26. Oktober 2013
Plaza – Zürich
Bands: Karnivool / Kyasma
Im kleinen, aber feinen Plaza wurde an diesem Abend vorzügliche musikalische Kost geboten!
Kurz nach 19:30 Uhr legten Kyasma (CH) los und zwar sprichwörtlich. Das Publikum war zuerst verunsichert, dann erstaunt und letztendlich eine Mehrheit auch begeistert. Denn Ihr Stilmix ist sicherlich nicht jedermanns Geschmack. Von Elektronischen Elementen, Rock, Metal, Djent und Pop bis hin zu Orientalischen Melodien ist einiges vorhanden, das den Hörer forderte. Es klang wie eine Mischung aus Midnight Juggernauts (jedoch mit Gitarre) und Arabesque (NL) . Ein anderer wird in diesem Sammelsurium hier sicherlich andere Parallelen finden.
Die drei Walliser beherrschten ihre Instrumente und meisterten so mühelos die teils komplex aufgebauten Songs. Dabei zeigten sie eine wahre Spielfreude und eine grosse Prise Witz und Ironie gehörte hier auch dazu. Allen voran Frontmann Djamel Cencio (Gesang, Gitarre, Keys) der an diesem Abend kleidungstechnisch einen Verschnitt von Prince und Michael Jackson darstellte und auch einzelne typische Bewegungselemente dieser beiden Grössen zum Besten gab. Melchior Ebener am Bass, er möge mir verzeihen, erinnerte mit seiner Mimik doch zeitweise an Beaker von den Muppets. Es wurde aber nie lächerlich, gehörte zur Show, und ja, es machte grossen Spass den Jungs zuzusehen.
Unter anderem gaben sie „Radioactivity“ und „Technology 2.0“ von ihrem Debutalbum „Symphony For Technology“ zum Besten. Zu diesem Album stellt sich nur die Frage, was derzeit alle an dem Phoropter gefressen haben, dass dieser den Weg aufs Albumcover findet (so z.B: 2012 SAGA mit „20/20“ und 2013 Justin Timberlake mit „20/20 Experience“, wobei man diesem hier auch noch Titelklau bei SAGA vorwerfen könnte).
Wer also keine Berührungsängste mit nicht allzu gradliniger Musik hat, der sollte sich Kyasma mal live ansehen. Es war stimmig und der Spass garantiert. Das Publikum im Plaza entliess die Band jedenfalls mit grossem Applaus in den Abend!
Und dann war es Zeit für Karnivool (AUS). Die Band aus Perth startete mit „Nachash“ von ihrem aktuellen Album „Asymmetry„. Wie auf dem Album ist das Schlagzeug sehr dominant im Mix, ob von der Band gewollt oder nicht, der Sound der restlichen Protagonisten ging bei den ersten zwei Songs ein wenig unter. Dennoch war die Menge gebannt, ging mit. Spätestens als dann die ersten Takte von „Themata“ vom gleichnamigen Album erklungen, sind die Leute „angefixt“ und angetrieben nicht mehr still zu stehen. Der charismatische (wenn auch oft kühl wirkende) Sänger Ian Kenny trug dazu bei. Während den Instrumental-Passagen trat er ein wenig in den Hintergrund, tanzte zu den harten Rhythmen und steckte einen richtig an, es ihm gleich zu tun.
Ein erstes Highlight ist dann „Goliath“, dessen epische Passagen ein erstes Mal zu Gänsehaut führten.
Karnivool begeisterten, denn die Band bildete eine Einheit. Keine Spur von Asymmetrie, wie ein Uhrwerk funktioniert diese Band, wirkte aber in keinem Moment klinisch. Die Mischung aus Postrock, Progressive Metal und Modern Art-Rock bot einfach auch zu viel Dynamik als dass Langeweile und Sterilität aufkommen könnte.
Etwas das man bei Konzerten dieser Gangart selten sieht, ist ein Xylophon. Gitarrist Mark Hosking nahm dann die Klöppel in die Hand, um eben ein solches zu bespielen. Rasch war klar, dass nun „Simple Boy“ folgte. Im Verlauf des Auftritts wurden ganze 8 Stück vom aktuellen Album gespielt, für insgesamt 6 ältere Nummern blieb somit Platz, so z.B. „All I Know“, welches zur Halbzeit den ersten etwas ruhigeren Moment darstellte, aber nicht ins Seichte abdriftete. Was bei Karnivool (bis anhin zumindest) sehr angenehm ist: es gibt keine wegen des Kommerzes angestrengten Weichspüllieder auf Ihren Alben. So erlebte der Auftritt nur ein wenig die Ruhe vor dem Sturm, nicht aber einen Durchhänger.
Diese Ruhe wurde nun aber wieder schrittweise aufgelöst. Zunächst reaktivierte das wunderbar rhythmische „Sky Machine“ die Menge wieder ein wenig. Dem Beat dieses Songs kann sich kaum einer entziehen.
Und dann folgte „We Are“, welches von einem satten Bass begleitet wurde, sich langsam steigerte, um dann wieder den typischen Gitarrensound von Karnivool darzubieten. Ein genialer Song dessen Text auf aktuelle Ereignisse passt und in der Zeile „These Words Of Wisdom, Come With Lack Of Vision“ gipfelt…mehr gibt es hierzu nicht zu sagen.
Auch Bassist Jon Stockman durfte dann seine Stimmbänder noch richtig strapazieren und sich bei „Refusal“ die Seele aus dem Leib schreien. Vergleiche mit anderen Bands zu ziehen ist immer schwierig und birgt grosses Diskussionspotential. Ich komme jedoch nicht drum herum hier Oceansize zu erwähnen, denn es gibt einige Parallelen, und da die besagte Band nicht mehr existiert, fungieren Karnivool als exquisite, musikalische Ersatzdroge.
Zudem positiv zu erwähnen: Es wurde kaum gesprochen, keine grossen Stories erzählt. Es ging um die Musik, die für sich selbst sprach und man wünscht sich, dass generell die meisten Konzerte so ablaufen würden.
„Aeons“ ist dann der letzte Song vor dem Zugabenblock. Dieser wurde dann mit „Alpha Omega“ eingeläutet. Und zum krönenden Abschluss folgte „New Day“, dem längsten Song am heutigen Abend und dies war auch die Gelegenheit für das Publikum laut mitzusingen, was für grosse Emotionen sorgte. Insbesondere bei dem Fan der sich auf die Bühne verirrte und die Musiker umarmte, ja schon fast belästigte und so deren Verabschiedung vom glücklichen Publikum ein wenig unterbunden hatte. Bleib das nächste Mal bitte auf dem Boden.
Als Fazit bleibt: Karnivool hatten an diesem Abend den aktuellen Albumtitel mit Lügen gestraft und ein wunderbar stimmiges Konzert hingelegt. Freuen wir uns nun also auf die nächste Gelegenheit sie wieder live zu sehen!
Setlist Karnivool:
1. Nachash
2. A.M. War
3. Themata
4. Goliath
5. Simple Boy
6. Eidolon
7. All I Know
8. Sky Machine
9. We Are
10. Refusal
11. Set Fire To The Hive
12. Aeons
Zugaben
13. Alpha Omega
14. New Day
[Quelle: Foto]
Text: Mac Kopp
Bilder: Kathrin Hirzel