick It Up
13. Love Gun
14. Rock And Roll All Nite
Zugaben:
15. Detroit Rock City
16. I Was Made For Lovin‘ You
17. Black Diamond
Text + Bilder: Jasmin Stierli