Datum: 5. November 2014
Ort: Z7 – Pratteln
Bands: Overkill / Prong / Enforcer
Die unermüdlichen Ikonen des Thrash Metal Overkill befinden sich wieder auf der beliebten Killfest Tour und das nicht ohne Grund. Denn im Gepäck haben sie ihr sage und schreibe 17. Studioalbum „White Devil Armory“. Mit diesem heissen Silberling konnten die US-Thrasher ihren besten Charteinstieg seit ihrem 34 jährigen Bandbestehen erzielen!
Auf der Killfest 2014 Tour werden Overkill von den Genossen Prong, den schwedischen Speed-Metaller Enforcer und den Texanern Darkology tatkräftig begleitet.
Darkology habe ich aber leider verpasst, Entschuldigung!
Deshalb beginnt mein Konzertabend mit den jungen Stockholmer Enforcer. Olof Wikstrand (Gesang/Gitarre), Jonas Wikstrand (Schlagzeug), Joseph Tholl (Gitarre) und Tobias Lindkvist (Bassgitarre) haben bereits drei Langrillen auf dem Markt und waren zum Beispiel im Vorprogramm von Airbourne oder Bullet auf Europa Tournee. Sie hinterliessen auf Festivals wie „Sweden Rock“ und „Bang Your Head“ einen bleibenden Eindruck.
Enforcer fallen mir im ersten Moment vor allem visuell auf. Der Frontmann Olof agiert mit schwarzer Spandex Hose, Nietengurt– und Bänder, blonder vorne kurz hinten lang Gitarrenfrisur und einer Flying V Klampfe in den Händen. Seine Bandkollegen runden den authentischen Metal Stil, getreu den 80iger Hair Metal Zeiten, ab.
Meine Begeisterung beschränkt sich aber leider auf das Äussere. Was die Schweden auf ihren Alben so locker und gezielt dahin schmettern, wirkt live eher unsauber gespielt. Ich werde die Vermutung nicht los, dass mehr Wert auf die Darbietung gelegt wird, als auf saubere Riffs. Aber ist das so schlimm? Nein, den CD Qualität kann man ja Zuhause haben. Das hat sich wohl auch die Metalgemeinde gesagt und Enforcer fleissig unterstützt mit Mähne schütteln und Applaus.
Das Metal Trio Prong entert nach der Umbaupause die Bühne. Prong wurden 1986 gegründet, pausierten zwei Mal 1996/1997 und sind seit 2002 in einer anderen Konstellation wieder zusammen. In diesem Jahr wurde das 10. Album „Ruining Lives“ heraus gegeben. Bands wie Korn, Pantera oder Nine Inch Nails liessen sich von Prong gerne inspirieren. Doch Tommy Victor erreichte seltsamerweise nie so viel Ruhm, also zogen andere Bands quasi mit seinen Riffs durch Städte und Länder. Aber nun zurück nach Pratteln ins Z7.
Der Stilwechsel ist nicht nur optisch, sondern auch musikalisch. Tommy Victor (Gesang/Gitarre) und Jason Christopher (Bassgitarre/Begleitstimme) wirken wie wütende Hardcore Rocker. Art Cruz prügelt gnadenlos und präzise auf sein Schlagzeug ein, Jason steigt immer wieder auf die Monitorlautsprecher und verwandelt zwischendurch seine Bassgitarre zur Flinte.
Eine Mischung aus Post-Punk, Hardcore Thrash und brutalem Metal knallt gnadenlos in die Gehörgänge. Dass Tommy seine Gitarre im Griff hat, das erstaunt nicht. Zumal er als freiberuflicher Riffakrobat bei Danzig, Marilyn Manson oder Rob Zombie aktiv war. Die Anwesenden rocken ordentlich mit und verabschieden Prong mit einem wohlverdienten Beifall.
Nun wird es aber Zeit für den Headliner, welcher seinen Bandnamen schlussendlich nach dem zweiten Studioalbum von Motörhead „Overkill“ benennt. Bobby „Blitz“ Ellsworth (Gesang), Carlo “D.D. Blaze” Verni (Bassgitarre), Dave Linsk – (Lead Gitarre), Derek “Skull” Tailer (Rhythmus Gitarre) und Ron Lipnicki (Schlagzeug) betreten gutgelaunt die Bühne und schmettern gleich den Titel „Amorist“ von der aktuellen Langrille „White Devil Armory“ hin.
Für die knapp 1‘000 Fans gibt es spätestens beim dritten Song „Electric Rattlesnake“ kein Halten mehr. Es ist schon erstaunlich, wie bei Overkill immer noch die Post abgeht! Sie sind einfach Meister ihres Faches. Die Pioniere feuern fette Thrash Riffs von der Bühne und Bobby hat offensichtlich richtig Freude an seiner Arbeit vor Schweizer Publikum. Er erwähnt immer wieder, wie gut es tut, vor Schweizer Zuhörer zu spielen und dann erst noch im Z7.
Der charismatische Frontmann hat die Menge schnell im Griff und ich zähle ihn zu den wenigen, wo die Worte „f*** you“ nett und gut gemeint tönen. Selbst seine Stinkefinger Geste, die gehört einfach zum Konzert.
Einen guten Unterhaltungswert hat auch immer wieder das blitzartige wieder auftauchen auf der Bühne vom Bobby, wenn die instrumentalen Parts seiner Kollegen zu Ende gehen und es wieder Zeit ist für den Gesang… Blitz lauert jeweils regelrecht am Bühnenrand und stellt sich schon fast sprintermässig in Startposition, um dann wie Aladin aus der Wunderlampe wieder bei seinem Mikrofon am Platz zu erscheinen.
Die Setlist hat viel zu bieten und beherbergt Stücke wie: „Black Daze“, „Long Time Dyin“, „Ironbound“ oder „Bitter Pill“. Als letzte Zugabe wird „Fuck“ zum Besten gegeben. Und es ist schon erstaunlich, wie befreiend es wirken kann, wenn alle zusammen laut „f** you“ schreien und die Fäuste, Mittelfinger oder Pommesgabeln gegen den Himmel recken.
Fazit: Overkill sind einfach ein Garant für einen Thrash Metal Abend, der sich gewaschen hat. Wen interessiert schon das Alter? Man ist so alt wie man sich fühlt und die Thrash Legenden werden hoffentlich noch lange auf der Bühne abrocken.
Und nun verabschiede ich mich mit den obligaten Worten: „We don’t care what you say… f*** you!“
Text + Bilder: Kathrin Hirzel